Foto von Luchs Toni (Foto: FVA Freiburg)

Seit 2019 im Nordschwarzwald zu Hause

Luchs Toni - Fressen satt, aber kein Weibchen in Sicht

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Laura Bisch
Laura Bisch, Reporterin und Redakteurin im SWR Studio Karlsruhe (Foto: SWR, SWR)
Martin Besinger
ein Bild von Martin Besinger (Foto: SWR)

Luchs Toni ist im Nordschwarzwald angekommen, sein Revier ist groß und Nahrung findet er reichlich. Für eine Population fehlt nur ein Weibchen. Die Landesregierung möchte helfen.

Man muss schon tief in den Wald stapfen, um wenigstens eine Spur von Luchs Toni zu finden. Martin Hauser, der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt, macht das oft und gerne. Er und Toni haben so etwas wie eine "Fernbeziehung": Mit GPS und Funk verfolgt er die Fährte des scheuen Tieres.

"Das Halsband, mit dem wir ihn ausgerüstet haben, zeigt genau an, wo er sich befindet. Gerade schläft er."

Martin Hauser, Wildtierbeauftragter Rastatt (Foto: SWR, SWR/Laura Bisch)
Martin Hauser, Wildtierbeauftragter von Rastatt - er ist unter anderem für das Monitoring von Luchs Toni zuständig. SWR/Laura Bisch

Scheue Tiere, gut getarnt

Denn Luchse sind nachtaktiv. Tagsüber findet man die große Wildkatze kaum, zu gut getarnt ist sie mit ihrem Fell. Hat der Luchs Hunger, reißt er sich ein Wild, frisst daran und deckt die Reste zu.

Bis zu einer Woche ernährt sich ein Luchs von einem sogenannten Riss und schläft auch in der Nähe. Wenn er fertig ist, deckt er die Reste auf - ein Zeichen dafür, dass er fertig ist und nun andere Tiere an seiner Beute fressen dürfen, etwa der Fuchs. Danach geht der Luchs wieder auf die Jagd - aber nicht in der Nähe, damit sich das Wild nicht an den Jäger gewöhnt.

"Er hat ein großes Revier, der Toni, aber man sieht, er konzentriert sich auf den Bereich um das Murgtal im Landkreis Rastatt, die felsigen Bereiche sind für ihn optimal."

Martin Hauser, Wildtierbeauftragter Rastatt (Foto: SWR, SWR/Laura Bisch)
Eine Karte zeigt, wo Luchs Toni per GPS geortet wurde (gelb) - und wo er gerissen hat (schwarz). SWR/Laura Bisch

Luchs Toni ist ein Einzelgänger

Mit Wildtierkameras versucht Martin Hauser, immer wieder den Luchs optisch einzufangen. In Echt hat es aber auch schon einige Male geklappt: Einmal hatte Martin Hauser Toni sogar auf dem Arm - das war, als der seinen Sender verpasst bekam. Das sei das schönste Erlebnis in seinem Leben, wurde Hauser zitiert - worauf er gleich zu Hause Ärger mit seiner Frau bekam.

Diese Probleme hat Luchs Toni nicht, er ist alleine. Weil Weibchen, sogenannte "Katzen" nicht weit wandern, ist es unwahrscheinlich, dass Toni eine Gefährtin von alleine bekommt. Für die eigentlich erwünschte Luchspopulation im Nordschwarzwald sind das schlechte Nachrichten.

"Wenn eine Katze käme, dann bitte nicht aus der Schweiz - da kommt der Toni selber her. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass da die enge Verwandtschaft besteht. Wir wollen ja eine gesunde Population auch für die Zukunft haben."

Martin Hauser, Wildtierbeauftragter Rastatt (Foto: SWR, SWR/Laura Bisch)
Martin Hauser befestigt eine Wildtierkamera an einem Baum im Nordschwarzwald nahe Enzklösterle. Damit will er Luchs Toni dabei beobachten, wie er seinen Riss frisst. SWR/Laura Bisch

Hilfe naht - mit staatlicher Untersützung

Das Land Baden-Württemberg will nun Abhilfe schaffen - durch gezielte Auswilderung von weiblichen Luchsen. Sie nennen es "genetische Auffrischung". Experten der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg, des Landesjagdverbandes Baden-Würtemberg und Vertreter des WWF treffen sich hierzu in Stuttgart.