Frau wurde um 500.000 Euro betrogen

Karlsruhe: Polizei sucht mit Phantombild nach Schockanruf-Betrügern

Stand

Von Autor/in Patrisha Walters

Schockanruf-Betrüger haben einer Frau aus Karlsruhe eine halbe Million Euro gestohlen. Die Polizei Karlsruhe sucht jetzt mit einem Phantombild nach den Täterinnen.

Eine Frau aus Karlsruhe wurde Anfang Juli mit einem Schockanruf um eine halbe Million Euro gebracht. Um die Täterinnen zu finden, hat die Polizei Karlsruhe eine Fahndung gestartet und war dafür auch im Karlsruher Stadtteil Durlach unterwegs.

Fahndung nach Schockanruf-Betrügern

In Zweierteams laufen mehrere Beamten am Dienstag durch ein Wohngebiet. Sie kleben Poster an Ladenfenster und werfen Flyer in Briefkästen. Die Poster und Flyer sind mit den Phantombildern der Telefonbetrügerinnen bedruckt. Sie sollen die Anwohnerinnen und Anwohner auf die beiden mutmaßlichen Täterinnen aufmerksam machen und vor Telefonbetrug warnen.

Der Fall der Frau aus Durlach ist nicht der einzige. Vier bis fünf Anrufe würden der Polizei Karlsruhe täglich gemeldet, sagt Dennis Krull, Sprecher der Polizei Karlsruhe.

SWR-Reporter Heiner Kunold war mit der Polizei unterwegs:

Schockanruf-Betrüger spielen mit Emotionen der Opfer

Oft ist eine weinerliche Stimme der Beginn eines Schockanrufs, bestätigt Dennis Krull. Die Person spricht das Opfer als Mama oder Papa an und berichtet davon, einen schweren Unfall verursacht zu haben. Unmittelbar danach wird das Gespräch von einem falschen Polizisten oder Staatsanwalt übernommen, der eine hohe Kaution fordert. So ähnlich ist es auch im Fall der bestohlenen Frau aus Karlsruhe passiert. Die beiden Frauen haben sich als Polizistin und als Staatsanwältin ausgegeben und das Geld bei der Betroffenen abgeholt.

Rational logisches Denken wird durch Gefühle ausgehebelt.

Während die Polizeiteams Flyer verteilen, begegnen Ihnen auch interessierte Anwohner und Anwohnerinnen. Eine Passantin hat bereits selbst Erfahrungen mit Schockanrufen gemacht. "Bei mir haben welche angerufen und mir erzählt, dass meine Tochter eben eine schwangere Frau totgefahren hat", erzählt sie. "Da war ich einen Moment im Schock. Aber als die dann nach Geld gefragt haben, da habe ich gesagt: Sie sind wohl verrückt und habe aufgelegt."

Hier hören Sie einen Beispiel-Schockanruf zu Demonstrationszwecken von der Polizei Hamburg. Er wurde als Präventionsmaßnahme an andere Polizeidienststellen verteilt. Der Anruf wurde nachgesprochen, bezieht sich jedoch auf eine wahre Begebenheit:

Passanten über Schockanrufe: "So einfältig bin ich nicht."

Kaum hängt das erste Fahndungsplakat an einem Restaurantfenster, werden Passanten darauf aufmerksam. Einer ist überzeugt, dass er auf einen solchen Telefonbetrug nicht hereinfallen würde. "So einfältig bin ich nicht.", sagt er. Andere haben Verständnis für die Betroffene. "Ich verübele es ihr nicht. In dem Moment denkt man nicht an Trickbetrüger", sagt Emina aus Karlsruhe-Durlach. "Wenn jemand sagen würde, mein Sohn, mein Kind, dann handelt man."

Ein Mann schaut sich ein Phantombild von zwei Telefonbetrügerinnen an einem Restaurantfenster in Karlsruhe-Durlach an. Das Bild wurder von der Polizei Karlsruhe aufgehängt.
Das Phantombild der Schockanruf-Betrüger wurde von der Polizei aufgehängt und erregt die Aufmerksamkeit der Passanten in Karlsruhe.

Hinter Schockanrufen stehen organisierte Gruppen

Ralf Danko von der Kriminalpolizei Karlsruhe vergleicht die Betrugsmasche mit einem Betrieb: "Da sitzen viele Menschen, die den ganzen Tag nichts machen, außer hier versuchen anzurufen." Die Anrufe kämen hauptsächlich aus Callcentern in Großbritannien und Osteuropa. Mitglieder der Gruppe würden dann die Geldabholung in Deutschland und Überweisung ins Ausland koordinieren.

Obwohl ältere Menschen das Hauptziel der Täter seien, würden diese immer wieder neue Maschen entwickeln, um verschiedene Zielgruppen zu täuschen, sagt Ralf Danko.

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Ermittlungen im Fall der Frau aus Durlach laufen noch

Ob die Frau aus Durlach ihr Geld wiederbekommt, ist noch unklar. Die Ermittlungen laufen noch. Die Polizei Karlsruhe weist darauf hin, dass weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei je am Telefon nach einer Geldzahlung fragen würde und empfiehlt, in so einem Fall sofort aufzulegen.

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