Zu den bedeutenden Phänomenen unserer Zeit, auf die ich mir keinen Reim machen kann, gehört der Kult um die Kompaktkassette. Das Plastikteil, das in einem Kassettenrekorder Musik konservieren und abspielen konnte. Dieser Tage feiert sie ihren 60. Geburtstag, zu dem SWR2 ein spannendes, mehrteiliges Feature produziert hat. Kultstatus genießt die Kompaktkassette schon länger. Laptop- und Umhängetaschen oder Geldbeutel sind mit ihrem Motiv bedruckt.
Bei dieser Technik drehte sich noch etwas
Die Kompaktkassette steht, glaube ich, für ein Zeitalter, als sich in technischen Geräten etwas gedreht hat - in diesem Fall ein schmales Magnetband. Zugleich drückt die Kompaktkassette eine Verletzbarkeit aus, die moderner Technik völlig abgeht. In jeder Sekunde ihres Abspielens konnte sie den "Bandsalat" sterben. Meistens konnten wir das gerissene Band mit Tesafilm flicken, doch fortan fehlte ein Stück.
Was habe ich Bandmaterial verschenkt aus Sorge, ein Lied könnte nicht vollständig auf die Kassettenseite passen! Im Sommer quietschten die Kassetten im heißen Autoradio. Oder sie "eierten", wenn der Saft der Batterien nachließ. Bespielte Kompaktkassetten waren sehr teuer und der Qualität einer Schallplatte weit unterlegen.
Mindestens ein Gutes hatte die Technik aber doch, wie auch das SWR2-Feature eindrucksvoll zeigt: Sie erlaubte jedermann, eigene Aufnahmen zu machen. So entstanden Tondokumente von Menschen, die nicht nur auf Fotos weiterleben, sondern auch mit ihren Stimmen.