Große Erleichterung am Nationaltheater Mannheim: Die Ersatzspielstätte der Oper Mannheim, die Oper am Luisenpark, kurz OPAL, ist gerettet. Am 20. Juni hat der Mannheimer Gemeinderat beschlossen, dass in Eigenregie weitergebaut wird und dafür zusätzliche 6,3 Millionen Euro bewilligt.
Die Alternative wäre der Abriss gewesen
6,3 Millionen Euro hat der Mannheimer Gemeinderat am 20. Juni mit großer Mehrheit für den Weiterbau in Eigenregie bewilligt. „Alternativlos“ nannte dieses Vorgehen der Kulturbürgermeister Michael Grötsch. Denn sonst hätte man den begonnenen Bau wohl abreißen müssen und alles bisher investierte Geld verloren. Jetzt hofft man, ihn nach der Nutzung sogar noch weiterverkaufen zu können. Klar ist: Durch den vorübergehenden Baustopp sind nicht nur die Kosten gestiegen – um 6,3 Millionen Euro auf jetzt insgesamt 22,7 Millionen Euro – sondern auch die Bauzeit wird sich verlängern.
„Es ist ein großes Glück, dass die vertraglichen Regeln so waren, dass wir nicht das ganze Gelände und das, was gebaut wurde, an die Insolvenzmasse verloren haben“
Zahlreiche Ersatzspielstätten nur Notlösungen
Nach jetzigen Planungen wird OPAL erst Ende der kommenden Spielzeit 23/24 fertig sein. Bis dahin muss die Opernsparte in mehrere Ersatz-Spielstätten ausweichen: ins benachbarte Ludwigshafen in den Pfalzbau, ins Schlosstheater im weiter entfernten Schwetzingen, in den Musensaal im Mannheimer Rosengarten und in die ehemalige Schildkrötfabrik. Für den geschäftsführenden Intendanten Tilmann Pröllochs sind das nur Notlösungen.
Zumal sich die Mannheimer Oper bisher immer noch danach richten muss, bis wann in den Ausweichspielstätten überhaupt noch Termine frei sind. Ein weiteres Problem besteht darin, dass in den meisten Ersatzspielstätten die räumlichen Gegebenheiten für große Operninszenierungen nicht oder nur eingeschränkt vorhanden sind.

Verdacht auf Kampfmittel im Boden de Stammhauses
Doch es gibt noch eine weitere Hiobs-Botschaft: Bei den Bauarbeiten am Stammhaus des Nationaltheaters Mannheim am Goetheplatz wurden vermehrt Schadstoffe gefunden und es kam der Verdacht auf, dass sich noch Kampfmittel im Boden befinden. Also auch hier: Verzögerung der Bauarbeiten um mindestens acht Monate und Steigerung der Kosten.

Schauspiel gut angekommen in der Ersatzspielstätte im Alten Kino Franklin
Dass die Generalsanierung für das Nationaltheater eine große Belastung werden würde, war für alle von Anfang an klar. Das Schauspiel scheint in seiner Ersatzspielstätte im Alten Kino Franklin inzwischen ganz gut angekommen zu sein, aber Tanzintendant Stephan Thoss klagt darüber, dass in der Interimsspielstätte im Tanzhaus Käfertal viele Auf- und Abbau-Arbeiten von ihm und seinem Team selbst übernommen werden müssten.
Weite Wege kosten Kraft – Besucherzahlen rückläufig
Außerdem benötigt das ständige Hin- und Herfahren zwischen den Werkstätten, Lagern und verschiedenen Spielstätten viel Zeit und zehrt an den Nerven. Die ganze Situation erschwert nicht nur den Mitarbeitenden die Arbeit, sondern drückt auch die Besucherzahlen nach unten. Noch liegen keine verlässlichen Zahlen für die zu Ende gehende Spielzeit vor, aber es sieht nicht rosig aus, gibt der Geschäftsführende Intendant des Nationaltheaters Mannheim, Tilmann Pröllochs, ehrlich zu.
Sanierung des Nationaltheaters
Produktionen am Nationaltheater Mannheim
Theater Theaterstück über polnische Arbeitsmigrantinnen am Nationaltheater Mannheim
Wer erzählt die Geschichten der Frauen aus Osteuropa, die in Deutschland als Reinigungskräfte, Spargelstecherinnen und Altenpflegerinnen arbeiten? Die deutsch-polnische Autorin Ewe Benbenek mit ihrem neuen Theaterstück „Juices“.
Kammeroper Atemberaubend gut: Oper „The Lighthouse” von Peter Maxwell Davies am Nationaltheater Mannheim
Die komplette Besatzung eines Leuchtturms im Norden Schottlands ist spurlos verschwunden. Diese historische Begebenheit liegt der Kammeroper „The Lighthouse“ von Peter Maxwell Davies zugrunde. Die Mannheimer Produktion ist atemberaubend gut. Sie ist eine kongeniale Umsetzung des Meisterwerks und lässt die hypnotische Kraft der Oper wirkmächtig werden.
Bühne Zu gut für diese Welt – „Der gute Mensch von Sezuan“ am Nationaltheater Mannheim
Leider zündet die Inszenierung von Charlotte Sprenger erst nach gut zwei Stunden. Dann nämlich, wenn die Hauptfigur Shen Te in Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ realisiert, dass sie von allen nur betrogen und ausgenutzt wurde.
Oper Zumindest optisch beeindruckend: „Der fliegende Holländer“ am Nationaltheater Mannheim
Richard Wagners Frühwerk „Der Fliegende Holländer“ ist zentral für die musikalische deutsche Romantik. Das Nationaltheater Mannheim zeigte bereits Carl Maria von Webers „Der Freischütz“, das große Vorbild Wagners, in einer Neuproduktion. Das Frühwerk des musikdramatischen Erneuerers Richard Wagners in der Regie von Roger Vontobel und der musikalischen Leitung von Jordan de Souza ist eine zwiespältige Inszenierung. Vontobel fällt zu den Figuren wenig ein. Das Bühnenbild hingegen ist spektakulär.