Das mannheimer Collini Center war von Anfang an umstritten.

Bund Deutscher Architekten kritisiert Abrisspläne

Büroturm des Mannheimer Collini-Centers "Gefährdete Art"?

Stand
Autor/in
Susanne Bessler

Eigentlich steht es fest: Der Büroturm des Collini-Centers soll abgerissen werden. Doch nun stellt eine Architekturausstellung in Stuttgart die Frage nach dem Sinn.

Das Collini-Center in Mannheim prägt die Skyline der Stadt seit den 70er Jahren. Ein Wohnturm und ein Büroturm, verbunden durch eine Galerie, im lupenreinen Stil der 70er Jahre. Der inzwischen marode Büroturm soll abgerissen werden und mit ihm die kultige Galerie.

Foyer des Collini-Centers in Mannheim
Die Galerie des Collini Centers ist lupenreiner Stil der 70er Jahre - auch sie soll abgerissen werden.

Ausstellung kritisiert Abriss des Büroturms des Collini-Centers

Eine neue Ausstellung des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) in Stuttgart stellt nun aber genau solche Gebäude im Stil des Brutalismus ins Zentrum und plädiert für deren Erhalt, auch wenn sie nicht unter Denkmalschutz stehen. "Gefährdete Arten" so der Titel der Ausstellung, wirbt für ein Umdenken in der Baubranche und nimmt den Collini Büroturm als Beispiel.

Der Büroturm des Collini Centers soll einem Neubau weichen.
Der Büroturm des Collini-Centers soll abgerissen werden.

Architekten fordern Umbau statt Abriss

Die Argumentation der Architektinnen und Architekten: Diese Gebäude sind auch Zeugen ihrer Zeit, und das Material, das darin verbaut ist, ist wertvoll. Deshalb sei es sinnvoller, solche Bauten zu erhalten und einer neuen Nutzung zuzuführen. Das sei nachhaltiger und nicht so belastend für die Anwohnerinnen und Anwohner.

"Eigentlich wird der Abbruch der zukünftigen Generation aufgebürdet, denn die muss sich schlussendlich um den Abbruchmüll kümmern."

Die Collinis Mannheim Visualisierung
So soll der Neubau aussehen. den der Investor, die Deutsche Wohnwerte Heidelberg plant.

Auch die Anwohnerinnen und Anwohner wollen keinen Abriss. Für sie ist das kein nachhaltiges Konzept. Außerdem finden es viele schade, dass durch den Abriss des benachbarten Büroturms auch die verbindende Galerie zerstört wird.

"Dieser Stil ist für mich auch die Seele von Mannheim aus den 70er Jahren - und das muss bleiben."

Denkmalschutz abgelehnt

Die Bewohnerinnen und Bewohner wollten die Galerie sogar unter Denkmalschutz stellen lassen, doch das klappte nicht. Laut Landesdenkmalamt sei der Collini Büroturm ein beeindruckendes Beispiel des Architekturstils "Brutalismus" aus den 70er Jahren. Die 1972 bis 1975 entstandene Baugruppe besitze zwar Landmarkencharakter und eine städtebauliche Fernwirkung, ihre Konzeption und Umsetzung sei aber im Vergleich mit anderen Gebäuden in Baden-Württemberg nicht ausreichend innovativ, um unter Denkmalschutz gestellt zu werden. Trotzdem sieht man beim Landesdenkmalamt in Stuttgart den Abriss kritisch.

"Wir können nicht jedes Gebäude unter Denkmalschutz stellen. Aber wir wünschen uns natürlich ein Umdenken bei den Architekten, Investoren und Bauträgern.“

Investor will neues Hochhaus bauen

Nach dem Abriss will der Investor, der das Gelände von der Stadt gekauft hat - die Deutsche Wohnwerte Heidelberg - ein neues Hochhaus mit Wohnungen bauen. Man habe die Möglichkeiten des Erhalts eingehend geprüft und festgestellt, dass ein Abriss unvermeidlich sei.

"Zu diesem Schluss sind im Übrigen alle teilnehmenden Investoren gekommen, da sämtliche beteiligte Fachingenieure, Gutachter und sonstige Experten dies unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten geraten hatten.“ ​

Zeitpunkt für Abriss noch offen

Die Ausstellung "Gefährdete Arten" in Stuttgart macht diese Diskussion nun neu auf. Den Collini Büroturm wird das wohl nicht mehr retten. Der Antrag für den Abriss ist gestellt, der wird zurzeit von der Stadt geprüft. Wann mit dem aufwändigen Abriss begonnen werden kann, steht allerdings noch nicht fest. Denn zur Genehmigung müssen auch nochmals die Einwände der Anwohnerinnen und Anwohner geprüft werden.

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Susanne Bessler

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