Wie steht es um unsere großen Trinkwasser-Vorräte? Der Bodensee zum Beispiel versorgt vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg. Teurer wird das Wasser schon, um 15 Cent pro Kubikmeter ab dem kommenden Jahr. Geht das so weiter und wird das Wasser womöglich knapp? SWR Aktuell hat bei der Bodensee-Wasserversorgung nachgefragt, beim technischen Geschäftsführer dort, Christoph Jeromin.
SWR Aktuell: Ist das der Trend für die kommenden Jahre, dass wir für Trinkwasser immer mehr Geld ausgeben müssen?
Christoph Jeromin: Der Trend in diesem Jahr, den sie skizziert haben, ist dadurch bedingt, dass auch wir von den erhöhten Strompreisen maßgeblich betroffen sind und nur ein Teil der Erhöhung, ungefähr zehn Cent, ist auf die erhöhten Stromkosten für das nächste Jahr zurückzuführen.
SWR Aktuell: Mit der Trockenheit hat es aber weniger zu tun, wenn ich Sie richtig verstehe?
Jeromin: Genau. Der Anstieg in diesem Jahr hat weniger mit der Trockenheit zu tun. Wir setzen aber gerade ein großes Projekt auf: "Zukunftsquelle", dabei geht es um die Überplanung der Förderungs- und Aufbereitungsanlagen bei uns am Bodensee. Dazu werden wir heute auch in unserer Verbandsversammlung den aktuellen Stand berichten. Und hier gehen wir von mehreren hundert Millionen Euro Investitionsvolumen aus in den nächsten Jahren. Das ganze Projekt ist allerdings auf 17 Jahre Bauzeit ausgerichtet.
SWR Aktuell: 2022 war ein sehr trockenes Jahr. Regenarme Sommer könnten in Zukunft die Regel werden. Wie lange können wir uns noch auf den Bodensee als zuverlässigen Trinkwasserlieferanten verlassen?
Jeromin: Ja, wir haben es dieses Jahr erlebt. Der Bodensee hatte extremen Niedrigwasserstand in der Hochverbrauchsphase, sprich, im Sommer. Aber wir können uns prinzipiell auf unseren größten Trinkwasserspeicher Mitteleuropas auch in Zukunft verlassen. Wir profitieren von den Alpen als Einzugsgebiet. Es wird über den Alpen weiter regnen, wenn auch nicht mehr so viel. Das Wasser wird in großen Teilen dem Bodensee zufließen. Und wir in Baden-Württemberg können davon profitieren, dass wir uns aus diesem Reservoir bedienen können.
SWR Aktuell: Die Trinkwasserversorgung durch den Bodensee scheint auf Jahre hin gesichert. Nun dient das Wasser aber auch der Landwirtschaft. Und in diesem trockenen Sommer war das für einige Bauern überlebensnotwendig, dass sie Bodenseewasser zum Sprengen ihrer Felder verwenden konnten. Wird das immer so weitergehen? Oder sehen Sie da irgendwann mal eine Belastungsgrenze?
Jeromin: Wir haben eine Entnahme-Bewilligung aus dem Bodensee, die dient prinzipiell vorrangig der Trinkwasserversorgung. Wir versorgen insgesamt 183 Verbandsmitglieder und haben zum Beispiel hier auf den Fildern natürlich Bewässerungsanlagen für die Landwirtschaft. Darauf zahlt der sogenannte "Masterplan Baden-Württemberg" momentan ein, den das Umweltministerium ins Leben gerufen hat. In diesem wird die Trinkwasser-Infrastruktur auf den Prüfstand gestellt und die Widerstandsfähigkeit bis zum Jahr 2050. Dabei ist auch ein wichtiger Aspekt: Der künftige Bedarf für die landwirtschaftliche Bewässerung, der hier betrachtet werden soll, braucht natürlich ein Mengengerüst, das vorgibt, wie viel davon durch die Bodensee-Wasserversorgung gegebenenfalls abgefahren werden muss, um auch die Landwirtschaft ausreichend mit Wasser zu versorgen.