S-Bahn Stuttgart kämpft mit Verspätungen (Foto: SWR)

Künstliche Intelligenz in Leitstelle

Verspätungen bei der S-Bahn Stuttgart: Hilft KI?

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Philipp Pfäfflin
Bild von Philipp Pfäfflin (Foto: SWR, SWR - Foto: Alexander Kluge)

KI soll die S-Bahn Stuttgart pünktlicher machen. Was die Bahn als Fortschritt verkauft, ist laut Fahrgästen ein schlechter Witz. Was sind die Gründe für Verspätungen und Zugausfälle?

Was bringt die Künstliche Intelligenz?
Wie funktioniert die KI in Plochingen?
Wie viel Minuten kommen S-Bahnen im Schnitt zu spät?
Warum fallen die Teckbahn und die Schusterbahn aus?
Was sind die Hauptgründe für die Probleme?
Gibt es Hoffnung auf Besserung?

Was bringt die Künstliche Intelligenz (KI) bei der S-Bahn Stuttgart?

Die Bahn spricht von einer "signifikanten Verbesserung" durch die KI. Sie befindet sich in der Leitstelle der Stuttgarter S-Bahn in Plochingen (Kreis Esslingen) und hat im ersten Halbjahr 2022 rund 4.000 Verspätungsminuten im Voraus verhindert, wie die Deutsche Bahn diese Woche mitteilte. Die eingesparten Verspätungsminuten im ersten Halbjahr 2022 entsprechen rund 22 Minuten am Tag, so eine Bahnsprecherin am Freitag.

"Bei rund 950 S-Bahn-Fahrten am Tag ist das ein Witz", sagten hingegen Fahrgäste in Backnang dem SWR und rechneten vor: Im Schnitt mache das pro einzelner Fahrt nur eine Zeitersparnis von rund einer Sekunde aus. Die Bahn sieht das anders. Das seit gut einem Jahr laufende bundesweit erste Pilotprojekt sei so erfolgreich, dass die Technik nun auch bei den S-Bahnen Rhein-Main und München eingesetzt werde, sagte Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik.

Wie funktioniert die KI bei der S-Bahn Stuttgart?

In der Plochinger S-Bahn-Leitstelle überwachen Disponentinnen und Disponenten den laufenden S-Bahn-Betrieb, um bei Unregelmäßigkeiten schnell reagieren zu können. Sie entscheiden beispielsweise, ob ein Zug auf ein anderes Gleis umgeleitet wird, welche S-Bahn früher Einfahrt bekommt oder ob ein Zug bei zu großer Verspätung früher wendet. Um diese Entscheidungen treffen zu können, werden viele Daten benötigt. Hier kommt die KI zum Einsatz. Sie simuliert auf Basis des Live-Betriebs den weiteren S-Bahn-Verkehr und meldet mögliche Konflikte. Außerdem macht sie Vorschläge. So können die Disponentinnen und Disponenten die Folgen ihrer Entscheidungen besser einschätzen und teilweise auch schon eingreifen, bevor eine Störung auftritt.

S-Bahn Stuttgart kämpft mit Verspätungen (Foto: SWR)
Die Leitstelle der Stuttgarter S-Bahn in Plochingen. Hier überwachen Disponenentinnen und Disponenten den Bahnverkehr und greifen ein. Eine KI unterstützt sie dabei seit gut einem Jahr.

Wie viel Minuten kommen S-Bahnen im Schnitt zu spät?

Die Deutsche Bahn gibt auf ihren Internetseiten einen Überblick über die Verspätungen der S-Bahn Stuttgart - und zwar aufgegliedert in "3-Minuten Pünktlichkeit" und "6-Minuten Pünktlichkeit". Demnach hatten im Jahr 2021 89,6 Prozent der Bahnen eine Verspätung von weniger als drei Minuten. Und 97 Prozent hatten weniger als sechs Minuten Verspätung. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Werte leicht verschlechtert, im Vergleich zu 2019 aber deutlich verbessert. Allerdings räumt die Bahn ein, dass die Zahlen kaum vergleichbar sind. So führte beispielsweise die Pandemie samt Homeoffice-Pflicht zu weniger Fahrgästen und damit indirekt auch zu weniger Verspätungen. Durch die Sperrung der Stammstrecke samt Schwierigkeiten auf der Panoramabahn kam es hingegen zu außerordentlichen Problemen.

