Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)

Preiswerter Nahverkehr

Meinung: Das 9-Euro-Ticket soll bleiben

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Stefan Giese
Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)

Das 9-Euro-Ticket ist für die Steuerzahler zu teuer und überfordert die Nahverkehrssysteme, sagen seine Kritiker. Stimmt, doch das lässt sich mit dem nötigen politischen Willen ändern, meint Stefan Giese.

Am 9-Euro-Ticket scheiden sich die Geister. Die einen verweisen darauf, dass es bisher über 38 Millionen Mal verkauft wurde und der Nahverkehr nachweislich deutlich mehr Fahrgäste anzieht als vor der Einführung. Sie bewerten das Ticket als Erfolg und wollen ein gleiches oder ähnliches Angebot über den August hinaus, wenn das 9-Euro-Ticket auslaufen soll.

Eine Reisende sitzt am Hauptbahnhof am Bahnsteig und wartet auf ihren Zug. Die Neun-Euro-Ticket-Aktion hat über Pfingsten für einen Ansturm auf Bahnhöfe und Züge gesorgt. (Foto: dpa Bildfunk, Joerg Carstensen)
Warten auf den Zug - mit oder ohne 9-Euro-Ticket - in Deutschland leider nichts ungewöhnliches...

Auf der anderen Seite steht eine bemerkenswerte Allianz aus Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Bahngewerkschaften und Verkehrsverbünden. Für sie ist die Finanzierung des Tickets aus Steuermitteln zu teuer. Außerdem würde der Passagieransturm Personal und Infrastruktur über Gebühr belasten. Beide Argumente der Kritiker lassen sich nicht von der Hand weisen - und stellen aus meiner Sicht doch keine unüberwindlichen Hindernisse dar, ein offensichtlich gut angenommenes Angebot aufrechtzuerhalten.

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Die Defizite im öffentlichen Nahverkehr sind tatsächlich unübersehbar: zu wenige Verbindungen, zu wenige Haltestellen, zu wenig Personal. Fuhrpark und Schienennetz auf Kante genäht. Aber diese Probleme haben nicht das Geringste mit dem 9-Euro-Ticket zu tun. Sie bestanden bereits vor seiner Einführung und werden ganz sicher nicht Ende August zusammen mit dem Ticket verschwinden. Die Defizite zu beheben, den Nahverkehr kundenfreundlich zu stärken ist eine Frage des politischen Willens und des Geldes.

Apropos Geld: Ja, es stimmt, das 9-Euro-Ticket kostet uns Steuerzahlende viel. Mit 2,5 Milliarden Euro rechnet das Finanzministerium für die geplanten drei Monate. Für den Fall einer unbefristeten Fortführung ist von zehn Milliarden pro Jahr die Rede. Auch die anderen diskutierten Modelle wie das 69-Euro-Monatsticket oder das 365-Euro-Jahresticket würden zwischen zwei und vier Milliarden Euro Subventionen jährlich kosten.

Viel Geld, aber zum Vergleich: Nach Angaben des Umweltbundesamtes lassen wir uns umweltschädliche Subventionen ganze 65,4 Milliarden kosten. Da ließe sich etwas umverteilen. Womit wir wieder bei der Frage des politischen Willens wären.

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