Die einen lieben es als Wanderparadies, andere pilgern wegen der hier gezüchteten Schwarzwaldforellen ins Eyachtal bei Neuenbürg im Enzkreis. Derzeit sind aber einige der Waldwege gesperrt – und das idyllische Tal wird immer wieder von Motorsägen-Lärm durchdrungen. "Durchforstung" nennen die Förster das, was sie in jedem Winter in wechselnden Waldabschnitten durchführen.
SWR Reporter Peter Lauber war mit Förstern im Eyachtal unterwegs:
Abgestorbene Bäume können zur Gefahr werden
Für Holzfäller Stefan Asal geht es im Akkord: ein Baum nach dem anderen bringt der Waldarbeiter in einem steil abfallenden Waldstück oberhalb des Eyachtals zu Fall. Unterstützt wird er dabei von einem Kollegen, der mit einem Kran die 30 bis 40 Meter hohen Stämme abstützt.
Die Baumfällarbeiten laufen schon seit ein paar Wochen. Etwa 40 Bäume hat Asal an diesem Tag schon gefällt - alles Fichten in einem hohen Alter. Teilweise zwischen 50 und 80 Jahre alt. Drei stattliche Exemplare direkt am Wegesrand fallen der Motorsäge gleich aus mehreren Gründen zum Opfer: Sie seien in Folge von Trockenheit oder Borkenkäferbefall abgestorben und gefährden deshalb die Verkehrssicherheit, erläutert Maximilian Kropp, stellvertretender Leiter des Forstbezirks Westlicher Schwarzwald. Direkt unterhalb verläuft eine Straße, auf die die kranken Bäume stürzen könnten. Die Holzfäller sorgen dafür, dass das nicht passiert.

Klimaresistentere Baumsorten sollen gepflanzt werden
Doch die Durchforstung im Eyachtal, bei der in den nächsten Wochen mehrere tausend Bäume gefällt werden sollen, ist überwiegend wirtschaftlich und ökologisch begründet, erläutert Kropp. So würden fast ausschließlich Fichten entnommen. Diese Baumart sei besonders empfindlich gegen Trockenheit und würde unter dem Klimawandel am stärksten leiden. An ihre Stelle würden durch Naturverjüngung klimaresistentere Sorten wie Buche, Ahorn, Eiche oder Weißtanne treten.
"Wir wollen die Wälder hier zum klimastabilen Wald umbauen.“

Eyachtal soll lichter werden
Speziell für das Eyachtal gebe es zudem ein Naturschutzkonzept, dass es umzusetzen gelte, erklärt Revierförster Patrick Linse. So soll das Eyachtal langfristig wieder zu der Kulturlandschaft umgewandelt werden, die es über Jahrhunderte war. Es sollen mehr Wiesen entstehen, die auch beweidet werden und nicht mehr zuwachsen sollen.
"Wir haben im Nordschwarzwald soviel Wald, dass auch ein bisschen Licht dem Wald guttut.“
Naturnaher Waldumbau mit klimaresistenteren Sorten und wirtschaftlicher Nutzung – für die Förster im Schwarzwald kein Widerspruch. Beides könne und müsse Hand in Hand gehen, ist Linse überzeugt. Unsere Gesellschaft wolle und brauche Holz, ein natürlicher Rohstoff, der umweltfreundlicher sei als Stahl, Beton oder Plastik. "Dieses Holz kommt aus der Region und bleibt in der Region", sagt Linse. Das sei besser als lange Transportwege oder Holz zweifelhafter Herkunft, wie etwa illegaler Raubbau in Rumänien.

Kein Kahlschlag im Nordschwarzwald
Anders als in vielen anderen Ländern, werde in Deutschland kein Kahlschlag betrieben. Mit Ausnahme von Wäldern, in denen großflächig der Borkenkäfer gewütet habe. Zum Glück sei das im Nordschwarzwald bislang eher selten der Fall, sagt Maximilian Kropp. Und deshalb würden auch im Eyachtal nur ausgewählte Bäume entnommen, vor allem an Stellen, wo sie dicht beisammen stünden.
"Der Wald braucht keinen Förster, aber wir brauchen den Wald.“
Die Forstleute versprechen: das Eyachtal bleibt ein Naturparadies – auch nach der Abholzaktion. Zwar werde sein Wald etwas anders aussehen als vorher, an vielen Stellen etwas lichter, sagt Förster Linse. Aber der Förster findet: "Er wird sogar schöner."