Fridays for Future Demonstration in Stuttgart

Schüler zwischen Streik und Zukunftssorgen

Fridays for Future in BW: Fünf Jahre Proteste für mehr Klimaschutz

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AUTOR/IN
Bianca Brien

Schüler sorgen sich um ihre Zukunft: Seit fünf Jahren geht die Fridays for Future-Bewegung auch in Baden-Württemberg auf die Straße. Wir blicken auf die Anfänge zurück.

Fünf Jahre ist es her, dass Greta Thunberg vor dem schwedischen Parlament für mehr Klimaschutz demonstrierte, anstatt zur Schule zu gehen - und damit kam am 20. August 2018 die Klimabewegung "Fridays for Future" (FFF) ins Rollen. Auch in Baden-Württemberg setzt sich die Bewegung für den Kampf gegen den Klimawandel ein.

Fridays for Future: Wie alles begann

Seit Dezember 2018 streiken auch Schülerinnen und Schüler in Deutschland für das Klima. Die FFF-Bewegung in Baden-Württemberg präsentierte bei der Landespressekonferenz am 20. November 2019 im baden-württembergischen Landtag ihre Forderungen. Darin ging es vor allem um Maßnahmen, die "die schlimmsten Folgen der Erderhitzung" abwenden sollen, hieß es in einer damaligen Pressemitteilung.

Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiteten die Aktivistinnen und Aktivisten von FFF mit Forschenden zusammen zehn Klima-Hausaufgaben für die Landesregierung aus. Mit den Neuerungen im baden-württembergischen Klimaschutzgesetz (KSG) 2020 war die FFF-Bewegung nicht zufrieden. In einer Stellungnahme, die sie gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe, den Scientists for Future Stuttgart, dem Verein zur Förderung kommunaler Stadtwerke, der Jugend des Deutschen Alpenvereins, der BUNDjugend und der Naturfreunde Jugend verfassten, gingen sie auf die einzelnen Punkte des Gesetzes ein. Kernaussage war darin, eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von bis zu 42 Prozent bis 2030 zu erreichen. Allerdings wäre nach Ansicht von FFF die Klimaneutralität bis 2030 das eigentliche Ziel, um die Erderwärmung zu begrenzen.

Mittlerweile wurde das KSG noch zweimal angepasst. Zuletzt wurde am 1. Februar 2023 eine neue Version im Landtag verabschiedet.

Fridays for Future Demonstration in Stuttgart
Im Januar 2019 gingen die ersten Schülerinnen und Schüler in Stuttgart auf die Straße, um sich für mehr Klimaschutz einzusetzen. Bild in Detailansicht öffnen
Fridays for Future Demonstration in Stuttgart
Mit bunten Schildern forderten die Demonstrierenden, dass die Politik mehr für den Klimaschutz macht. Bild in Detailansicht öffnen
Fridays for Future Demonstration in Stuttgart
Die Klimaproteste fanden zahlreiche Anhängerinnen und Anhänger - auch in Stuttgart. Bild in Detailansicht öffnen
Fridays for Future Demonstration in Stuttgart
Um auf die Klimaerwärmung aufmerksam zu machen, ... Bild in Detailansicht öffnen
Fridays for Future Demonstration in Stuttgart
... gingen die Schülerinnen und Schüler jeden Freitag auf die Straße. Bild in Detailansicht öffnen
Fridays for Future Demonstration am Stuttgarter Flughafen
Proteste fanden auch am Stuttgarter Flughafen statt: Die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" demonstrieren unter anderem gegen das Fliegen im Inland und für eine Kerosinsteuer. Bild in Detailansicht öffnen

Die Forderungen von Fridays for Future

Die FFF-Bewegung in Baden-Württemberg veröffentlichte im November 2019 Forderungen an die Landesregierung. Darin baten sie um die Erstellung einer wissenschaftlichen Studie zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze. Das Land sollte aufzeigen, wie das CO2-Budget reduziert werden kann.

In ihrem Katalog hielten die Aktivistinnen und Aktivisten zentrale Maßnahmen fest, die den Verantwortungsbereich der Landesregierung betreffen. "Bei der Umsetzung muss stets auf eine sozial gerechte Lastenverteilung geachtet werden", heißt es auf der FFF-Website. Zudem machte die Bewegung Vorschläge für Verbesserungen: Dachflächen konsequent für Solarenergie nutzen, den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und den städtischen Verkehr umbauen. Auch der Kohleausstieg bis spätestens 2030 fällt beispielsweise darunter.

Eine Einschätzung zur Entwicklung der Fridays for Future in Bewegung von dem Mannheimer Protestforscher Philipp Gassert:

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Fridays for Future in der Kritik

Jeden Freitag gingen in Baden-Württemberg plötzlich Schülerinnen und Schüler auf die Straße. Das Schuleschwänzen stieß auch auf Kritik. Durch das bewusste Fernbleiben des Unterrichts an einem Freitag verstießen die Schülerinnen und Schüler gegen ihre Schulpflicht. Das generierte Aufmerksamkeit für die Klimaproteste.