Auch das S-Bahn-Portal "S-Bahn-Chaos" wertet die Verspätungen bei der S-Bahn Stuttgart aus. Angezeigt werden Verspätungsdiagramme vom aktuellen Tag wie auch von vorherigen Tagen. Es können außerdem die Werte der einzelnen S-Bahn-Linien getrennt angeschaut werden.

Warum fallen derzeit die Teckbahn und die Schusterbahn aus?

Vom 26. September bis zum 6. November fallen zwei komplette Zugstrecken sowie eine S-Bahn-Linie aus. Die Deutsche Bahn begründet das mit kurzfristigen Krankmeldungen und einem erhöhten Krankenstand von Fahrpersonal. Betroffen sind die Schusterbahn zwischen Stuttgart-Untertürkheim und Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) und die Teckbahn zwischen Kirchheim/Teck und Oberlenningen (beide Kreis Esslingen). Außerdem fällt die S-Bahn-Linie 62 zwischen Weil der Stadt (Kreis Böblingen) und Stuttgart-Zuffenhausen von Montag bis Freitag aus. Die Bahn erhofft sich dadurch, dass dadurch die anderen S-Bahnen stabiler und insbesondere die S3 im Viertelstundentakt statt zuletzt im Halbstundentakt fahren können. Allerdings zeigte sich bereits während der vergangenen Tage, dass die S3 zu Beginn der Woche nicht immer pünktlich fuhr und seit Dienstag nun doch wieder nur im Halbstundentakt unterwegs ist.

Personal, Infrastruktur - was sind die Hauptgründe für die S-Bahn-Probleme?

Neben fehlendem Personal hat die S-Bahn mit Infrastrukturproblemen zu kämpfen. Das räumte Dirk Rothenstein, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn Stuttgart, diese Woche ein. Fahrgäste wissen, wovon er spricht. Diese Woche startete mit einer Signalstörung Montagfrüh im Berufsverkehr, gefolgt mit Verspätungen und Zugausfällen am Dienstag wegen einer defekten Weiche.

S-Bahn Stuttgart kämpft mit Verspätungen (Foto: SWR)
Dirk Rothenstein, Vorsitzender der Geschäftsleitung der S-Bahn Stuttgart, begründet die derzeit immer auftretenden Einschränkungen bei den S-Bahnen mit einem hohen Krankenstand und "ab und zu auftretenden Infrastrukturstörungen".

Verspätungen und Zugausfälle: Gibt es Hoffnung auf Besserung?

So lästig Baustellen und Streckensperrungen bei der S-Bahn sind, so zeigen sie doch, dass die Deutsche Bahn Strecken und Gleise erneuert. Davon betroffen sind in diesem Jahr vor allem S-Bahn-Abschnitte in den Stuttgarter Stadtteilen Zuffenhausen, Feuerbach, Vaihingen und Rohr sowie im Bereich der Stuttgarter Stammstrecke - also zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof und Schwabstraße.

Im Zuge der Stammstrecken-Sanierung wird dort auch das europäische Zugkontrollsystem ETCS (European Train Control System) eingebaut. Von diesem digitalen Lotsen erwartet die S-Bahn eine höhere Pünktlichkeit. Außerdem sollen Züge in dichterem Takt fahren können. Das ETCS soll im Jahr 2025 in Betrieb gehen.

S-Bahn-Chef Rothenstein hofft außerdem, dass nach der aktuellen Krankheitswelle das Personal im November wieder weitgehend einsatzfähig sein wird. Damit könnten dann auch wieder die Teck- und Schusterbahn sowie auch die S62 regulär fahren.

Entspannung erhofft sich der S-Bahn-Chef letztlich auch von 58 neuen S-Bahn-Zügen, die derzeit nach und nach ausgeliefert würden. Damit könnten auch die derzeit sechs Fahrzeuge kompensiert werden, bei denen immer noch die Radsätze ausgetauscht werden müssen. Diese waren im Sommer beim Fahren über die Panoramabahn beschädigt worden.

Verspätungen und Zugausfälle bei der S-Bahn Stuttgart

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