Literatur

Ein Werk von titanischem Ausmaß - Literaturkritiker Denis Scheck zum Tod von Martin Walser

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Eva Marburg

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Der große Chronist der jungen Bundesrepublik

Er sei der bedeutendste Schriftsteller der westdeutschen Bundesrepublik gewesen, sagt der Literaturkritiker Denis Scheck zu Martin Walser, der am 28. Juli 2023 Im Alter von 96 Jahren gestorben ist. Walser sei von Beginn an der „große Chronist der jungen Bundesrepublik" nach dem Krieg gewesen und das habe bis in die Gegenwart angehalten.

Nussdorf

Nachruf „Unermüdlich sein und unersättlich, und undurchschaubar" - Der Jahrhundertschriftsteller Martin Walser ist tot

Er war der große Mann der deutschen Nachkriegsliteratur: Zusammen mit Günter Grass, Siegfried Lenz und Heinrich Böll prägte der Schriftsteller Martin Walser das intellektuelle Bild der Bundesrepublik. 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, war ihm schon recht früh klar, dass er nur eines werden wollte: Dichter. Mit seiner kantigen, streitbaren Art mischte er sich immer wieder vom Bodensee in die hohe Politik ein, was nicht selten zu unversöhnlichen Debatten führte. Am 26.7.2023 ist er im Alter von 96 Jahren gestorben, wie der Rowohlt-Verlag bestätigte.

  „Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr"

„Martin Walser war einer, der immer ins Risiko ging, der auch Positionen vertrat, die augenblicklich vielleicht unpopulär erschienen", sagt Scheck über den Autor. Das habe dazu geführt, dass Walser im Diskurs auch immer wieder aneckte.

Schecks Lieblingssatz von Walser sei: „Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr". Und so könne man von Walser lernen, mit Ambivalenzen zu leben und sie auszudrücken - Ambivalenzen allerdings, die im alltäglichen politischen Betrieb nicht immer auszuhalten wären.

 Eine lebenslange Liebesaffäre mit der deutschen Sprache

So sei Martin Walsers Werk einerseits ein Spiegel der Bundesrepublik, andererseits Ausdruck seiner lebenslangen Liebesaffäre mit der deutschen Sprache. Als literarischer Profi habe Walser in vielen Disziplinen gearbeitet: er schrieb Romane, Essays, Lyrik und Theaterstücke. Es sei ein titanisches Werk mit unglaublich vielen Ausformungen.

Das Werk habe Scheck aufgezeigt, was die Aufgabe eines Schriftstellers sei, nämlich „mit Worten zu benennen, wofür ich selbst keine Worte finde".

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Eva Marburg