Manches lässt sich nicht nur durch Zahlen, Daten oder mit purer Vernunft erklären. Manchmal muss man auch Emotionen für eine Erklärung heranziehen. Ein Motodrom voller begeisterter Menschen. Fahnen im Wind. Camper, Zelte, Gemeinschaft. Ganze Wochenenden, gefüllt mit Motorsport. Dicht dran sein, an Fahrern und Teams. Wenn ich an den Hockenheimring denke, dann sehe ich volle Tribünen. Und höre heute noch die Herzen vieler Menschen höher schlagen, wenn zum Beispiel die Formel 1 in der Stadt war. Am Ring. In Hockenheim. Mitten im Hardtwald.
Rennsport: Aus der Zeit gefallen?
Das ist lange her. 2019 fuhr Max Verstappen als erster über die Ziellinie, knapp dahinter: Der Heppenheimer (Kreis Bergstraße) Sebastian Vettel. Aber schieben wir für den Moment die Nostalgie mal zur Seite: War oder ist der Motorsport nicht längst aus der Zeit gefallen? In gewisser Weise schon. Nichts passt schlechter ins Bild als stinkende, dröhnende Motoren. Zu viel unnötige PS, Fahrer, die wie Gladiatoren in ihre hochgezüchteten Rennmaschinen steigen, um im Kreis um die Wette zu fahren. Auf Strecken, die der Natur ihren Raum wegnehmen. Und nach wie vor gehört zur Wahrheit auch dazu: In Hockenheim ist es an Wochenenden immer noch laut. Motorrad-Rennen, ADAC-Masters, Porsche-Cup, Nitrolympix. Da prallen Interessen aufeinander. Muss alles nicht sein, oder? Man kann das so sehen. Man kann aber auch ganz anders auf den Sport blicken.
Faszination und Mythos Hockenheim
Auf die Faszination, die unzähligen Geschichten, den Mythos – von Tourenwagenrennen bis hin zur Formel 1. Für all das Stand der Hockenheimring. Bis der Knick kam: Und statt Rennen Rechnungen und tiefrote Zahlen im Vordergrund standen. Trotz Ideen: Die Tage der Strecke schienen gezählt. Der internationale Rennzirkus - dort wo das Geld mittlerweile verdient wird - hat längst andere Orte für sich entdeckt: Dubai, Bahrein, China, USA. Muss man da mitgehen? Ich finde: ja.
Innovation durch Rennsport
Denn der Motorsport war in Deutschland auch immer ein Treiber: Für Innovation und Entwicklung. Den Austausch. Ingenieure, die begeistert für ihre Teams arbeiteten. Rennen fahren zu lassen ist ein Geschäft, dass nur in der Gesamtbetrachtung zu verstehen ist. Ein moderner, gesunder, innovativer Standort kann dann auch eine Visitenkarte sein. Für eine Stadt, eine Region, ein ganzes Land. Das Bild der vergangenen Jahre war desaströs. Zaghafte Ansätze gab es. Ob die "Emodrom Group" – die Investorengruppe, all das leisten kann, ist eine ganz andere Frage. Nicht zufällig steckt da auch wieder das Wort Emotion mit drin. Was am Mittwochabend allerdings deutlich wurde: Viele Menschen sehnen sich nach einem gesunden Hockenheimring. Auch wenn die Vorsicht immer mitschwingt.
Stadt will Anteile abgeben Fünf Investoren sollen Zukunft des Hockenheimrings sichern
Die Stadt will Anteile am Hockenheimring abgeben und gleichzeitig ihr finanzielles Risiko minimieren. Am Mittwoch hat der Oberbürgermeister ein Konzept vorgestellt.
Eine Idee mit Potential
Finanziell ist der Anreiz enorm. Die Investorengruppe will die Schulden der Stadt tilgen und außerdem die Bürgschaft übernehmen. 120 Menschen arbeiten aktuell am Ring. Es könnten bald dreimal so viele sein. All das ist bislang eine Idee, die man mit aller Vorsicht betrachten muss. Aber es ist auch ein Vorstoß, der den Ring wiederbeleben könnte. Aber auch in schwierigen Zeiten darf man deshalb zu Abwechslung mal optimistisch sein. Und den positiven Ansatz unterstreichen.