Die Preiserhöhung um durchschnittlich genau 8,83 Prozent, so der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), sei unumgänglich geworden. Die Entwicklung der Kosten besonders bei Energie und Lohn fürs Personal bedrohe "die Existenz der Verkehrsunternehmen" im VRN-Gebiet.
Erhöhung der Ticketpreise: "Immer noch unter Inflationsrate"
Zu den genannten Kostentreibern gesellen sich laut VRN noch Lieferkettenprobleme. Ein VRN-Vertreter gab am Donnerstag in Mannheim zu bedenken, der Verbund habe seine Ticketpreise in den vergangenen zwei Jahren nicht erhöht. Das gehe nun nicht mehr. Die Steigerung um fast neun Prozent, die sich auf das gesamte Ticketsortiment erstrecke, liege aber "immer noch unter der aktuellen Inflationsrate", die momentan bei rund zehn Prozent liegt.
Tickets für öffentlichen Nahverkehr: "Was ist noch vermittelbar?"
Um die gestiegenen Kosten aufzufangen, hätte man eigentlich alles um etwa 20 Prozent erhöhen müssen. Es sei bei den Beratungen der Verbund-Unternehmen aber darum gegangen, was noch vermittelbar sei. Denn natürlich gebe es momentan von Nutzern auch Kritik, zum Beispiel wegen ausgedünnten VRN-Strecken aufgrund coronabedingten Personalausfalls und fehlenden Ersatzteilen, räumte Christian Volz ein. Volz ist Geschäftsführer der Rhein-Neckar Verkehr GmbH (rnv). Man müsse jetzt sehen, "wie der Markt (die Kunden) darauf reagieren." Man müsse auch damit rechnen, dass dadurch Kunden wegfielen.
49-Euro-Ticket im ÖPNV kommt In welchen Städten im Südwesten es sich am meisten lohnt
Ein ÖPNV-Ticket für 49 Euro: Lohnt sich das? Der Vergleich der Abo-Preise für das Deutschlandticket und je fünf große Städte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zeigt Sparpotential.
Kritik an geplantem bundesweiten 49 Euro-Ticket
Christian Specht (CDU), Erster Bürgermeister in Mannheim und zudem Chef des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar, übte im Zusammenhang mit den Ticket-Preis-Steigerungen deutliche Kritik am geplanten 49-Euro-Deutschland-Ticket. Der Plan: Bund und Länder wollen dieses Ticket mit insgesamt drei Milliarden Euro finanzieren. Diese Rechnung ginge aber nicht auf, so Specht. Um die Kosten zu decken, müsste dieses Ticket eigentlich mindestens 69 Euro kosten. Für die Finanzierung des Deutschland-Tickets fehlten nach Spechts Rechnung 1,7 Milliarden Euro, um kommunale Verkehrsunternehmen wie die rnv nicht in ihrer Existenz zu bedrohen.
Specht hofft auf verbesserte Version des 49-Euro-Tickets
Specht sagte, er rechne damit, dass das 49-Euro-Ticket frühestens am 1. April 2023 kommen werde. Bestenfalls werde und müsse das dann aber eine nachgebesserte Version sein. Denn die Liste der Risiken für kommunale Verkehrsunternehmen sei lang. Ein Problem: Fehlende Planbarkeit. Beispiel: Das Deutschlandticket sei, so Specht, monatlich kündbar. Die rnv aber konnte bis jetzt mit rund 150.000 Jahres-Abo-Ticket-Inhabern rechnen. Wenn diese Abonnenten aber umschwenken auf ein monatlich kündbares 49-Euro-Ticket, dann fehle die Planungssicherheit - und am Ende klaffe ein Loch in der rnv-Kasse: "Wer bezahlt das?", fragte Specht am Donnerstag bei einem Pressetermin.
Beteiligt sich Bund an Deutschland-Ticket-Nachfinanzierung?
Laut Specht sind die Bundesländer mittlerweile bereit, die Hälfte der fehlenden 1,7 Milliarden Euro zu übernehmen. Jetzt komme es darauf an, ob der Bund sich dem anschließt und die andere Hälfte übernimmt. "Der Streit ist noch nicht ausgestanden", so Specht.