Schwieriger Umgang mit stehenden Gewässern

Stuttgarter Probstsee: Blaualgen für Fischsterben verantwortlich

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Vor zwei Wochen musste eine halbe Tonne tote Fische aus dem Probstsee in Stuttgart-Möhringen gefischt werden. Die Stadt will weiteres Fischsterben verhindern. Das ist aber gar nicht so einfach.

Nachdem vor rund zwei Wochen rund 500 Kilogramm Fische im Probstsee bei Stuttgart-Möhringen verendet sind, steht nun die Ursache für das Fischsterben fest. "Die Messungen haben eine sehr hohe Konzentration an Blaualgen bestätigt", teilte eine Sprecherin der Stadt Stuttgart auf Anfrage am Donnerstag mit.

SWR Reporter Markus Frank hatte sich zuvor mit dem Anglerverein Möhringen getroffen, der überzeugt ist: Das Fischsterben hätte verhindert werden können.

Regelmäßige Sauerstoff-Messungen an allen Seen

Die hohen Temperaturen, die direkte Sonne bei wenig Wind hätten das Wachstum der Bakterien vor zwei Wochen extrem gefördert. Momentan wird am Probstsee wie auch bei allen weiteren Seen in der Verwaltung des Tiefbauamts regelmäßig der Sauerstoffgehalt kontrolliert. "Bei entsprechender Witterung werden die Messungen auch verstärkt", so die Sprecherin.

Mehrere Probleme erschweren die Situation am Probstsee

Wie es jetzt mit dem See weitergeht, ist noch größtenteils unklar. Die Stadt Stuttgart will weitere Maßnahmen ergreifen, aber aus verschiedenen Gründen ist der Umgang mit dem Problem Blaualgen nicht so einfach. Sobald wenig Sauerstoff im Wasser ist, könne "eigentlich nur die Feuerwehr geholt werden, die dann Frischwasser einpumpt", sagt Jürgen Mutz, Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Stuttgart.

Blaualgen im Probstsee
Hier wurde ein Teil der Blaualgen im Probstsee schon abgefischt.

Denn der Probstsee ist ein stehendes Gewässer ohne Zu- oder Ablauf und wird nur von Regenwasser gespeist. Das heißt, das Wasser wird nicht auf natürliche Weise ausgetauscht. Das wurde beispielsweise beim Max-Eyth-See geändert, mit dem es in den letzten Jahren stets im Sommer auch immer erhebliche Probleme mit der Ausbreitung von Blaualgen gab. 2019 führte das hier zu einem großen Fischsterben. Hier wurden ein Zulauf und ein Ablauf vom Neckar aus geschaffen, sodass es laut Stadt Stuttgart zwei Mal im Jahr einen kompletten Wasser-Austausch gibt.

Max-Eyth-See: Blaualge weg, Hornblatt da

Dafür gab es während der heißen Tage am Max-Eyth-See nun ein anderes Problem: Die Blaualgen sind jetzt zwar weg, aber dafür breitet sich das Hornblatt an der Wasseroberfläche aus und sorgt vor allem bei den Bootsbetreibern für Frust. Denn das Hornblatt fühlt sich in leicht fließenden, nährstoffreichen, sommerwarmen Gewässer sehr wohl und breitet sich dann aus.

Ist der Fischbestand im Probstsee vielleicht zu groß?

Der in entgegengesetzter Richtung vom Max-Eyth-See gelegene Probstsee hat noch ein zweites Problem: Er ist nicht sehr tief, 30 Zentimeter an der tiefsten Stelle, und sehr verschlammt. Der Anglerverein Möhringen will schon seit längerem, dass der Schlamm abgebaggert wird. Ja, es wäre schon gut für den Probstsee, wenn er weniger Schlamm hätte, meint auch Mutz. Aber der See ist ein Naturdenkmal, deswegen gäbe es Auflagen - und noch andere Lebewesen außer den Fischen, die in dem Schlamm leben und diesen brauchten. "Aber selbst wenn wir den Schlamm rausnehmen, wird es nicht mehr Wasser werden im See. Das Grundproblem bleibt bestehen, weil der Wasserstand so niedrig ist." Das Einzige, was in einem heißen Sommer helfe, sei regelmäßiger Regen, damit es einen Zulauf gibt, so Mutz.

Der Leiter des Tiefbauamtes sieht aber möglicherweise noch ein anderes, drittes Problem. Denn eventuell sei der Fischbestand für den Probstsee auch zu groß. Dies könne man aber nur mit einer Befischung feststellen.

Digitale Messstationen und Austausch mit Naturschutzbehörden

Mittelfristig will die Stadt Stuttgart eine Messstation installieren, mit der der Sauerstoffgehalt rund um die Uhr ohne großen Aufwand per Smartphone gemessen werden kann, auch am Wochenende. Es muss niemand mehr hinfahren und Proben nehmen, die erst ausgewertet werden müssen. So eine Messstation gibt es bereits am Max-Eyth-See, und sie soll auch an anderen stehenden Gewässern eingesetzt werden. Ebenfalls mittelfristig soll aber ein Teil des Schlamms dennoch entnommen werden. Mit den zuständigen Naturschutzbehörden bleibe das Amt im Gespräch, um Möglichkeiten zu suchen, die Situation etwas zu verbessern.  

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