Bedrohte IT-Infrastruktur

Hackerangriff in Rastatt: Eine Stadt im Krisenmodus

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Markus Bender
Markus Bender, SWR (Foto: SWR)

Nach dem Hackerangriff vor über einem Monat laufen im Rastatter Rathaus noch immer nicht alle Systeme einwandfrei. Experten arbeiten mit Hochdruck an dem Problem.

Anfang März ging nichts mehr im Rathaus in Rastatt. Die gesamte Verwaltung war lahmgelegt: Kein Ausweis, keine Geburtsurkunde konnte mehr ausgestellt werden. 120 Server und über 800 PCs und Laptops wurden vorsorglich abgeschaltet.

SWR-Reporter Markus Bender zum aktuellen Stand im Rastatter Rathaus:

Server und PCs müssen untersucht und neu installiert werden

Auslöser für das Chaos war ein Hackerangriff. Sämtliche Systeme könnten von Kriminellen manipuliert worden sein. IT-Chef Frank Tartler musste den Stecker ziehen: "Das war schon eine der schwersten Entscheidung überhaupt, innerhalb von Minuten zu entscheiden, was die richtige Vorgehensweise ist", sagt er rückblickend.

"Ich finde es unglaublich, dass man eine öffentliche Verwaltung angreift. Den Schaden hat nur der Bürger."

Bei dem Angriff wurden nach bisherigen Erkenntnissen keine Daten gestohlen und verschlüsselt. Aber Systeme könnten manipuliert worden sein. Deshalb muss jeder Server, jeder PC komplett untersucht und neu aufgesetzt werden. "Wir haben 250 PCs in der Prioritätenliste", sagt IT-Fachbereichsleiter Klaus Kögel. Er hofft, dass die Computer in den nächsten Wochen wieder zur Verfügung stehen. Wie die Hacker überhaupt in die Infrastruktur gelangen konnten, wird derzeit von Spezialisten untersucht.

Hackerangriff auf die Rastatter Stadtverwaltung (Foto: SWR)
IT-Fachbereichsleiter Klaus Kögel ist für die Infrastruktur der Stadtverwaltung verantwortlich.

Bürgerbüro läuft wieder weitestgehend normal

"Die Hauptaufgaben funktionieren wieder", sagt Stefanie Graf, die im Bürgerbüro arbeitet. Pässe, Führerscheine und Bescheinigungen können wieder erstellt werden. Bis aber alles wieder reibungslos wie vorher läuft, kann es noch dauern. "Was noch nicht geht sind so Dinge wie Fischereischeine, Kinder- und Familienkarten. Da haben wir noch keinen Zugriff drauf", erklärt Graf.

Krisenstab priorisiert Aufgaben

Zu Beginn musste das Bürgerbüro mit nur einem Laptop auskommen. Der wurde rudimentär eingerichtet, um überhaupt arbeitsfähig zu sein. "Aber ein Arbeitsplatz für neun Mitarbeiter ist dann doch ein bisschen wenig. Da musste man selektieren, was wichtig ist", schildert Graf. Um die Kommunikation nach Innen und Außen zu ermöglichen wurde an sämtliche Dienststellen durch die IT-Abteilung Handys ausgegeben.

Die Stadt richtete nach dem Hackerangriff einen Krisenstab ein und bekam innerhalb von Stunden Unterstützung von IT-Experten. Die sicherten Spuren und halfen der Stadt bei der weiteren Vorgehensweise. Die musste erstmals priorisieren, welche Systeme bevorzugt wieder laufen müssen.

"Das Wichtigste ist natürlich der Bürgerservice und die Bürgerdienste. Und dass die Handlungsfähigkeit der Gemeindeorgane zuerst steht."

Hackerangriff betrifft Bürgerentscheid zum Neubau des Zentralklinikums

Priorität haben auch die Daten und Informationen zum bevorstehenden Bürgerentscheid zum Neubau des Zentralklinikums in Rastatt. "Wenn die Systeme fehlen, muss man schnell handeln", so Kögler. Datenbanken mit den über 350 Wahlhelfern wurden wieder hergestellt, um sie anschreiben und schulen zu können.

Mit Hochdruck arbeiten IT-Experten an der vollständigen Wiederherstellung der IT-Infrastruktur in Rastatt. Kögler kann sich nicht dazu äußern, wie lange das dauern wird. Nicht nur das Überprüfen, Reinigen und Übertragen von Daten ist aufwändig. Auch die Neubeschaffung von Zugängen zu Fremdsystemen, wie beispielsweise das Ausländerzentralregister, war nicht einfach. Gut einen Monat hat es laut Kögler gedauert, bis die Zugänge wieder hergestellt worden sind.

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