Gleich hinter dem Eingang zum Spinelli-Gelände im Erlebnisraum Bioökonomie steht auf einem Schild vor einer Toilettenanlage: "Pee Power" (auf deutsch: "Pinkel-Energie"). Was aussieht wie eine ganz normale Toilette, ist ein wissenschaftlicher Großversuch, der vom Umweltministerium Baden-Württemberg mit 300.000 Euro gefördert wird. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben die Spezialanlage zusammen mit der Universität Hamburg entwickelt. Fünf Jahre lang haben sie daran getüftelt.
Urin hat hohe elektrische Leitfähigkeit
Zur Anlage gehört eine herkömmliche Öko-Toilette, die ohne Wasser funktioniert und feste Fäkalien mit einem Laufband abtransportiert. Der Urin wird gesondert aufgefangen. Das ist deshalb wichtig, weil er den Forschern zufolge eine hohe elektrische Leitfähigkeit und einen hohen Anteil an organischem Kohlenstoff hat. Für die Energieproduktion darf er nicht verdünnt werden. Herzstück der Anlage ist ein Reaktor, der mikrobielle Elektrolyse betreibt. Am Ende entsteht Wasserstoff, den die Wissenschaftler per Brennstoffzelle in Strom umwandeln, mit dem zum Beispiel das Handy aufgeladen werden kann.
Strom aus Urin - Anlage soll ein halbes Jahr getestet werden
Wertstoffe könnten Wasserstoff sein, so Horn, aber auch ein Bio-Kunststoff. Für die Forscher sei wichtig, solche bioelektrisch-chemischen Systeme auch als Reaktor-Konzept vorzustellen. Ob das Ganze reibungslos funktioniert, wollen sie jetzt ein halbes Jahr auf der BUGA 23 testen. Eine Schautafel informiert über das Projekt. Demnächst sollen sich die Besucher auch per QR-Code einen eigens produzierten Erklärfilm dazu anschauen können.