Strompreis und Gaspreis sind Inflationstreiber und treiben die Lebenshaltungskosten der Buerger in ungeahnte Höhen. Ein Stromstecker liegt auf Geldscheinen, die wiederum auf einem Heizkörper mit Thermostat liegen. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Energiekrise in BW

Ein Viertel weniger Kosten: Tipps zum Energiesparen und Mieterrechte beim Heizen

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Oliver Linsenmaier
Bild von Oliver Linsenmaier (Foto: privat)

Die gestiegenen Energiekosten werden die Menschen vor allem beim Heizen im bevorstehenden Herbst und Winter spüren. Dabei gibt es einige Kniffs, mit denen Energie und Geld gespart werden kann.

Weil die Temperaturen in Baden-Württemberg in den vergangenen Tagen recht schnell gesunken sind, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die Heizung schon wieder eingeschaltet werden kann - und darf? Denn in manchen Mietverträgen ist von Heizperioden die Rede. Ist das Heizen im September also erlaubt? Durch die gestiegenen Gaspreise spielt auch der finanzielle Aspekt des Heizens eine wichtige Rolle. Doch es gibt Möglichkeiten, bis zu einem Viertel der Heizkosten einzusparen. Die wichtigsten Fragen, Antworten und Tipps.


Darf das ganze Jahr geheizt werden?

Laut Deutschem Mieterbund Baden-Württemberg darf grundsätzlich das ganze Jahr geheizt werden. "Es muss also gewährleistet sein, dass Mieterinnen und Mieter entsprechend ihrem individuellen Wärmeempfinden, ihren Lebensumständen und ihren wirtschaftlichen Erwägungen eine bestimmte Temperatur in ihrer Wohnung erreichen können", erklärt Landesgeschäftsführer Udo Casper auf SWR-Anfrage.

Muss das Einschalten der Heizung mit den Nachbarn abgesprochen werden?

Nein. Die Inbetriebnahme der Heizung ist laut Capser nicht "von der Mehrheitsmeinung der Mieterinnen und Mieter abhängig."

Was ist die sogenannte Heizperiode?

In einigen Mietverträgen taucht der Begriff "Heizperiode" auf. Dieser entbindet den Vermieter oder die Vermieterin vermeintlich von Anfang Mai bis Ende September weitgehend von der Pflicht, das Heizen möglich zu machen. Allerdings ist laut Casper eine Heizperiode nicht gesetzlich festgelegt. Die Rechtsprechung gehe aber von einer Heizperiode vom 1. Oktober bis zum 30. April aus. Das sei in vielen Mietverträgen übernommen worden.

Wichtig ist jedoch: "Auch außerhalb dieser Heizperiode muss allerdings eine Heizung der Wohnung möglich sein, wenn die Zimmertemperatur tagsüber unter 18 Grad Celsius absinkt und absehbar ist, dass die kalte Witterung länger als ein bis zwei Tage anhält", sagt Casper. "Sinkt die Zimmertemperatur tagsüber unter 16 Grad Celsius, muss die Heizung sofort angeschaltet werden." Denn eine Zimmertemperatur von unter 16 Grad gelte als gesundheitsgefährdent.

Gibt es gesetzliche Temperatur-Richtwerte?

In einer Wohnung muss eine Temperatur von 22 Grad erreicht werden können, erklärt Casper. Allerdings nicht rund um die Uhr, sondern nur von 6 bis 24 Uhr. In der Nacht müssen die Heizungen zwar nicht ganz diese Leistungen erbringen können, dürfen aber auch nicht komplett abgeschaltet werden. Schließlich müssen auch nachts 16 bis 17 Grad erzielt werden können. "Eine Mindesttemperatur, bis zu der eine Wohnung geheizt werden können muss, ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Welche Temperatur erforderlich ist, damit man sich in seiner Wohnung wohlfühlen kann, hängt vom individuellen Wärmeempfinden und von den Lebensumständen ab", erläutert Casper.

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Sollte lieber nur ein Raum oder die gesamte Wohnung geheizt werden?

Das hängt ein wenig von der Dämmung der Wohnung oder des Hauses ab. Bei gut gedämmten Wohnungen spielt das laut Ulrich König, Geschäftsführer des Energieberatungszentrums Stuttgart (EBZ), nur eine geringe Rolle. Bei schlecht gedämmten Wohnungen sollte man keinesfalls versuchen, die gesamte Wohnung gleichmäßig zu beheizen, da sonst sehr viel Wärme verloren gehe.

