In diesem Jahr feiert die Brauerei Farny in Kißlegg (Kreis Ravensburg) 100 Jahre Kristall-Weizen. 1924 braute der damalige Farny-Braumeister Wilhelm Zeitler erstmals ein hefefreies Weizenbier. Die Brauerei aus dem württembergischen Allgäu gilt somit als Erfinderin des Kristall-Weizens.
Liebesbrief als Beleg für die Erfindung des Kristall-Weizens
Lange sei nicht sicher gewesen, wann genau das erste Kristall-Weizen gebraut worden war, sagt Elmar Bentele, Geschäftsführer der Farny-Brauerei. Dann habe man aber einen Brief gefunden, den der damalige Brauereibetreiber Oskar Farny seiner Frau Elisabeth zum siebten Hochzeitstag im Jahr 1924 geschrieben hatte. Darin stand als Nachsatz: "Gestern haben wir 115 Kisten Weizen, die erste Flasche bis zur letzten glanzhell, abgefüllt." Datiert ist der Brief auf den 11. Juli 1924. "Der Brief ist ein klarer Beleg für die Erfindung des Kristall-Weizens und somit eine Geburtsurkunde für unsere Spezialität", sagt Elmar Bentele.

Bis dahin seien in der Region hauptsächlich hefetrübe Braun- und Schwarzbiere hergestellt worden. Das Kristall-Weizen werde bis heute mit Hefe gebraut und dann filtriert, erklärt Braumeister Wolfgang Sigg. "Heute haben wir tolle Maschinen, die vollautomatisiert filtrieren. Früher war das richtig schwer, das Bier zu filtrieren. Das war schon eine Herausforderung", sagt Sigg.
Kristall-Weizen heißt zuerst Champagner-Weizen
Ihr neues Bier stellte die Brauerei damals der Universität Weihenstephan in Bayern vor. Das Bier sei "glanzhell in der Farbe und fein moussierend wie Champagner", hieß es von den Professoren dort. Das habe den Anstoß für den Namen Champagner-Weizen gegeben, so die Farny-Brauerei. In den 1960er Jahren wurde das Bier dann in Kristall-Weizen umbenannt. Heute ist das Kristall-Weizen das meist verkaufte Bier der Brauerei Farny. Rund 100.000 Hektoliter Bier stellte die Brauerei im vergangenen Jahr her. 40 Prozent davon waren Kristall-Weizen.
Farny macht 14 Millionen Euro Umsatz mit Bieren
Kristall-Weizen gehöre zu den "Wachstumsbieren" der Brauerei, wie Geschäftsführer Elmar Bentele sagt, neben den Sorten "Export" und "Helles" sowie dem alkoholfreien Hefeweizen. Mit seinen Bieren machte Farny mit seinen 50 Beschäftigten zuletzt 14 Millionen Euro Umsatz. Beliefert wurden nach eigenen Angaben vor allem im Raum Allgäu-Oberschwaben-Bodensee mehr als 1.000 Kunden im Getränkeeinzelhandel und -großhandel sowie in der Gastronomie.
Geschäftsführer Bentele blickt auf das laufende Jahr mit Zuversicht. Sorgen macht er sich allerdings um Gasthöfe und Wirtshäuser insbesondere auf dem Land. Nach der Mehrwertsteuererhöhung drohe das "Kulturgut Gastronomie" kaputt zu gehen, weil weniger Gäste kommen.
Den 100. Geburtstag des Kristall-Weizens feiert die Farny-Brauerei mit einem Jubiläumsfest im April.