Krankheitswelle und Personalmangel an Krankenhäusern

Akutkliniken im Kreis Konstanz arbeiten im Notbetrieb

Stand

Die Kliniken Konstanz, Singen und Radolfzell sind im Notbetrieb. Gut ein Drittel der Betten in Konstanz kann nicht betrieben werden. Auch die Kinderklinik Singen ist betroffen.

Die Akutkliniken des Gesundheitsverbunds Konstanz sind im Notbetrieb. Grund seien die Grippe und andere Atemwegserkrankungen, heißt es vom GLKN. Sie trieben die Zahl der kranken Patientinnen und Patienten nach oben und führten zeitgleich zu Personalausfällen. Ab sofort müssten deswegen planbare Behandlungen in großem Umfang verschoben werden, so der GLKN. Etwa 30 Prozent der Betten im Klinikum Konstanz können derzeit nicht betrieben werden, sagt Ivo Quack, Leiter der Notaufnahme.

"Wir haben schon lange eine dünne Personaldecke, vor allem pflegerisch. Da unterscheiden wir uns nicht von anderen Häusern in Deutschland."

Das große Problem im Klinikum sei derzeit, dass die Versorgungskapazität fehle, aber sie trotzdem allen Notfällen gerecht werden wollen. Etwa zehn Prozent des Personals falle aufgrund der Infektionswelle derzeit aus, so Quack. Gleichzeitig gebe es einen Zustrom neuer Patientinnen und Patienten. Zum einen aufgrund der Infektionskrankheiten, zum anderen aufgrund von witterungsbedingten Unfällen.

Auch die Kinderklinik in Singen sei an der Belastungsgrenze, sagt der zuständige Chefarzt Andreas Trotter.

Versorgung aller Kinder in Kinderklinik Singen bisher gelungen

Die Versorgung der kranken Kinder in Singen sei bisher gewährleistet. Doch er wisse nicht, ob es in den kommenden zwei bis vier Wochen weiterhin so gut gelinge, sagt Trotter.

"Unser Ziel ist natürlich, dass jedes kranke Kind entsprechend versorgt wird. Aber es gibt durchaus Kinder, die wir unter entspannteren Bedingungen doch eher Mal stationär behalten würden."

Er begrüße den Fachgipfel zur Kindergesundheit, zu dem Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) einlädt, so Trotter.

Viele Behandlungen müssen verschoben werden

Die Klinik-Lage sei in ganz Deutschland "maximal angespannt", so GLKN-Geschäftsführer Bernd Sieber. Die Infektionswelle in der Allgemeinbevölkerung schlage sich auch bei den Beschäftigten der Krankenhäuser nieder.

"Wir haben im Durchschnitt 30 bis 40 Prozent mehr Krankheitszeiten als normalerweise um diese Zeit - und deswegen die hohen Personalausfälle".

Die verbliebenen Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte würden bereits weit über die Belastungsgrenzen hinaus arbeiten. "Alles was nicht dringlich ist, muss leider verschoben werden", so Sieber. Notfälle würden jedoch weiterhin versorgt. Dazu zählen laut GLKN unter anderem zeitkritische Tumoroperationen oder die Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Schlaganfall, Herzinfarkt oder anderen Notfällen.

Aufnahmestopp im Klinikum Radolfzell

Besonders drastisch sei der Krankenstand der Mitarbeitenden im Klinikum Radolfzell, dort wurde ein Aufnahmestopp verhängt. Er gilt vorerst eine Woche, bis zum 27. Dezember. Der GLKN rechnet damit, dass er im neuen Jahr zum Normalbetrieb zurückkehren kann. Zum Gesundheitsverbund des Kreises Konstanz gehören die Krankenhäuser in Konstanz, Singen und Radolfzell.

Konstanzer Landrat fordert mehr Geld für das Gesundheitssystem

Der Konstanzer Landrat Zeno Danner (parteilos) fordert mit Blick auf die aktuelle Lage der Kliniken im Kreis mehr Investitionen in das Gesundheitssystem. Es fehle an Geld für Investitionen und für Gehälter, um den ganzen Betrieb attraktiv zu halten, so Danner.

Kliniken in der Region Bodensee-Oberschwaben an Belastungsgrenze

Noch haben sie keinen Notbetrieb ausrufen müssen, doch auch andere Krankenhäuser in der Region Bodensee-Oberschwaben arbeiten an der Belastungsgrenze. Terminlichen Verschiebungen von geplanten Eingriffen und Behandlungen sowie längere Wartezeiten, beispielsweise auf diagnostische Untersuchungen, seien in den Krankenhäusern des Medizin Campus Bodensee (MCB) in Friedrichshafen und Tettnang an der Tagesordnung, heißt es von dort. Aber:

"Die Notfallversorgung war und ist von diesen Maßnahmen nicht betroffen. Sie ist rund um die Uhr gewährleistet."

Die Not- und Unfallversorgung könne auch in den Häusern des Oberschwabenklinikverbunds (OSK) mit Sitz in Ravensburg derzeit noch aufrechterhalten werden, heißt es von einer Sprecherin. Jedoch könnten die Kapazitäten bei einem hohen Aufkommen von Patientinnen und Patienten aus Konstanz und Radolfzell möglicherweise an die Grenze kommen. In diesem Fall werde die Lage neu bewertet.

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