Musikkritik

Country-Album „Act II: Cowboy Carter“ von Beyoncé – Sie macht, was sie will

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Autor/in
Dirk Schneider

Eine Schwarze Musikerin erobert die weiße Country-Musik: Was Beyoncé gerade schafft, ist ein Politikum. Auf ihrem neuen Album „Act II: Cowboy Carter“ wird die US-Sängerin von höchster Stelle geadelt: Die Country-Legenden Willie Nelson und Dolly Parton moderieren ihre Songs an. Es ist eine Würdigung der vielen Schwarzen Musiker*innen, die Country- und Westernmusik machen, seit es das Genre gibt. Für viele konservative Country-Fans mag sich das wie eine gewaltsame Invasion anfühlen. Doch Beyoncé könnte langfristig einen Teil des Grabens zuschütten, der durch die US-Gesellschaft geht.

Das ist kein Country-Album, es ist ein Beyoncé-Album!

Wer hatte nochmal gesagt, dass Beyoncé jetzt ein Country-Album veröffentlicht? Die 42-jährige in Texas geborene Sängerin war es nicht. „Das ist kein Country-Album, es ist ein Beyoncé-Album“, lautete das Statement von Beyoncé Knowles-Carter zu ihrem neuen Werk „Cowboy Carter“. Und was das bedeutet, wissen wir inzwischen: Die Beyoncé: die macht, was sie will. Nur ist es nicht immer so ganz leicht zu verstehen, was das ist.

„American Requiem“

„Cowboy Carter“ startet jedenfalls eindrucksvoll mit „Ameriican Requiem“: Die großen amerikanischen Ideen, sie seien längst begraben, konstatiert sie. Doch nun gelte es, sich dem Wind entgegenzustellen und die Liebe hereinzulassen. Deutlicher wird sie allerdings nicht. Um zu unterstreichen, dass sie als millionenschwerer Popstar für die gesamten USA sprechen darf, erzählt sie uns noch, dass ihr Großvater ein Schwarzbrenner aus Alabama war.

Nur acht von 150 Country-Radiosendern spielten die Singles im Vorfeld

Beyoncé sei also „Country genug“. Dass diese Beteuerung durchaus notwendig ist, hat sich schon im Vorfeld gezeigt: Nur acht von 150 Country-Radiosendern, die ihre Playlisten an die Charts-Gesellschaft Billboard schicken, haben die ersten beiden Singles von Beyoncés Album in ihrem Programm gespielt. 

Ihren Song „Texas Hold ‘Em“, mit dem sie die Country-Charts erobert hat, lässt Beyoncé auf dem Album von Country-Legende Willie Nelson anmoderieren. Und Dolly Partons Klassiker „Jolene“ hat Beyoncé zu ihrer ganz eigenen feministischen Hymne umgeschrieben, mit einem Seitenhieb auf ihren Mann, den Rapper Jay-Z: Sie habe ihre drei Kinder und ihn aufgezogen, diesen Mann, den sie besser kenne als er sich selbst. Und auch dieser Song wird anmoderiert: Von Dolly Parton höchstpersönlich.

Youtube-Video: Beyoncé - Texas Hold 'em (Official Lyric Video):

Beyoncé - TEXAS HOLD 'EM (Official Lyric Video)

 Würdigung Schwarzer Country- und Westernmusiker*innen 

Hier wird nicht nur Beyoncé von höchster Country-Stelle geadelt. Es ist implizit auch eine Würdigung der vielen Schwarzen Musiker*innen, die Country- und Westernmusik machen, seit es das Genre gibt. Wenn allerdings eine Schwarze Multimillionärin in den USA Countrymusik macht, ist das auf mehreren Ebenen politisch.

Ob es die Wahlen im November beeinflussen kann, lässt sich schwer sagen. Aber auch wenn es sich für viele konservative Country-Fans wie eine gewaltsame Invasion anfühlen mag, könnte Beyoncé hier langfristig einen Teil des Grabens zuschütten, der durch die US-Gesellschaft geht.

Eine Schwarze amerikanische Frau, die macht, was sie will 

„Cowboy Carter“ ist aber definitiv kein Country-Album. Es ist ein Beyoncé-Album. 27 Stücke umfasst es, für ein stimmiges Country-Album hätte es locker gereicht, und für ein weiteres, auf dem Beyoncé sich noch als Rapperin, als Folk- und als Gospelsängerin hätte präsentieren können.

Aber sie präsentiert sich hier als etwas Stärkeres: Als eine Schwarze amerikanische Frau, die macht, was sie will. Und damit Erfolg hat.

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R&B Beyoncés Wiedergeburt: Eine Ikone zwischen Empowerment, Aneignung und einer neuen Dance-Ära

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Dirk Schneider