Tragische Tatorte, wie zuletzt die Toten in Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn) oder der erschossene Baggerfahrer in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis), gehören mit zu den Anblicken, die Bestatter im Berufsalltag bewältigen müssen. In den schwersten Stunden sind sie für Trauernde da, hören zu, fangen auf. Für sie selbst allerdings gebe es kaum psychologische Hilfe, schildert Ülkü Knapp von einer Heilbronner Pietät. In der Innung werde darüber schon lange diskutiert, doch bislang gebe es noch keine Auffangangebote, so Landesinnungsmeister Frank Friedrichson. Dabei wären professionelle Anlaufstellen wichtig, meint die Arbeitspsychologin Eva Winkler.
Studie zeigt bundesweiten Bedarf
Zwar seien die Menschen im Bestattungswesen einiges gewohnt, doch gebe es Anblicke und Situationen, wie Suizide auf den Gleisen oder Kinderleichen, die besonders stark belasten. In ihrer Studie für die Berufsgenossenschaft Verkehr gaben 68 Prozent der Befragten an, mindestens einmal ein Erlebnis gehabt zu haben, dass sie für sich als Extrembelastung einstufen. Um das Risiko negativer Folgen für die Psyche, wie eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zu reduzieren, wäre es gut, die Menschen rechtzeitig aufzufangen, so Winkler.

Viele kleine Familienunternehmen
Eigentlich muss der Arbeitgeber dafür sorgen, dass seine Beschäftigten keinen seelischen Schaden bei der Arbeit nehmen. Doch die Branche bestehe aus meist kleinen Familienunternehmen, so Frank Friedrichson. Während es bei der Polizei, als großem staatlichen Arbeitgeber, eigene Psychologinnen und Psychologen gibt, könnten sich kleine Bestattungsunternehmen so etwas nicht leisten, sagt Eva Winkler. Bundesweit sei ihr kein übergreifendes Angebot bei den Bestattern bekannt.
Es fehlen strukturierte Unterstützungsangebote und Fortbildungsmöglichkeiten, um Bestatterinnen und Bestatter besser vor den Auswirkungen von extrem belastenden Ereignissen zu schützen.
Bei Familie Knapp in Heilbronn arbeitet eine Trauerbegleiterin für die Kundinnen und Kunden. Diese sei auch für die Mitarbeitenden da, so Ülkü Knapp. "Das ist schon hilfreich, eine professionelle psychologische Unterstützung ersetzte sie aber nicht". Frank Friedrichson schildert, dass es manchmal eine Zusammenarbeit mit den Notfall-Seelsorgern der Rettungsdienste gebe. Ansonsten würden belastende Erlebnisse vor allem über die Familie oder im Kollegenkreis aufgefangen.

Bislang nur Randaspekt der Ausbildung
Seit 2005 gibt es die dreijährige Ausbildung zur Bestattungsfachkraft. Innerhalb dieser gibt es im dritten Lehrjahr eine fünftägige Unterweisung in Trauerpsychologie. "Da geht es nicht nur um die Trauernden, sondern auch um die, die mit der Trauer umgehen", sagt Friedrichson. Auch im Rahmen der Fortbildungen für Erwachsene werde dies angeboten, so der Landesinnungsmeister.