Die französischen Banlieues werden meist dann wahrgenommen, wenn es dort Unruhen gibt. Der Fotograf Jean-Michel Landon zeigt mit seinen schwarzweiß-Bildern jenseits der negativen Klischees das vielfältige Leben der Menschen in den urbanen Randzonen von Paris. Fotografien, die durchdrungen sind von Empathie und Respekt.





Portraits in schwarzweiß
Die Ausstellung „La vie des blocs“ - Das Leben in den Blocks - besteht ausschließlich aus Schwarz-Weiß-Aufnahmen und auf den allermeisten sind Menschen zu sehen. Den Anfang macht eine Reihe von Portraits. Ein älterer Mann mit Panamahut, der an einer Zigarette zieht. Eine Frau mit streng gebundenem Kopftuch. Ein junger Mann mit Baseball-Kappe und Sonnenbrille. Die meisten Menschen auf seinen Fotografien sind Einwanderer oder Kinder von Einwanderern, viele kommen aus dem Maghreb oder dem Afrika südlich der Sahara.
Die Bilder zeigen eine kulturelle Vielfalt. Die Menschen haben alle ihre eigenen Geschichten und oft ein schweres und kompliziertes Leben und dem möchte ich Wertschätzung entgegenbringen.
Bilder durchdrungen von Empathie und Respekt
Jean-Michel Landon ist Mitte vierzig und selbst in einer der Arbeitervorstädte von Paris aufgewachsen. Er war Hip-Hopper und Rapper und arbeitet als studierter Sozialarbeiter in den Banlieues. Seine Fotografien sind durchdrungen von Empathie und Respekt. Wenn er coole, junge Männer fotografiert, die sich im Sommer Planschbecken zwischen die Hochhauszeilen stellen, um sich eine Oase in der Ödnis zu schaffen, liegt Würde im Bild. Wenn er Kinder fotografiert, sieht er ihren Einfallsreichtum beim Spielen, ihre Beweglichkeit und Lust am Leben.

Bestechend beispielsweise eine Aufnahme, die er aus dem Auto heraus gemacht. Von drei Kindern, die ganz nah an die Scheibe herankommen, lachen und ihm die Zunge rausstrecken. Arbeiten wie diese haben die Kuratorin Stephanie Hermann überzeugt, Landon nach Mannheim zu holen.
Das Bild ist ja eigentlich unperfekt ... Aber da ist diese Unmittelbarkeit. Er hat diesen Moment eingefangen, auf den Auslöser gedrückt. ... Und sie zeigen die Menschen auf eine unglaublich empathische Art und Weise.

Tradition der der humanistischen Fotografie von Henri Cartier-Bresson
Jean-Michel Landons Vorbilder sind die großen Vertreter der humanistischen Fotografie in Frankreich wie Henri Cartier-Bresson oder Edouard Boubat. Wie deren Aufnahmen sind seine Arbeiten durch und durch ästhetisch, selbst wenn sie das zeigen, was nicht schön ist. Die Schwermut und Perspektivlosigkeit.
Es ist schwer, objektiv zu sein. Aber es ist wichtig, alles zu zeigen. Das ist ein Teil der Dokumentarfotografie. Also ist es wichtig, die schönen Dinge zu zeigen, aber auch die Schattenseiten. Drogengeschäfte und Drogenkonsum ab frühster Jugend, zum Beispiel Cannabis.
Das Leben der Frauen ist kaum zu sehen
Es sind übrigens überwiegend Männer zu sehen in „La vie des Blocs“. Das Leben der Frauen scheint sich an Orten abzuspielen, zu denen der Autodidakt Jean-Michel Landon keinen Zugang hat. Das schmälert die Qualität der Ausstellung in keiner Weise. Weckt aber die Neugier auf das Leben der Frauen in den Banlieues.
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