Die neue Filiale von "Cinnamood" hat in bester Lage eröffnet. Auf dem Stuttgarter Marktplatz bilden sich bei jedem Wetter regelmäßig lange Schlangen. Eine Zimtschnecke kostet zwischen 4,20 und 4,90 Euro. Neben der klassischen Variante mit Zimt gibt es sogenannte "Next Level Rolls": mit Apfel-, Heidelbeer- oder Himbeer-Weiße-Schokolade-Füllung, mit Pistazien-, Kokos- oder Spekulatiuscreme.
Zimtschnecken gehen in den sozialen Medien viral
Dank einer cleveren Vermarktung in den sozialen Medien floriert das Geschäft des Kölner Franchise-Unternehmens. Seit Gründung im April 2022 hat "Cinnamood" 18 Filialen in Deutschland eröffnet, weitere sind sowohl in deutschen als auch europäischen Großstädten geplant. Die traditionelle Heferolle mit Zimt ist innerhalb kürzester Zeit zum Szenegebäck geworden.
Grundsätzlich werden zwei Zimtschnecken-Arten unterschieden: die traditionellen aus Schweden und die Cinnamon Rolls aus den USA. Auf YouTube, Instagram und TikTok gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Rezepten. YouTuberin Kiki Aweimer von "Kikis Kitchen" hat ihr erstes Rezept zu Zimtschnecken vor fünf Jahren hochgeladen, sagt die 31-Jährige. Mittlerweile habe das Video rund eine Million Aufrufe. "Mit den Jahren sind verschiedenen Variationen und Füllungen immer beliebter geworden."
Jeden Tag schließt bundesweit eine Bäckerei
Zimtschnecken-Hype auf der einen Seite, Bäckerei-Krise auf der anderen: Jeden Tag schließt in Deutschland eine Bäckerei. Die Gründe: Personalmangel, hohe Energie- und Rohstoffkosten, Konkurrenz durch Backshops und Supermärkte.
Nicht erst seit der Corona-Pandemie kämpfen viele traditionelle Bäckereibetriebe ums Überleben. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat die Situation noch verschärft. 2022 sind in Deutschland mehr Bäckereien verschwunden als hinzugekommen sind. 780 mussten schließen. In Baden-Württemberg sind es jährlich 40 produzierende Betriebe, die aufhören.
Treue der Kunden ausschlaggebend
Die 111 Jahre alte Stuttgarter Traditionsbäckerei Bosch gibt es immer noch. Damit die Energiekrise dem Familienunternehmen nicht das Genick bricht, musste Inhaber Justin Bosch 2022 gegensteuern: Zweimal hat er die Preise erhöht und verzichtete auf eine bereits geplante Modernisierung seines Betriebs. Nur so konnte er eine Insolvenz abwenden. Heute stehen die Kunden bei ihm zwar nicht Schlange, aber die Geschäfte laufen gut.
Auch viele seiner Kollegen könnten im Moment nicht klagen, berichtet Justin Bosch. Das würde vor allem an der Treue der Kundinnen und Kunden liegen. Bestätigt auch Frank Sautter, Geschäftsführer des Bäckerinnungsverbands Baden-Württemberg: "Wir stellen fest, dass Brot und Backwaren vom Bäckerhandwerk nach wie vor von vielen Kunden hoch geschätzt und nachgefragt werden. Dies zeigt sich auch daran, dass das Bäckerhandwerk in Baden-Württemberg die Umsatzzahlen von 2019 halten und leicht ausbauen kann."
Auch traditionelle Bäckereien setzen auf Zimtschnecken
Der Stuttgarter Traditionsbäcker Justin Bosch sieht auf Zimtschnecken spezialisierte Verkaufsgeschäfte wie "Cinnamood" auf dem Marktplatz positiv: "Ist ja schön, wenn es wieder was gibt, wo die Leute in die Stadt kommen. Vor allem junge Leute. Ist ja zurzeit relativ viel Leerstand in der Stadt. Und deswegen ist schön, wenn es mal wieder was Neues gibt. Aber es ist halt die Frage, ob die Leute in einem Jahr immer noch Schlange stehen für die Zimtschnecke."
Auch die Konkurrenz äußert sich positiv. Die Berliner Biokette "Zeit für Brot" hat bereits im Juni 2022 in der Stuttgarter Innenstadt ein Zimtschnecken-Filiale eröffnet. Regionalleiterin Vi Tayarat-Hoang sagt: "Wir freuen uns immer über Mitbewerber. Je mehr Menschen Zimtschnecken-verliebt sind, umso besser für uns alle!"