Ochsenfrösche - riesige Allesfresser
In einem Badesee nördlich von Karlsruhe lebt eine Tierart, die erst auf den zweiten Blick zu sehen ist, und in diese Region eigentlich nicht hingehört: Der Nordamerikanische Ochsenfrosch.
Eigentlich ist der Ochsenfrosch in den USA, Kanada und Mexiko beheimatet, doch die Tiere breiten sich im Raum Karlsruhe immer weiter in den Seen und Altrheinauen aus. Die ausgewachsenen Frösche fressen alles, was sie überwältigen können. Durch ihre Größe von bis zu 20 Zentimetern sind sie deswegen vor allem für andere Amphibien eine Gefahr. Selbst kleine Nager frisst er, wenn er kann.

Auch die Kaulquappen der Ochsenfrösche sind sehr groß
Die Kaulquappen, die etwa 10 bis 15 Zentimeter lang werden, haben in den Seen hier keine Fressfeinde. Deshalb überlebt ein sehr großer Teil der Larven, die dann mit den anderen Tieren im See um Nahrung konkurrieren. Wie der Ochsenfrosch hier eingeschleppt wurde, ist nicht ganz klar, aber es gibt Theorien.
Vor ein, zwei Jahren sei es durchaus noch möglich gewesen, dass man ganz legal Ochsenfroschkaulquappen im Kleinzoohandel kaufen konnte, so Hannelore Brandt, Präsidentin Badischer Tauchsportverband e.V..
"Das war toll für Kinder, weil die sehen, wie eine Kaulquappe aussieht, und diese relativ groß ist - aber wenn man dann einen Frosch hat, und der wird immer größer, dann passt er nicht mehr in den Gartenteich, die Leute wollen ihn nicht töten, dann wird er in die Natur entlassen.“

Invasive Arten müssen bekämpft werden
Die Kaulquappen können heute nicht mehr gekauft werden, aber der Schaden ist bereits vollbracht. Und da die Frösche auf der EU-Liste invasiver Arten stehen, müssen sie bekämpft werden.
Normalerweise dürfen Amphibien gar nicht entnommen werden, da sie geschützt sind. Bei den Ochsenfröschen ist das anders:
„Wir haben die Sondergenehmigung, die Tiere zu entnehmen. Dazu gehört dann auch die Genehmigung, dass wir in Bereichen tauchen dürfen, die eigentlich gar nicht Tauchbereich sind.“

Fangaktionen nach Kaulquappen mit Hilfe von Tauchern
Regelmäßig organisiert Hannelore Brandt Fangaktionen mit Tauchern. Mit dabei ist auch der Biologe Ralph Schill. Er will mehr über die Lebensweise und Ausbreitung der Frösche und der Kaulquappen erfahren. Schill untersucht in seinem Labor am Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme in Stuttgart die Kaulquappen.
„Für uns ist es wichtig zu verstehen, wie die Ochsenfrösche sich bei uns letztendlich entwickeln, wo sie vorkommen und vor allem wo sie überwintern, denn nur wenn wir die Ökologie der Ochsenfrösche verstehen, ist letztendlich eine effiziente Bekämpfung möglich.“

Eine effiziente Bekämpfung ist nötig, denn ob die bisherigen Maßnahmen, wie die Tauchaktionen, wirklich was bringen, ist unklar.
Laut dem Biologen Ralph Schill sind in den letzten zehn Jahren rund 60.000 Kaulquappen rausgefangen worden. Inwieweit man die invasive Art komplett eindämmen oder den Ochsenfrosch wieder aus diesem Lebensraum verschwinden lassen könne, das werde sich in den nächsten Jahren zeigen.
Erwachsenes Weibchen legt zehntausende Eier
Wenn es dunkel wird, dann ist die beste Zeit, um die Kaulquappen zu fangen. Im Wasser müssen die Taucher nicht lange suchen - dann geht eine Kaulquappe nach der anderen ins Netz. Selbst am Ufer fangen die Taucher regelmäßig Frösche, die bereits über das Larvenstadium hinaus sind.
Ochsenfrösche können sehr groß werden. Ein einheimischer Wasserfrosch hätte gegen einen ausgewachsenen Ochsenfrosch keine Chance.

Die Tauchaktionen zeigen aber einen Effekt in den Seen, sagt Hannelore Brandt. Je mehr sie fangen, desto weniger würden sie finden.
Doch das Problem ist: Ein einziges erwachsenes Weibchen legt zehntausende Eier. Ohne Fressfeinde im neuen Ökosystem überleben viele der Kaulquappen. So wird es schwierig, den Ochsenfrosch nur durch das Fangen der Kaulquappen loszuwerden.