Unterbrechung durch Stuttgart 21

Gäubahn: Wird die S1 nach Horb verlängert?

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Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Ab 2025 soll für mindestens sieben Jahre die Bahnstrecke Zürich - Stuttgart unterbrochen werden. Das sorgt seit Jahren für Ärger. Eine mögliche Lösung: die Verlängerung der S-Bahn bis Horb.

Wenn Stuttgart 21 in Betrieb geht, wird nicht für alle Zugreisende die Anbindung besser. Besonders die Anwohnerinnen und Anwohner der Gäubahn, der Eisenbahnstrecke von Zürich über Singen nach Stuttgart, kommen dann nicht mehr ohne umzusteigen an den Hauptbahnhof. Denn der Pfaffensteigtunnel, der Anschlusstunnel der Gäubahn an den neuen Tiefbahnhof, muss noch gebaut werden. Solange enden die Züge für mindestens sieben Jahre in Stuttgart-Vaihingen. Von dort geht es dann nur mit S- oder Stadtbahn weiter in die Innenstadt. Nun gibt es die Überlegung, die S-Bahn bis nach Horb zu verlängern.

Seit Monaten versuchen verschiedene Initiative die Unterbrechung zu verhindern. Der Verband Region Stuttgart hingegen hat jetzt im Verkehrsausschuss einen anderen Vorschlag diskutiert: Die S-Bahn Stuttgart könnte bis nach Horb (Kreis Freudenstadt) verlängert werden. Der Vorteil: Fahrgäste kämen dann auch von dort ohne Umsteigen bis an den Stuttgarter Hauptbahnhof.

Welche Vorteile hätte eine Verlängerung der S1?

Bisher fährt die S1 von Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) bis nach Herrenberg (Kreis Böblingen). Weiter Richtung Süden nach Singen und Zürich fahren nur die Regional- und Intercity-Züge der Bahn sowie die Intercity-Züge der Schweizer Bundesbahnen. Der Regional- und Fernverkehr wird aber ab Sommer 2025 nur bis Stuttgart-Vaihingen fahren können, weil die oberirdische Zufahrt zum Hauptbahnhof dann wegfällt. Die S-Bahn hingegen fährt weiterhin über den Stammstreckentunnel direkt bis in die Innenstadt und zum Hauptbahnhof.

Eine Verlängerung der S1 über Herrenberg hinaus bis nach Horb (Kreis Freudenstadt) würde bedeuten, dass Fahrgäste auch von Horb aus während der Streckenunterbrechung ohne Umsteigen zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren könnten.

Ist eine Verlängerung der S1 überhaupt möglich?

Die DB Netz AG hat genau diese Frage untersucht. Und kommt zu dem Schluss: Prinzipiell ist eine Verlängerung möglich. Aber es bedeutet auch, dass die S-Bahn Stuttgart mindestens drei zusätzliche S-Bahn-Fahrzeuge benötigen würde sowie weiteres Personal. Außerdem zeigt die Untersuchung: Der Abschnitt zwischen Horb und Herrenberg wird durch die zusätzlichen S-Bahn-Züge deutlich verspätungsanfälliger.

Wie oft würde die S1 nach Horb fahren?

Die S-Bahn müsste sich zwischen Vaihingen und Horb die Gleise mit den Regional- und Intercityzügen teilen. Daher wäre dort lediglich ein Ein-Stunden-Takt für die S-Bahn möglich.

Was spricht gegen die S-Bahn-Verlängerung?

Der Verband Region Stuttgart erklärt, dass sich eine Verlängerung der S-Bahn nicht auf Kosten des bisherigen S-Bahn-Netzes auswirken dürfe. Sollte durch die Verlängerung Ressourcen im Kernnetz fehlen, zum Beispiel Personal oder S-Bahn-Züge, müsse die Verlängerung wieder aufgehoben werden.

Außerdem stellt die Studie der DB Netz AG fest, dass die Gäubahn bereits jetzt - ohne S-Bahn nach Horb - sehr anfällig für Verspätungen und Einschränkungen im Eisenbahnverkehr ist. Die Sprache ist von einer "mangelhaften Betriebsqualität".

Welche Fragen müssen geklärt werden?

Die politische Zuständigkeit der S-Bahn liegt beim Verband Region Stuttgart. Der Verband bestellt bei der Bahn die S-Bahn-Züge und die Fahrten, die benötigt werden. Geklärt werden muss also, ob der Verband auch für die Verlängerung des S-Bahn-Netzes nach Horb zuständig ist. Dazu kommt die Frage: Wer finanziert die Verlängerung? Aus dem Verband gibt es bereits Forderungen, dass das Land Baden-Württemberg die Finanzierung mit tragen müsse. Im nächsten Schritt will der Verband mit der Bahn und dem Land zu dem Thema ins Gespräch gehen.

Gibt es Alternativen?

Die Anrainergemeinden der Gäubahn fordern, die Unterbrechung zu verhindern. Dem Verkehrsclub Deutschland reicht der Vorschlag, die S1 zu verlängern, nicht aus. Er forderte zum wiederholten Male, dass die bisherige Anbindung an den Kopfbahnhof für die Dauer, bis der Pfaffensteigtunnel fertig ist, erhalten werden muss. Das würde bedeuten, dass oberirdisch am Hauptbahnhof auch nach der Fertigstellung von Stuttgart 21 einige Gleise liegen bleiben müssten.

Der ewige Streit um die Gäubahn

Um die Unterbrechung der Gäubahn tobt seit Jahren ein Streit. Die Unterbrechung der Bahn in Stuttgart, die ursprünglich nur für einige Monate vorgesehen war, soll nun mindestens sieben Jahre dauern. Kritiker rechnen mit über zehn Jahren, bis der Pfaffensteigtunnel fertig ist. Inzwischen hat auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Klage eingereicht. Die DUH wirft der Bahn vor, dass die deutlich längere Unterbrechung der Gäubahn gegen den Planfeststellungsbeschluss von Stuttgart 21 verstößt.

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