Ein Mann sitzt am Rechner und tippt auf einer Tastatur.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Nicolas Armer)

60 Millionen Euro Schaden

Cyberkriminalität: Fälle in BW auf Zehnjahreshoch

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Matthias Breitinger
Matthias Breitinger (Foto: SWR, Simon Ukena)

Cyberkriminelle verursachen in BW immer mehr Schäden. Die hohen Schadenssummen bereiten Innenminister Strobl zunehmend Sorgen.

Der Schaden durch Cyberkriminalität in Baden-Württemberg hat erheblich zugenommen. Das zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik für 2023, die Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) am Donnerstag vorstellte. Demnach sind durch Kriminalstraftaten im Internet im vergangenen Jahr Schäden im Umfang von 60 Millionen Euro verursacht worden, 16 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Zahlen lagen vorab dem SWR vor.

Starke Unternehmen und kritische Infrastruktur im Visier

Zugleich ist die Zahl der Cyberstraftaten im vergangenen Jahr auf ein Zehnjahreshoch gestiegen, wie es aus dem Innenministerium heißt. Die hohen Schadenssummen und die starken Zuwächse der Fallzahlen bereiten Strobl Sorgen. Zwar macht Kriminalität im Netz nur einen Bruchteil der gesamten Kriminalstatistik aus. Dennoch bezeichnet der Innenminister gerade die Cyberkriminalität als gigantische Herausforderung.

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Die Erkenntnis: Cyberkriminelle fokussieren sich zunehmend auf bedeutsame Ziele - wirtschaftlich starke Unternehmen oder die sogenannte kritische Infrastruktur. Dazu zählen etwa Kliniken oder die Stromversorgung. In Fällen wie Krankenhäuser können diese Angriffe schwere Konsequenzen für die Bevölkerung haben, so die Befürchtung aus dem Innenministerium.

Wissing warnt vor Rolle von KI bei Cyberkriminalität

Bei einer Digitalkonferenz in Heilbronn am Mittwochabend warnte Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) ebenfalls vor Cyberkriminalität und insbesondere den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz: Durch KI steige die Gefahr von Cyberangriffen, so Wissing. Deswegen müsse man auf Seiten der Angegriffenen jetzt auch mit KI abwehren. "Nur dann hat man die Chance, den Angriff frühzeitig zu erkennen, ihn abzuwehren mit KI und sich zu schützen", sagte der FDP-Politiker.

Von Cyberangriffen ist auch die öffentliche Verwaltung betroffen. Erst Ende 2023 etwa hatten solche Attacken die Computersysteme der Stadtverwaltung in Mössingen (Kreis Tübingen) und auch in mehreren Kommunen im Kreis Neu-Ulm lahmgelegt. Zeitungen im Land waren im vergangenen Jahr ebenfalls das Ziel von Cyberangriffen.

Anfang 2024 hat das neue Cybercrime-Zentrum des Landes in Karlsruhe seine Arbeit aufgenommen. Es soll Kompetenzen im Land bündeln, um schlagkräftiger gegen Hackerangriffe, digitale Erpressungsversuche oder Handel im Darknet vorzugehen.

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Statistik sollte mit Vorsicht betrachtet werden

Insgesamt stieg in Baden-Württemberg die Zahl der registrierten Straftaten im vergangenen Jahr laut der Deutschen Presse-Agentur um mehr als acht Prozent auf 594.657 Fälle. Zugleich stieg aber auch die Aufklärungsquote von 61,4 auf 63,5 Prozent.

An der Kriminalstatistik gibt es zugleich Kritik. Experten warnen vor einer Überinterpretation: Die Zahlen zeigten kein reales Bild der Kriminalität, da das Dunkelfeld fehle, sagte Jörg Kinzig, der Direktor des Instituts für Kriminologie an der Universität Tübingen, dem SWR. Der Kriminologe Thomas Feltes nannte die Statistik lediglich einen "Arbeitsnachweis der Polizei". Die Statistik tauge nicht dazu, "politische Diskussionen oder Analysen abzuleiten".

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