Nur ein paar Tröpfchen rinnen aus der Wasserleitung im Weinberg. Doch diese Tröpfchen machen für den jungen, dürren Rebstock den Unterschied zwischen Leben und Tod.
Die Pflanze wurzelt nicht tief genug und der Boden ist trocken und sandig in Maring-Noviand (Landkreis Bernkastel-Wittlich). Denn zu lange hat es hier im Tal zwischen dem Flüssen Mosel und Lieser nicht geregnet, sagt Ökowinzer Timo Dienhart.
"Wir bekommen den Klimawandel auch an der Mosel mehr und mehr zu spüren. Wir haben es immer häufiger mit Dürresommern zu tun, die uns die Schweißperlen auf die Stirn treiben."
Bewässerung ist inzwischen auch an der Mosel nötig
2003 und 2018 seien die bislang trockensten Jahre gewesen, sagt der Winzer. Damals sei ein Großteil seiner Pflanzen welk geworden und habe den Todeskampf verloren: "Wenn es noch acht Wochen trocken bleibt, wären wir aber schlimmer dran als damals. Das wäre eine Vollkatastrophe."

Was passiert, wenn Reben auf dem Trockenen liegen, ist am Weinberg nebenan deutlich zu sehen: Viele Reben tragen gelbe und welke Blätter.
Dienharts Reben hingegen sind grün und wirken kräftiger. Was an der Tropfleitung liegt, die er aus den Erfahrungen mit Dürresommern installiert hat.
Solche Bewässerungssysteme waren vor Jahren noch streng reglementiert und in der Region auch nicht notwendig. Doch wegen der immer heißeren, trockeneren Sommer geht es nicht mehr anders.
Fachleute sehen Weinbau an Steillagen in Gefahr
So sehen es auch die Fachleute vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bernkastel-Kues, die seit Jahren Winzer in diesen Fragen beraten. Junge Pflanzen überlebten ohne Bewässerung ohnehin nicht mehr. Schon jetzt gebe es Ernteausfälle, die besonders dort auftreten, wo Winzer zu wenig Bodenpflege betreiben.
"Für die Zukunft wird eine Bewässerung besonders im Steilhang und bei den Altbeständen notwendig sein", sagt Experte Matthias Porten. Die Betriebe müssten Wasser in den Wintermonaten sammeln und für heiße Tage aufsparen. Ohne die entsprechende Infrastruktur sei der Weinbau in den Steillagen an der Mosel nicht zu erhalten.
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Der Beratungsbedarf dazu sei bei den Winzern in den vergangenen Jahren "immens gestiegen", heißt es bei der Fachstelle. Wie soll die Technik aussehen und wer kann und soll die Bewässerungsanlagen bezahlen? Wo darf wie viel Wasser abgepumpt werden? Solche Fragen würden immer öfter an das Dienstleistungszentrum herangetragen.
Winzer: Ohne Regen drohen Ernteausfälle
Timo Dienhart muss sich immerhin um seine Wasserquelle keine Sorgen machen. Im Ortsteil Siebenborn gibt es eine Wasserstelle, an der Landwirte ihre Tanks befüllen können. Und manchmal stehen sie dort schon Schlange.
Noch lieber wären dem Winzer ein paar kräftige Regenschauer. "Ich sehe aber Chancen, dass wir nochmal einen Schauer abkriegen gegen Ende der Woche", sagt Dienhart. Solange muss seine Wasserleitung die Reben noch am Leben halten.