Häufiges Symptom bei Long Covid: Fatigue
Viele Menschen klagen nach einer Covid-19-Erkrankung über
- starke Erschöpfung
- Atemnot
- Kopfschmerzen
- Konzentrations- und Wortfindungsstörungen
- Haarausfall
- Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns
- Nierenprobleme bis hin zu
- Herzbeschwerden
Die Patienten sind zwar von der akuten Infektion genesen, aber sie sind nicht gesund. Einige haben sich in Internet-Foren unter dem Begriff „Long Covid“ zusammengefunden. Die Mediziner benutzen eher den Ausdruck „Post Covid“.
Ein Symptom, über das die meisten nach Covid-19 berichten, ist die sogenannte Fatigue, eine sehr starke Müdigkeit. Tritt diese Erschöpfung nach einer akuten Infektion auf, spricht man zunächst von einer post-infektiösen Fatigue. Die bessert sich meist wieder. Halten die Beschwerden aber mehr als ein halbes Jahr an, kann sich ein Chronisches Fatigue-Syndrom, kurz: CFS, entwickelt haben.
Frauen sind häufiger von Post-Covid-Syndrom betroffen
Auslöser ist wahrscheinlich eine Autoimmunerkrankung, die durch die Virusinfektion getriggert wurde, vermutet Prof. Carmen Scheibenbogen. Vergangenen Sommer hat die Immunologin gemeinsam mit ihrem Team an der Berliner Charité eine „Post-Covid-Sprechstunde“ eingerichtet.
Die Autoimmunreaktion würde auch erklären, warum Frauen häufiger über Post-Covid-Symptome berichten als Männer. Denn Frauen haben ein aktiveres Immunsystem, das sich auch aktiver gegen den eigenen Körper richten und so zu Autoimmunerkrankungen führen kann.
Experten warnen vor psychischer und physischer Überlastung
Carmen Scheibenbogen und ihr Team haben Patientinnen und Patienten gesehen, bei denen die verschiedenen Symptome zwei, drei Monate anhielten, sich dann aber besserten. Die Expertin geht derzeit davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Betroffenen chronische Beschwerden entwickeln wird. Therapiert werden die Patienten vor allem symptombezogen, das heißt, Schlafstörungen, Schmerzen und Verspannungen werden medikamentös behandelt. Die Expertin warnt außerdem vor Überlastung, sowohl psychische als auch physischer.
Ursachen von Long Covid sind noch unklar
Doch was genau löst diese Spätfolgen aus? Es gibt erste Hinweise darauf, dass der Körper bei der Bekämpfung des Virus über das gesunde Maß hinausschießen könnte. Doch welche Schäden verursacht das Virus, welche die Überreaktion des Immunsystems? Eindeutig lässt sich diese Frage heute noch nicht beantworten. Dass das Virus in der Lunge zu Schädigungen führt, ist unumstritten. Fest steht aber auch, dass die Folgen einer übersteigerten Immunantwort immer stärker in den Blickpunkt geraten.
Luftröhrenschnitt rettet Leben, kann jedoch schwere Schäden verursachen
Zuletzt sorgte eine Untersuchung aus dem chinesischen Wuhan für Aufsehen. Anfang Januar im Lancet publiziert, kommt sie zu dem Schluss, dass rund dreiviertel aller stationär aufgenommenen Patienten noch sechs Monate nach der Klinik-Entlassung unter Beschwerden litten. Im CT, der Computertomografie, wurden bei der Hälfte dieser Patientengruppe noch Veränderungen an der Lunge beobachtet. Auch der Gasaustauch in der Lunge war – abhängig vom Schweregrad der Erkrankung – eingeschränkt.
Die invasive Beatmung durch einen Luftröhrenschnitt hält die Corona-Kranken zwar am Leben, weil sie die Lungenfunktion unterstützt. Gleichzeitig kann diese Therapie aber schwere Schäden verursachen – zusätzlich zur virusbedingten Lungenentzündung. Die Lunge versteift, büßt ihre Fähigkeit ein, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid abzugeben. Nur einen kleinen Anteil kann man im Rahmen einer Rehabilitation wieder auftrainieren.
Doch auch Patienten, die nicht beatmet wurden, sind von Spätfolgen betroffen. Besorgniserregend ist, dass alle medizinischen Fachgebiete Patienten mit eher mild verlaufenden Covid-19-Erkrankungen, aber anhaltenden Beschwerden sehen. Seien es
- Luftnot
- Herzmuskelentzündungen
- Nierenfunktionsstörungen
- Gefäßschäden
- Konzentrationsprobleme
- fehlender Geruchs- oder Geschmackssinn
Psychische und neurologische Corona-Spätfolgen
Isolation und Todesangst sind Erfahrungen, die schwer zu verarbeiten sind. Angststörungen und Depressionen werden als Spätfolgen von Covid-Infektionen immer wieder beschrieben. Dazu kommen körperliche Beschwerden. Für Beschwerden wie Atemnot oder Muskelschmerzen gibt es therapeutische Angebote. Schwieriger wird es bei anderen Langzeitfolgen wie Vergesslichkeit und Wortfindungsstörungen.
Einige Patienten brauchen auch nach der Reha weiterhin psychologische Begleitung. Andere haben begonnen, sich selbst zu organisieren. Quer durch die Republik tauschen die Betroffenen längst ihre Erfahrungen online in zahlreichen Foren aus. Auch Angehörige brauchen Unterstützung.
Dies alles hat auch Folgen für die Arbeitswelt. Die Spätfolgen einer Covid-Infektion haben fast immer Auswirkungen auf die Belastbarkeit von Arbeitnehmern, und nicht jeder Arbeitgeber zeigt Verständnis.
Mittlerweile (Stand: März 2021) wurde bei rund 2,4 Millionen Menschen in Deutschland eine Covid 19-Infektion nachgewiesen. Wie viele von ihnen Spätfolgen entwickeln werden, kann heute niemand mit Sicherheit vorhersagen. Fest steht aber, dass die gesundheitlichen und sozialen Folgen die Gesellschaft noch lange beschäftigen werden.