Frau am Arbeitsplatz (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)

Neue Studie der Uni Konstanz

Equal Pay Day: Frauen beim Gehalt weiter benachteiligt

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Frauen verdienen in Deutschland weniger als Männer. Wissenschaftler der Universität Konstanz sind den Gründen dafür genauer auf die Spur gegangen und haben Daten von fast 1,8 Millionen Menschen ausgewertet.

In Deutschland verdienen Frauen laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Eine Studie der Universität Konstanz zeigt anlässlich des Equal Pay Days auf, dass sich Berufserfahrung und berufliche Position bei Männern noch immer anders bezahlt macht als bei Frauen. Die Wissenschaftler haben Daten von fast 1,8 Millionen Berufstätigen ausgewertet. Gängige Erklärungen für die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern stellen sie dabei infrage.

Der Equal Pay Day macht symbolisch auf die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen aufmerksam. Er markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen rechnerisch unbezahlt arbeiten, weil sie nicht den gleichen Lohn wie Männer bekommen. Im Schnitt verdienen Frauen demnach pro Stunde 4,50 Euro weniger als Männer. Hochgerechnet auf ein Berufsleben von 40 Jahren macht das laut den Wissenschaftlern der Universität Konstanz ein Lohndefizit von 340.000 Euro.

Erfahrung im Beruf zahlt sich unterschiedlich aus

In der Analyse ihres Datensatzes kommen die Konstanzer Forschenden zu mehreren Ergebnissen. Die gängige Annahme, dass vor allem Berufspausen bei Frauen zur Lohnlücke führen, entspreche so nicht der ganzen Wahrheit, heißt es in ihrem Bericht. Zwar zahle sich das Sammeln von Berufserfahrung und das Übernehmen von Führungsverantwortung generell finanziell aus – für Frauen jedoch deutlich weniger als für Männer. Während diese mit zehn Jahren Berufserfahrung 62 Prozent mehr verdienten als Männer ohne Berufserfahrung, würden Frauen im gleichen Szenario nur 42 Prozent mehr bekommen.

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Was bewirken Frauen in der Unternehmensführung?

Außerdem kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Frauen in der Unternehmensführung nicht eindeutig für eine geringere Lohnlücke zwischen den Geschlechtern sorgen. Dies habe eine Analyse von börsennotierten Firmen ergeben. Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass Frauen in Vorständen und Geschäftsführungen in Deutschland immer noch selten seien. Auswirkungen könnten deshalb auch erst dann entstehen, wenn sich Frauen in größerer Anzahl und über einen längeren Zeitraum in Firmen etabliert hätten.

Familienfreundliche Angebote verringern Gehaltsdiskriminierung?

Ein geringerer Unterschied zwischen den Gehältern von Männern und Frauen lässt sich hingegen bei den Unternehmen feststellen, die für ihre Mitarbeitenden eine Kinderbetreuung anbieten. Ob ein direkter Zusammenhang besteht, können die Wissenschaftler zwar nicht prüfen. Sie sprechen aber von einem ersten Hinweis, dass in diesen Betrieben eine Gehaltsdiskriminierung weniger auftritt.

Forschende der Uni Konstanz machen Vorschläge

Um die seit nun mehr fünf Jahren bestehende Lohnlücke von 18 Prozent weiter zu verringern, machen die Konstanzer Wissenschaftler verschiedene Vorschläge. Frauen müssen aus ihrer Sicht weiter für das Thema sensibilisiert werden. Unternehmen sollten Gehälter offenlegen und bindende Gehaltsregeln unabhängig vom Geschlecht einführen. Die Politik sollte die gesetzliche Frauenquote anheben sowie die Kinderbetreuung ausbauen.

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Daten von fast 1,8 Millionen Berufstätigen ausgewertet

Für ihre Studie haben die Konstanzer Forschenden die Gehaltsdaten von fast 1,8 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland aus den vergangenen Jahren ausgewertet. Die Daten stammen von der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu. Berufstätige geben dort neben ihrem Bruttogehalt auch Daten zu ihrem Alter, Beruf, der Arbeitsstundenzahlen und dem Unternehmen an, in dem sie arbeiten. Insgesamt sind mehr als 150.000 Unternehmen aus 42 Branchen vertreten. Die Datengrundlage sei einzigartig, sagen die Forschenden. Nach ihren Angaben ist es möglich, die Löhne von Personen in der identischen Job-Position mit vergleichbaren Eigenschaften wie etwa der Arbeitserfahrung gegenüberzustellen.

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