Urmel ist der erste Waldrapp in diesem Jahr, der in das Überlinger Brutgebiet aus dem Winterquartier in der Toskana zurückgekehrt ist. Die Ankunft kam für das Waldrappteam überraschend. Wegen des schlechten Wetters habe es keine Verbindung zu Urmels Sender aufnehmen können, so Anne-Gabriela Schmalstieg aus dem Projektteam.
Derzeit halte sich der Vogel rund um Salem in den Futterwiesen auf, die er kennt. Aber die Daten seines Senders zeigen auch: Urmel hat kurze Zeit in der Felswand vor Überlingen verbracht, in die er im vergangenen Jahr mit seinem Partner ausgewildert wurde.
Weitere Vögel im Anflug
Zwei weitere Waldrappe seien schon im Anflug, aber inzwischen in der Schweiz eingeschneit worden, so Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrappteam. Sobald das Wetter in den Alpen wieder besser wird, erwarten die Ornithologen die Vögel in Überlingen. In Norditalien seien weitere Vögel losgeflogen. In Überlingen werde jetzt die Brutwand vorbereitet, damit die ankommenden Tiere gleich wieder mit dem Nestbau beginnen können.
Klimawandel: Neue Route für das Winterquartier wird nötig
Im kommenden Winter werden die Waldrappe aus den Aufzuchtstationen in Deutschland, unter anderem in Überlingen am Bodensee, erstmals nach Südspanien statt wie bisher in die Toskana begleitet. Das liege am Klimawandel, so Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrappteam in Überlingen.
Der immer später einsetzende Herbstzug stehe offensichtlich in direktem Zusammenhang mit der globalen Erwärmung und den immer länger andauernden herbstlichen Wärmeperioden, heißt es vom Waldrappteam. Den Vögeln falle es später im Jahr schwer, die Alpen zu überfliegen. Vermutlich benötigten Waldrappe – insbesondere in größeren Gruppen – geeignete Thermiken, um Alpenpässe zu überqueren, und diese Thermiken stünden später im Jahresverlauf immer weniger zur Verfügung.
Route ohne Alpenüberquerung wurde gesucht
Die globale Erwärmung bedrohe das eigenständige Überleben der Kolonien nördlich der Alpen. Aus diesem Grund plant das Waldrappteam eine Zugroute in ein neues Wintergebiet in Andalusien in Südspanien zu etablieren, welches die Tiere auch spät im Jahr ohne Alpenüberquerung sicher erreichen können.
Mit rund 2.300 Kilometern ist die Strecke fast dreimal so lang wie die bisherige Flugroute in die Toskana. Sie führt von Baden-Württemberg quer durch Frankreich, über die südlichen Ausläufer der Pyrenäen und quer durch Spanien bis zum Ziel nahe Gibraltar.
In den vergangenen 20 Jahren wurde laut Waldrappteam eine sesshafte Waldrapp-Population in Andalusien etabliert. Die mittlerweile rund 200 Vögel des "Proyecto Eremita" leben ganzjährig in der Region und brüten an mehreren Orten.