Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Mindesthaltbarkeitsdatum: RLP-Ministerin Eder für Reform

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Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist die Forderung laut geworden, auf das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) zu verzichten. Ganz so weit will die rheinland-pfälzische Umweltministerin Eder (Grüne) indes nicht gehen.

"Eine komplette Abschaffung halte ich nicht für zielführend", sagte Katrin Eder dem SWR. In Studien sei herausgekommen, dass es für Verbraucher wichtig sei, ein Orientierungsdatum auf Lebensmitteln zu haben. Stattdessen warb Eder dafür, sich den Lebensmittelkatalog noch einmal neu anzuschauen.

"Eine Frage, die mich umtreibt, ist: Was ist mit Reis? Was ist mit trockenen Nudeln? Was ist mit getrockneten Hülsenfrüchten? Brauchen diese ein strenges Mindesthaltbarkeitsdatum?" Eder zeigte sich zuversichtlich, dass der Bund und die EU sich auf eine Reform des MHD verständigen könnten - allein schon deshalb, weil mit der Verschwendung von Lebensmitteln ein hoher CO2-Ausstoß verbunden sei.

Auch SWR-Expertin gegen komplette MHD-Abschaffung

"Einfach weg mit dem MHD hilft uns nicht, die Lebensmittelverschwendung zu stoppen", sagte auch SWR-Ernährungsexpertin Sabine Schütze. Denn mehr als 80 Prozent der Deutschen wüssten bereits, dass man Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht zwangsläufig wegschmeißen müsse. Lediglich knapp sieben Prozent der Verbraucher entsorgten Nahrung nach Ablauf des MHD rigide.

Ähnlich wie Eder plädiert Schütze dafür, das MHD bei Produkten wegzulassen, die besonders lange haltbar seien - etwa bei Stärke, Ahornsirup, Konserven, Nudeln und getrockneten Hülsenfrüchten. Von dem Vorschlag, das MHD ganz wegzulassen und nur noch das Produktionsdatum auf Lebensmittel zu schreiben, hält Schütze nichts: Bei verderblicheren Lebensmitteln benötigten Verbraucher weiterhin einen Hinweis, wie lange diese in etwa haltbar seien.

SWR-Ernährungsexpertin Sabine Schütze
MHD anpassen, nicht abschaffen - das fordert die SWR-Ernährungsexpertin Sabine Schütze.

CDU-Politiker Hauk will Produktionsdatum statt MHD

Für eine Komplettabschaffung des MHD hatte kürzlich der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) geworben. In seiner bestehenden Form sei das MHD immer noch ein Grund dafür, dass zu viele Lebensmittel weggeschmissen würden. Auch Sicht des CDU-Politikers sollten Lebensmittel in Zukunft nur noch mit dem Produktionsdatum gekennzeichnet werden. Den Vorschlag will er als Chef der Verbraucherschutzministerkonferenz mit Bund und Bundesländern diskutieren.

Baden-Württemberg

Kampf gegen Lebensmittelverschwendung BW-Minister Hauk für Abschaffung des Haltbarkeitsdatums

In Deutschland landen viele eigentlich noch essbare Lebensmittel im Müll. Dagegen will Landwirtschaftsminister Hauk nun vorgehen. Er ist aber gegen einen Vorschlag aus Berlin.

SWR4 BW am Nachmittag SWR4 Baden-Württemberg

"Wir müssen uns nicht über Essen Gedanken machen, das in der Tonne liegt. Unser Ziel muss es sein, dass es dort gar nicht erst landet", sagte Hauk, der sich bereits seit vielen Jahren dafür einsetzt, dass Verbraucher beim Verzehr verderblicher Lebensmittel weniger streng auf das Mindesthaltbarkeitsdatum achten. "Die Menschen müssen sich auch wieder auf ihre Sinne verlassen und riechen, sehen und schmecken, ob Essen noch gut ist", sagte er.

Keine Einigkeit beim Thema "Containern"

Hauk lehnt aber einen Vorschlag von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) ab, das sogenannte Containern, also die Mitnahme von bereits weggeworfenen Lebensmitteln aus Abfallcontainern, nicht mehr zu bestrafen. "Wer noch verzehrfähige Lebensmittel aus Abfallbehältern retten will, sollte dafür nicht belangt werden", hatte Özdemir der "Rheinischen Post" gesagt. Das wäre nach Ansicht Hauks allerdings Diebstahl.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt an, bis wann Lebensmittel in einwandfreiem Zustand sein sollten. Dies bedeutet aber nicht, dass Produkte nach diesem Datum zu vergammeln beginnen. Pro Jahr wandern in Deutschland etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Fast zwei Drittel davon werden von privaten Haushalten entsorgt, das entspricht 78 Kilo pro Person bzw. 230 Euro pro Kopf.

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SWR