Der Experte empfiehlt daher: Die Zimmer ganz gezielt und nur so lange heizen wie nötig. Im Bad sind das üblicherweise 22 Grad, in Aufenthaltsräumen 20 Grad und im Schlafzimmer in der Nacht 16 Grad. Niedriger als 16 Grad sollte die Temperatur aber nie fallen, da an einer kalten Oberfläche Wasserdampf kondensieren kann und dadurch die Schimmelgefahr steigt.

Wie viel Energie kann durch niedrigere Temperaturen gespart werden?

Pro Grad weniger kann man beim Heizen etwa sechs Prozent Energie sparen, sagt König.

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Welche Rolle spielt das Lüften von Räumen?

"Richtig Heizen heißt auch richtig Lüften", sagt König. Sobald geheizt wird, macht es keinen Sinn mehr, die Fenster zu kippen. Deutlich effektiver ist das Stoßlüften, das zweimal pro Tag gemacht werden sollte. Beim Lüften von Bädern nach dem Duschen macht es Sinn, nach außen und nicht in die Wohnung hinein zu lüften. Also: Offenes Badfenster, geschlossene Badtüre. Schließlich trägt der Wasserdampf sonst Feuchtigkeit in die Wohnung.

Erster Tipp: Heizung richtig entlüften

Zunächst sollte überprüft werden, ob die Heizkörper entlüftet sind. Wenn diese "gluggern", ist das ein klares Indiz dafür, dass in der Heizung Wasser fehlt. Die Luft verhindert, dass ausreichend Wasser in den Heizkörper kommt. Daher muss die Heizung entlüftet werden, bis sie nicht mehr "gluggert". "Luft kann keine Wärme übertragen. Der Heizkessel stellt Wärme zur Verfügung, die bekomme ich aber nicht in den Raum", sagt König.

Zweiter Tipp: Heizkörper muss gleichmäßig warm werden

Außerdem sollte der Heizkörper gleichmäßig warm werden. Ist das nicht der Fall, stimmt der "hydraulische Abgleich" nicht. Das müsste dann aber ein professioneller Handwerker oder eine Handwerkerin regeln. "Wenn etwas mit der Hydraulik nicht stimmt, kann auch die Heizungsanlage nicht besonders sparsam betrieben werden", sagt König.

Dritter Tipp: Thermostatventil im mittleren Bereich belassen

Das sogenannte Thermostatventil - also letztlich der Heitungsregler - sollte nicht komplett zu, aber auch nicht komplett aufgedreht sein. Es sollte im Regelbetrieb auf den Stufen zwei bis vier belassen werden. "Wenn ein Heizkörper ganz zu ist, regelt das nicht. Und wenn das Ventil ganz offen ist, regelt es auch nicht. Wenn der Kessel die Wärme bereitstellt, wird auch die Wärme an den Raum abgegeben und nicht mehr automatisch zurückgeregelt", sagt König. Sein Tipp: Ausprobieren, welche Temperatur bei den Stufen zwei bis vier am besten passt.

Vierter Tipp: Die Heizkurve richtig einstellen

Bei Etagenheizungen ist die sogenannte Heizkurve aktuell auf den Komfort-Modus voreingestellt. "Die Heizkurve wird vom Heizungsbauer so eingestellt, dass es nie Ärger gibt. Man hat also immer einen Zuschlag drin, der eigentlich nicht notwendig ist", sagt der Experte. Die Heizkurve beeinflusse beispielsweise die Vorlauftemperatur. Sie sorge wiederum dafür, dass die Heizung bei niedrigen Außentemperaturen schnell aufheizt. Das Wasser, welches beim Einschalten in die Heizungen fließt, wird dabei auf einer bestimmten Temperatur vorgehalten. Doch laut König sind die Temperaturen oft zu hoch angesetzt, so dass zu schnell zu viel Hitze produziert wird.

"Wir hätten die Gaspreiskrise schon fast gelöst, wenn wir die Heizkurven so einstellen würden, wie es gerade nötig ist."

Um die Heizkurve abzusenken, brauche es allerdings eine einmalige Einweisung durch den Heizungsmonteur oder die Heizungsmonteurin. Denn das sei eigentlich die Aufabe von Fachpersonal oder eben - ob der Bedeutung - die von gut informierten Mieterinnen und Mietern. "Da sind bestimmt 20 Prozent Heizenergie-Einsparung drin. Und das an nahezu jeder Heizung. Und dieses Potential kriegen wir nicht erschlossen, weil im Moment keiner diese Heizkurve verstellt", klagt König. Er fordert die Menschen in Baden-Württemberg dazu auf, den Monteur oder die Monteurin bei der alljährlichen Wartung darauf anzusprechen.

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