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Lydia Davis: Es ist, wie’s ist

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Die Short Story ist dann doch etwas, was die Amerikaner am besten können, noch immer, auch Jahrzehnte nach Carver. Die 1947 geborene Lydia Davis gilt in den USA bereits als Star dieser Form, wurde 2013 mit dem Booker Prize ausgezeichnet, und auch in Deutschland wird sie seit rund zehn Jahren entdeckt. Ihre Fähigkeit, komplexe emotionale und gesellschaftlich relevante Sachverhalte offenzulegen, ist staunenswert. Sie kann über die Liebe schreiben und über Tiere im Verhältnis zu ihren Besitzern, über Träume und über den Tod.

Ihre Miniaturen sind sprachlich auf das Extremste verknappt und verdichtet, und doch schimmert in ihren oftmals noch nicht einmal eine Seite langen Texten ein philosophisches Grundgerüst durch. Das neue Buch ist ihr erstes: „Es ist, wie’s ist“ ist Davis‘ im Jahr 1986 erschienenes Debüt, das nun in der Übersetzung von Klaus Hoffer auch auf Deutsch vorliegt. 34 Short Stories auf knapp 170 Seiten – das literarische Programm lässt sich daran ablesen.

Eine davon, „Der Fisch“ hat gerade einmal acht Zeilen und erzählt von einer jungen Frau, die in Wahrheit ein alter Mann ist und sich wundert, wenn junge Männer mit ihr oder ihm flirten wollen. Der Grat zwischen Banalität und Genialität ist oft schmal. Lydia Davis überspringt ihn mit einem zielsicheren Hüpfer.

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AUTOR/IN
SWR