Die Quagga-Muschel setzt sich an den Leitungen der Bodensee-Wasserversorgung fest. (Foto: SWR, Friederike Fiehler)

Reinigung der Seewasserleitungen

Wie die Schweizer am Bodensee die Quaggamuschel bekämpfen

Stand
ONLINEFASSUNG
Stefanie Baumann
SWR-Redakteurin Stefanie Baumann Autorin Bild (Foto: SWR, Christian Schneider)

Im Kampf gegen die Quaggamuschel im Bodensee setzen Schweizer Wasserwerke jetzt auf eine neue Methode. Weil die Muscheln die Seewasserleitungen im Innern verstopfen, kommt ein spezieller Rohrreiniger zum Einsatz.

In zwei Wasserwerken auf Schweizer Seite des Bodensee wird jetzt ein neues Verfahren getestet, mit dem man die Quaggamuschel bekämpfen will. Ziel ist es, die Rohre, mit denen Wasser aus dem See gewonnen wird, von der Quaggamuschel zu reinigen. Dafür werden Schaumstoffzapfen durch die Rohre gepresst. Die eingeschleppte Quaggamuschel hat sich in den vergangenen Jahren im Bodensee rasant ausgebreitet und siedelt sich auch im Innern von Wasserleitungen an.

Der Thurgauer Wasserversorger Regio Energie Amriswil probiert das System seit einigen Monaten in seinem Wasserwerk in Kesswil aus. Um die in den See führenden Wasserleitungen von den im Innern festsitzenden Muscheln zu befreien, wird jetzt regelmäßig ein Schaumstoffzapfen mit hohem Wasserdruck durch die Rohre gepresst. Der sogenannte "Molch" zertrümmert dabei die Quaggamuschel und reibt sie von den Wänden. Das System funktioniere gut und habe sich bereits bewährt, so Geschäftsführer Urban Kronenberg gegenüber dem SWR.

Video herunterladen (50,8 MB | MP4)

Tauchroboter hilft bei Bergung des Schaumstoffzapfens aus dem See

Die Wasserleitungen von Regio Energie Amriswil reichen hunderte Meter in den Bodensee. Damit der "Molch" auf seinem Weg durch die Rohre am Ende nicht im See verlorengeht, gibt es eine Art Auffangkorb mit einer Klappe in etwa 60 Meter Wassertiefe. In diesem Korb lande der Schaumstoffzapfen, erklärt Kronenberg. Ein Tauchroboter öffne dann die Klappe und der Zapfen schwimme nach oben. So könne er geborgen und wieder eingesetzt werden.

Quaggamuscheln sind am Grunde des Bodensees zu sehen. (Foto: SWR)
Quaggamuscheln am Grund des Bodensees breiten sich auch in großen Tiefen aus. Experten befürchten Nachteile für einheimische Tier- und Pflanzenarten

Auch die Genossenschaft Energie und Wasser in Romanshorn putzt ihre Seewasserleitung jetzt versuchsweise mit Schaumstoffzapfen. Das bestätigte eine Sprecherin des Wasserversorgers dem SWR.

Bodensee-Wasserversorgung kann System noch nicht nutzen

Bei der Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen (Bodenseekreis) eignen sich die alten Rohre nicht für diese spezielle Art der Reinigung, so eine Unternehmenssprecherin. In den geplanten neuen Leitungen, die im Zuge des Projekts "Zukunftsquelle" entstehen, könnte das System mit den Schaumstoffzapfen aber künftig gegen die Quaggamuschel zum Einsatz kommen.

Mehr zur Quaggamuschel

Sipplingen

Fundstellen werden mit Tauchgängen und Drohnen überwacht Unterwasserschätze im Bodensee von Wellen und Quagga-Muscheln bedroht

Pfahlbauten, Schiffwracks und andere historische Schätze, die im Bodensee liegen, sind durch Wellen und Quagga-Muscheln gefährdet. Das zuständige Landesamt für Denkmalpflege beobachtet die Lage deshalb genau.

SWR4 BW am Samstagmorgen SWR4 Baden-Württemberg

Konstanz

Invasive Art wird zum Problem am Seeufer Quagga-Muschel: Immer mehr Badende verletzen sich am Bodensee

Die Quagga-Muschel ist eine invasive Art im Bodensee und breitet sich immer mehr aus. Gerade zur Badesaison wird die Muschel auch an den Ufern rund um den See zum Problem. Denn viele Menschen verletzen sich an ihr.

SWR4 BW aus dem Studio Friedrichshafen SWR4 BW aus dem Studio Friedrichshafen