Bunter Salat mit essbaren Insekten (Foto: SWR, Vanessa Sieck)

Heuschrecken auf dem Salat

Essbare Insekten - lecker oder eklig?

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Vanessa Sieck
Vanessa Sieck (Foto: SWR)

Essbare Insekten gelten als Lebensmittel der Zukunft - auch weil sie reich an Proteinen sind. In einer Salatbar in Ludwigsburg gibt es Heuschrecken und Mehlwürmer längst zu essen.

Angeekelt das Gesicht verziehen oder lässig hinein beißen: Essbare Insekten sorgen für unterschiedlichste Reaktionen. In Frank Seidels Salatbar in Ludwigsburg gehören sie als proteinreiches Topping schon seit knapp acht Jahren zum Angebot dazu. Wer mag, kann sich für Buffalo-, Mehlwürmer, Grillen und auch Heuschrecken als Topping entscheiden. "Wir haben auch Kunden verloren, die gesagt haben: Ich komme nicht mehr rein, solange das hier präsentiert wird", erzählt Frank Seidel. "Die haben Angst, das krabbelt auf ihren Salat, aber die Insekten sind ja gefriergetrocknet, da kann nichts passieren."

Frank Seidel kämpft immer wieder gegen Vorurteile an. Viele Menschen hätten auch eine falsche Vorstellung davon, wie Insekten schmecken, sagt er: "Die Leute hören Mehlwürmer und haben was Glibberiges im Kopf, aber sie sind ganz trocken, sie sind wie Croutons mit einem leicht nussigen Aroma."

Uni Hohenheim: essbare Insekten nachhaltiger als Fleisch

An der Universität Hohenheim wird zu essbaren Insekten geforscht. "Es wird natürlich von allen Seiten gesagt: Insekten sind das Lebensmittel der Zukunft", bestätigt Ernährungswissenschaftler Nils Nölle. Rational spreche auch sehr viel dafür, auch in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit. Insekten bringen im Vergleich zu anderen Tieren - wie beispielsweise Kühen - viele Vorteile mit sich: In der Aufzucht brauchen sie weniger Platz und weniger Wasser. Sie verwerten ihr Futter besser und können nahezu komplett, also fast ohne anfallende Abfälle gegessen werden. Aber eine Frage bleibe: "Kann man bei aller Rationalität die emotionale Komponente ausschalten?" Denn die spielt bei vielen Menschen hierzulande eine große Rolle.

Ernährungswissenschaftler Nils Nölle im Labor der Uni Hohenheim (Foto: SWR)
Ernährungswissenschaftler Nils Nölle erforscht an der Uni Hohenheim den Vitamin-D-Gehalt in essbaren Insekten und ob man diesen noch erhöhen kann.

"Vielleicht sind wir die Merkwürdigen, die die Insekten nicht essen. Es gibt zwei Milliarden Menschen auf diesem Planeten, für die das völlig selbstverständlich zur Ernährung dazu gehört."

In der Europäischen Union (EU) gelten Insekten als neuartige Lebensmittel. Insekten und Insektenteile, die als Lebensmittel verkauft werden, benötigen daher in der EU eine Zulassung nach der Novel-Food-Verordnung. Bislang sind in der EU der Mehlwurm, die Wanderheuschrecke, der Buffalowurm und die Hausgrille zugelassen. Seit dem 24. Januar 2023 darf die Hausgrille auch in Pulverform, als "teilweise entfettetes Pulver", als Zutat für Lebensmittel eingesetzt werden.

Insekten in Lebensmitteln müssen gekennzeichnet sein

Sind Insekten in Lebensmitteln enthalten, muss das auf der Verpackung gekennzeichnet sein. "Vorgaben zur Kennzeichnungspflicht können zum Teil aber noch deutlicher sein - zum Beispiel was die Allergenkennzeichnung von loser Ware betrifft", fordert die Verbraucherzentrale auf ihrer Homepage. Auch der Verzehr von Insekten kann in seltenen Fällen allergische Reaktionen auslösen. "Insekten enthalten Stoffe, die auch bei Krebstieren, Weichtieren und Hausstaubmilben vorkommen", erklärt Sabine Holzäpfel, Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Allergien gegen Insekten sind aber selten. Salatbarbetreiber Frank Seidel dachte vor einigen Jahren, dass der Konsum von essbaren Insekten enorm ansteigen würde, erzählt er: "Ich habe gedacht, das ist das Essen der Zukunft, aber ganz ehrlich: Bei uns läuft das so nebenher, es ist einfach ein Gag."

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