Am 9. November 1918, fast auf den Tag genau vor 105 Jahren, dankte der Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm II. ab. Damit verlor die Bürgerschaft von Burladingen (Zollernalbkreis) als Teil der Hohenzollernschen Lande ihren Kopf. Daran musste ich am Dienstag denken, als Wolfgang Grupp, Inhaber der Burladinger Bekleidungsfirma Trigema, seinen Rückzug aus der Geschäftsleitung bekanntgab. Zum Jahreswechsel übernehmen die Kinder.
Ein aufgeklärter Absolutist
Wolfgang Grupp formte die einst bankrotte Trigema zu einem Musterunternehmen, das Mitarbeitende gut behandelt und nur in Deutschland produziert. Mit Qualitätsware und witziger PR trifft das Unternehmen einen Nerv der Zeit. Anders der Firmenchef selbst. Wolfgang Grupp, ungekrönter König von Burladingen, gebärdet sich als absolutistischer Herrscher, wenngleich ein aufgeklärter. Als Choleriker mit großem Herzen. Großzügig gegenüber Anderen wie sich selbst.
Einem HB-Männchen gleich
Zu meinen Lieblingsszenen aus den SWR-Dokumentationen über Wolfgang Grupp gehört, wie er, dem einstigen HB-Männchen gleich, im Vorzimmer seines Büros auf- und abspringt, weil eine Mitarbeiterin nicht gleich zur Stelle ist. Ich glaube, das war keine Inszenierung für die Kamera. Der Mann tickt so. Er macht keinerlei Geheimnis aus Wolfgang Grupp mit seinen Stärken und Schwächen.
In letzter Zeit irrlichtert der Trigema-Chef politisch im Bunde mit Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer. Darüber sehe ich gern hinweg. Macht doch Wolfgang Grupps vulkanische Persönlichkeit glauben, Burladingen liege immer noch im Hohenzollernschen Lande und werde von einem König regiert.