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„Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist Kunst“ – Kunst-Comedian Jakob Schwerdtfeger

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Markus Brock
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Dominic Konrad

Der studierte Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger steht seit Jahren erfolgreich auf den Comedy-Bühnen der Republik und bespielt mit kleinen Clips YouTube und Instagram.

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„Ich will, dass Leute sich für Kunst begeistern.“

Jakob Schwerdtfeger hat ein Buch herausgebracht: eine ungewöhnliche Reise durch die Kunstgeschichte. Der 35-jährige Comedian will es als eine „Ausstellung zwischen zwei Buchdeckeln“ verstanden wissen:

„Weil ich finde, dass es einfach ein schöner Rahmen für ein Buch ist“, sagt Schwerdtfeger. „Ich habe einfach die Intention gehabt, ich will, dass Leute sich für Kunst begeistern. Und dann habe ich gedacht, ich packe in dieses Buch alle Werke, die ich großartig finde.“

Comedy trifft Kunst So unterhaltsam erzählt Jakob Schwerdtfeger die Storys hinter den großen Kunstwerken

Funfacts, Unterhaltung und Infos: Die Kurzvideos des Comedians und Kunsthistorikers Jakob Schwerdtfeger werfen einen amüsanten Blick auf große Kunstwerke und machen Lust auf mehr.

Mona Lisa steht im Pool und lässt einfach laufen

Und so widmet das Buch natürlich auch Leonardo da Vincis Mona Lisa ein Kapitel – einem der wohl prominentesten Meisterwerke der Kunst. Anschaulich, humorvoll und auch mit einem Augenzwinkern schildert Schwerdtfeger Hintergründe zur Entstehung des Bildes: wie die Mona Lisa 1911 wirklich geklaut wurde und was es mit ihrem Gesichtsausdruck auch auf sich haben könnte.

Meine Interpretation ist, dass sie so guckt, als stünde sie ganz entspannt im Pool, guckt mich an und lässt dabei einfach laufen. Ich finde, ihr Lächeln hat so eine Entspannung im Blick und gleichzeitig irgendwie so was Süffisantes, dass ich so dachte, das wäre einfach eine witzige Erklärung, die mal ein bisschen anders ist als die sonstigen Zugänge.

Leonardo da Vinci: Mona Lisa (Foto: IMAGO, IMAGO / United Archives International)
Mysteriöses Lächeln und Entspannung beim Wasserlassen? Jakob Schwerdtfeger hat da seine eigene Theorie

Kunst kann auch ein leerer Raum sein

Bei einem Besuch im Museum of Modern Art in New York hat Schwerdtfeger ein Werk des spanischen Künstlers Juan Muñoz gesehen. Es war ein leerer, schwarzer Raum mit einem kleinen Loch in der Fußleiste, aus dem Licht schien.

Was ihm auf den ersten Blick langweilig erschien, beflügelte auf den zweiten seine Fantasie, und zwar als die Musik der US-amerikanischen Comicserie Tom and Jerry ertönte.

„Du siehst den Cartoon, du siehst Tom, der Jerry hinterrennt und irgendwie voll auf die Schnauze kriegt“, alcht der Kunst-Comedian, „und irgendwie dieses ganze Chaos, was in diesem Cartoon stattfindet, ist totales Kopfkino. Ich dachte, das ist so ein tolles Beispiel für Kunst, die einfach in der Lage ist, aus dem nichts etwas zu schaffen.“

Jakob Schwerdtfeger (Foto: IMAGO, IMAGO / Funke Foto Services)
Comedian Jakob Schwerdtfeger begeistert jung und alt mit seiner unverkrampften Art, über Kunst zu sprechen.

Kunst und Entertainment schließen sich nicht aus

Schwerdtfegers freche, persönliche, unkonventionelle und unterhaltsame Art der Kunstvermittlung, mit der er sich auch auf der Bühne und auf Social Media präsentiert, kommt beim jungen Publikum an. Es ist ein Zugang zur Kunst, der Schwellenangst nimmt, nie belehrend ist und stets gehaltvoll.

Denn der 35-Jährige kam von Kindesbeinen an mit Kunst in Berührung. Sein Großvater war abstrakter Maler und gab die Richtung vor. Es folgte ein Kunststudium und später eine Anstellung am Frankfurter Städel als Kunstpädagoge. Schwerdtfeger kennt also auch den Museumsbetrieb von innen. Um jüngeres Publikum zu erreichen, rät er den Museen:

Traut euch mehr Humor, seid euch nicht zu fein für Entertainment. Die Leute haben Bock auf Entertainment. Kunst ist so spannend, nehmt euch nicht so ernst. Aber ehrlich gesagt, solange sich Museen noch so ernst nehmen und wenig mit Humor arbeiteten, habe ich einen Job als Comedian. Insofern ist das alles ok.

Zeitgenossen Jakob Schwerdtfeger Schwerdtfeger: „Für mich war die Mona Lisa wie Sex am Strand. Hab ich mir geiler vorgestellt.“

„Für mich war die Mona Lisa wie Sex am Strand. Hab ich mir geiler vorgestellt," so der Kunstcomedian Jakob Schwerdtfeger. Er begeistert mit seinem Soloprogramm „Ein Bild für die Götter“ bundesweit. Seine Festanstellung am Frankfurter Städel-Museum hat der Kunsthistoriker, der schon als Poetry Slammer und Rapper bekannt war, dafür aufgegeben.

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