"…three, two, one, blastoff!" - so heißt es im Film, wenn sich eine Rakete ins Weltall erhebt. Am frühen Freitagmorgen mitteleuropäischer Zeit dürften ähnliche Worte gefallen sein, als die Privatrakete mit der Bezeichnung SR75 vom Start-up HyImpulse aus Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn) um 7:10 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Australien erfolgreich zum ersten Testflug abgehoben ist. Das Besondere daran: Die Rakete fliegt mit einer Art Kerzenwachs. Per Livestream konnte der Start der zwölf Meter langen Rakete im Internet verfolgt werden.
Erster Testflug mit Kerzenwachs nach knapp 18 Jahren Forschung
Es war der erste Testflug der Forschungsrakete und für das Team von HyImpulse ein echter Meilenstein. Seit 2006 hat das Team an dem neuartigen Antrieb geforscht. Denn der basiert auf Paraffin, das auch als Kerzenwachs bekannt ist. Die Rakete, die mit Paraffin (Kerzenwachs) und flüssigem Sauerstoff angetrieben wird, ist vom australischen Raketentestgelände Koonibba aus gestartet. Sie ist nach Angaben von Mitgründer Christian Schmierer in der Lage, ins All zu fliegen. Ursprünglich sollte der Start bereits früher erfolgen, musste wetterbedingt aber mehrmals verschoben werden.
Neben dem ersten Einsatz von Paraffin als Treibstoff ist es gleichzeitig auch noch der erste rein privat finanzierte Raketenstart aus Deutschland. Die Rakete ist rund 60 Kilometer in die Stratosphäre aufgestiegen, also knapp über die Ozonschicht. Sie kann nach Angaben von HyImpulse eine Nutzlast von 250 Kilogramm transportieren.
Einwöchiges Zeitfenster für Raketenstart Raketen-Start-up aus Neuenstadt: Erster Testflug mit Kerzenwachs steht bevor
Das Start-up HyImpulse will in Australien die erste deutsche kommerzielle Trägerrakete steigen lassen. Das Besondere: Sie wird durch einen Antrieb auf Kerzenwachs-Basis befeuert.
Nächster Schritt: Eine größere Rakete
Mit dem Test will das Start-up aus Neuenstein zeigen, dass Paraffin als Treibstoff sicherer, nachhaltiger und billiger ist als bisherige Raketentreibstoffe. Am nächsten Schritt ist HyImpulse auch schon dran: Die Forschenden arbeiten bereits an einer größeren Trägerrakete mit der Bezeichnung SL1. Auch die soll dann mit dem entsprechenden Triebwerk und Treibstoff ausgestattet werden.
Damit will HyImpulse den Transport von zwei bis drei Kleinsatelliten pro Flug in eine niedrige Erdumlaufbahn anbieten. Die Rakete soll außerdem nicht nur größer werden und damit auch mehr Gewicht tragen können. Denn um Satelliten in die Umlaufbahn befördern zu können, muss sie auch um einiges weiter hochsteigen, nämlich auf rund 500 Kilometer Höhe.