Im ARD-DeutschlandTrend von März 2019 zeigte sich, dass die knappe Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) Verständnis dafür hatte, dass Jugendliche für die "Fridays for Future"-Demos die Schule schwänzten. Am meisten zeigten damals die Bürgerinnen und Bürger unter 35 Jahren Verständnis für dieses Verhalten.

Die Kultusministerien in Deutschland überließen es den Schulen selbst, wie sie mit den Streikenden umgehen wollten. Die meisten Schulen verzichteten damals auf Bestrafungen und duldeten die Fehlstunden der Abwesenden. Optionen waren Diskussionen über Klimaschutz und ausgesprochene Verwarnungen ohne Konsequenzen.

Kritik an einer baden-württembergischen Klimaaktivistin von Fridays for Future kam kürzlich von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Seiner Meinung nach hat Luisa Neubauer während eines Vortrags im Rahmen der "Tübinger Mediendozentur" einen Frontalangriff auf das westliche Wohlstandsmodell gestartet. Die Klimaaktivistin verfolge einen falschen Ansatz in der Klimapolitik und beschwöre damit eine "neue Gegnerschaft" herauf.

Fridays for Future und die "Letzte Generation"

Fridays for Future setzt sich für den Klimaschutz ein. Das machen viele andere auch - unter anderem die sogenannte Letzte Generation. Doch deren Proteste stehen immer wieder in der Kritik. Von vielen genervt wahrgenommen, weil sie den Verkehr lahmlegen, indem sie sich auf Straßen festkleben, sorgen sie für Aufmerksamkeit: Aber ist das der richtige Weg? Als "disruptive (störende) Formen" ordnet Protestforscher Philipp Gassert aus Mannheim die Art der Demonstration der "Letzten Generation" ein.

Den Kampf für mehr Klimaschutz kann man auch verschiedene Weisen führen, sagt die FFF-Aktivistin Valeria Anselm aus Stuttgart im Interview mit dem SWR. "Mir tut es aber weh, zu sehen, mit welcher Wut sich die Menschen teilweise gegenüberstehen. Ich glaube nicht, dass wir mit dieser Wut weiterkommen", so Anselm. Sie ordnet die Vorgehensweise der "Letzten Generation" als "eine andere Art, Aktivismus zu machen", ein. "Sie schaffen auf jeden Fall Aufmerksamkeit für das Thema. Das muss man denen lassen", so Anselm.

Welche Bedeutung haben die Klimaproteste von Fridays for Future nach fünf Jahren? Das sagen die Parteien:

Fridays for Future und die Zukunft

Voller Euphorie startete die FFF-Bewegung vor fünf Jahren auch in Baden-Württemberg. Valeria Anselm war dabei - damals überwältigt von der Energie des großen, globalen Klimastreiks. "Da habe ich gedacht: Wir können was verändern und ich will Teil davon sein", sagt sie. Doch nach und nach musste auch die FFF-Bewegung einsehen, dass man nicht jeder Woche mit derselben Energie auf die Straße gehen kann. Die regelmäßigen Freitagsproteste gibt es mittlerweile nämlich nicht mehr.

Stuttgart

Vor fünf Jahren erste Proteste Fridays for Future: "Kampf für Klimagerechtigkeit ist ein Marathon"

Seit fünf Jahren gibt es Fridays for Future. Die Bewegung habe sich verändert - und das ist gut so, sagt die Stuttgarter Aktivistin Valeria Anselm im SWR-Interview.

Aber wie geht es weiter? "Momentan arbeiten wir an der Mobilitätswende und daran, dass Deutschland aus der Kohle aussteigt", so Anselm. Dafür müsse weiterhin Druck auf die Politik aufgebaut werden. Das Ziel ist weiterhin klar: "Als Bewegung wollen wir weiterwachsen und auf dem Weg in eine klimagerechte Zukunft so viele Menschen mitnehmen, wie möglich."

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Wie groß der Zulauf bei den Demonstrationen sein wird, "bleibt tatsächlich abzuwarten", sagt Anna Nora Freier, stellvertretende Leiterin des Instituts für Demokratie- und Partizipationsforschung an der Universität Wuppertal. "Das Frühjahr 2023 ist geprägt durch eine Vielzahl anderer Krisen. Da ist es gar nicht so leicht, das Klimakrisenbewusstsein wieder ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken." Trotzdem könne der Aufruf in den sozialen Netzwerken auf Resonanz stoßen. Allerdings rechne sie bei den Demonstrationen nicht mit der Anzahl von Teilnehmern, die die Bewegung vor der Corona-Pandemie mobilisieren konnte.
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Bianca Brien