Der Hans-Thoma-Preis ist der wichtigste Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg. Aber der aktuelle Preisträger Marcel van Eeden stößt sich an antisemitischen und völkisch-nationalen Haltungen des Namensgebers Hans Thoma. Wie verfestigt diese Einstellungen waren, sei schwer zu beurteilen, erklärt der Historiker Frank Engehausen im Gespräch mit SWR2, „da es öffentliche Äußerungen politischer Natur von Thoma nur sehr selten gibt.“
Dass die Nazis Hans Thoma vereinnahmt haben, war kein Zufall
Zwar hat sich Hans Thoma in einem rechtskonservativen Umfeld bewegt und selten auch öffentlich so geäußert, aber er war auf Förderung des liberalen Badischen Großherzogs angewiesen, der sich eindeutig gegen den grassierenden Antisemitismus positioniert hatte.
Auch dass die Nazis Hans Thoma vereinnahmt haben, war kein Zufall: Beispielsweise war „einer seiner Meisterschüler eine wichtige Figur bei der Gründung des Kampfbunds für deutsche Kultur“, einer völkisch-antisemitischen Gruppe ab der Spätphase der Weimarer Republik. Dennoch meint Engehausen im Gespräch mit SWR2: „Ich halte Thoma nicht für in so starkem Maße historisch belastet, dass der Preis auf keinen Fall mehr vergeben werden darf.“
Preisträger Marcel van Eeden zeigt Recherchen zu Thoma
Allerdings sei es notwendig, bei der Preisverleihung in Bernau deutlich auf die problematische Seite von Hans Thomas hinzuweisen. Der aktuelle Preisträger Marcel van Eeden will vor Ort seine Recherchen über antisemitische Tendenzen des Landschaftsmalers der Jahrhundertwende ausstellen.
Das Baden-Württembergische Kunstministerium erklärte in einer Pressemitteilung, es möchte einen „offenen Diskurs“ führen, ob eine Neubewertung Thomas notwendig sei.
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