picture alliancedpa | Marijan Murat | Montage: SWR (Foto: dpa Bildfunk, Klinik-Leiter Jan Steffen Jürgensen steht im weißen Arzt-Kittel auf einem Gang - im Hintergrund ist der Schriftzug Klinikum Stuttgart zu erkennen.)

Energiekrise

Stuttgarter Klinikchef Jürgensen fürchtet hohe Mehrkosten

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Jonathan Hadem
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Sebastian Felser

Für Kliniken ist es schwierig, Energie zu sparen. Kranke brauchen es wärmer als 19 Grad, Beatmungsgeräte müssen weiterlaufen. Was also tun? Fragen an Jan Steffen Jürgensen.

Alles wird teurer - auch die medizinische Versorgung. Dienstleister und Lieferanten können ihre Rechnungen in erhöhen, weil sie ständig neue schreiben .Eine Klinik verhandelt aber immer ein Jahr vorher über Kosten und Budget.

2021 hat niemand geahnt, was dieses Jahr wegen des Ukraine-Kriegs mit den Energiekosten passiert. So klaffen oft Millionen-Lücken - auch beim Klinikum Stuttgart, bestätigt der Vorstandsvorsitzende Jan Steffen Jürgensen im Gespräch.

SWR Aktuell: Wie stark machen sich die hohen Energiepreise bei ihnen im Klinikum bemerkbar?

Jan Steffen Jürgensen: Das ist eine volatile Situation. Wir haben im laufenden Jahr zweistellige Millionenbeträge an Mehrkosten mit unklaren Aussichten. Bisher haben wir stark auf Blockheizkraftwerke gesetzt, die effizient und günstig waren. Dort müssen wir kurzfristig disponieren - wir haben auch Liefer-Verträge, die zum Jahresende die Preisgarantie verlieren. Insofern werden die Mehrkosten im kommenden Jahr noch deutlicher ausfallen, aber es schlägt schon jetzt sozusagen voll rein.

SWR Aktuell: Sie haben ja keine Möglichkeit, bestimmte Maschinen abzustellen – zum Beispiel Beatmungsgeräte. Gibt es denn überhaupt Möglichkeiten, bei Ihnen Energie zu sparen?

Jürgensen: Die gibt es in jedem Fall, denn es gibt immer Möglichkeiten, noch effizienter zu werden. Wir haben sehr innovative, raumlufttechnische Anlagen, die im Vergleich zu anderen Modellen nur einen Bruchteil der Energie für Kühlung und auch das Erwärmen von klinischen Strukturen benötigen.
Wir setzen auf erneuerbare Energien. Wir haben noch im Dezember 2021 für etwa zweieinhalb Millionen Euro zusätzliche Photovoltaik-Anlagen auf die großflächigen Dächer des Hauses bringen lassen. Wir haben in den letzten Monaten und Jahren schon einige kleinere Häuser in "Plusenergie-Bauweise" ans Netz genommen. Wir sparen beim Heizen in der Verwaltung. Wir reduzieren die Beleuchtung. Wir setzen auf LED-Technik, aber in einigen Bereichen ist Sparen schlicht nicht möglich: Der Inkubator muss laufen. Das Beatmungsgerät muss laufen – da gibt es allenfalls marginale Unterschiede im Verbrauch zwischen den Herstellern. Ein hoher Sockel ist aber sozusagen gesetzt im Verbrauch.

SWR Aktuell: Haben Sie denn das Gefühl, dass Sie mit diesen Maßnahmen finanziell gesehen gut über den Winter kommen?

Jan Steffen Jürgensen: Das haben wir nicht. Es ist eine prekäre und belastende Situation für alle Häuser. Wir haben das Privileg, in der Trägerschaft der Landeshauptstadt Stuttgart zu sein. Damit haben wir kommunal einen vergleichsweise sehr stabilen Träger im Hintergrund. Für die ganze Krankenhauslandschaft, für die kritische Infrastruktur, ist es allerdings wirklich bedrohlich - für einige Häuser mit vielleicht weniger solventen Trägern und kleineren Strukturen ist es kurzfristig eventuell auch existenzbedrohend.

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