Der Palastgarten in Trier ist tagsüber bei vielen Trierern und Touristen beliebt. Doch abends und nachts haben viele Menschen ein ungutes Gefühl, durch den Park zu laufen. Sie haben Angst vor Diebstählen und Überfällen. Erst Mitte Juni wurde ein Mann bei einem Messerangriff im Palastgarten verletzt.
Im SWR-Interview erklären Christine Schmitz, Koordinatorin für "urbane Sicherheit und Kriminalprävention" bei der Stadt Trier und Ordnungsdezernent Ralf Britten (CDU), wie sie den Palastgarten sicherer machen wollen.

Wahrnehmung und Wirklichkeit klaffen auseinander
SWR Aktuell: Christine Schmitz, würden Sie abends ohne Angst durch den Palastgarten joggen?
Christine Schmitz: "Ja selbstverständlich! Ich denke, man muss das Problem differenziert betrachten. Die Frage ist doch: Was nimmt man selbst subjektiv an Sicherheit wahr? Manche Menschen sind ängstlicher als andere. Die Erfahrung zeigt uns, dass Gewalt- und Straftaten im Palastgarten nicht so hoch sind, wie die Menschen das befürchten. Das klafft in der Realität sehr weit auseinander.
Aber wir nehmen die Ängste der Bürger und Bürgerinnen sehr ernst. Die Menschen haben Angst und da muss man in den Dialog treten und muss überlegen, wie man das gemeinsam angehen kann."

"Der Palastgarten ist einfach ein sehr beliebter Ort in Trier und kein gefährlicher Ort."
SWR Aktuell: Können Sie denn nachvollziehen, wenn Menschen sagen: Abends oder nachts möchte ich da nicht durchgehen?
Schmitz: "Selbstverständlich. Menschen haben Angst und fürchten sich im Dunkeln. Da sind wir aufgefordert, dem entgegenzutreten. Aber ich würde den Palastgarten nicht als einen gefährlichen Ort in der Trierer Innenstadt bezeichnen. Er ist ein sehr beliebter Ort in Trier. Es macht einfach eine Freude, in den Palastgarten zu gehen."
SWR Aktuell: Aber trotzdem haben viele Menschen ein ungutes Gefühl, in der Dämmerung oder nachts durch den Palastgarten zu gehen. Woher kommt das?
Ralf Britten: "Ihre Frage zielt ja auf das subjektive Gefühl ab, was ein Bürger hat, wenn er durch den Palastgarten geht und was der andere Bürger wiederum nicht hat.
"Es gibt in der Tat dunkle Ecken im Palastgarten."
Es geht darum, den Menschen ein gutes Gefühl zu geben, durch den Palastgarten zu gehen und Angstgefühle abzubauen. Wir sehen das Problem und es soll auch zeitnah etwas geschehen."
Intelligente Straßenbeleuchtung im Palastgarten
SWR Aktuell: Wie kann der Palastgarten denn sicherer und "angstfreier" gemacht werden?
Christine Schmitz: "Wir hatten Ende März eine Bürgerbegehung im Palastgarten und wir haben die Bürger auch online nach ihren Ideen zum Park gefragt. Die Auswertung hat ergeben: Das wichtigste Thema war die Beleuchtung. Wenn es dunkel ist, hat man einfach mehr Angst.
Was auch stark in das subjektive Sicherheitsgefühl einwirkt, ist das Thema Sauberkeit. Ein sauberer, aufgeräumter Ort strahlt Sicherheit aus. Wir werden das Thema Müll noch mal genau in den Fokus nehmen und auch das Thema Beleuchtung.
SWR Aktuell: Es gibt Straßenlaternen, die Fußgänger per Knopfdruck einschalten können oder die einen Bewegungsmelder haben. Wären das Ideen für den Palastgarten?
Ralf Britten: "Das ist ein System, das auch in anderen Städten eingesetzt wird und auch hier vorgesehen ist, ja. Wir haben das in Teilen auch schon umgesetzt."
"Lampen mit Bewegungsmeldern sind optimal in einem Park."
Dezernent kann sich Alkoholverbot im Palastgarten vorstellen
SWR Aktuell: Wie stehen Sie zu einem Alkoholverbot im Palastgarten? Wäre das sinnvoll?
Britten: "Wenn Sie mich persönlich fragen, ja. Das wäre zwar ungerecht für diejenigen, die gerne im Palastgarten picknicken und dazu ein Glas Wein trinken wollen. Aber es würde sicherlich diejenigen, die zu viel Alkohol trinken und dann auch übergriffig werden, Einhalt gebieten. Ein Alkoholverbot im Palastgarten zu bestimmten Uhrzeiten wäre natürlich eine Maßnahme.
Aber das Verbot ist das eine. Die Durchsetzung das andere ...
SWR Aktuell: Für die Durchsetzung bräuchte man mehr Ordnungskräfte und Polizisten. Sollte die Polizei nicht generell mehr Präsenz im Palastgarten zeigen?
Britten: "Mehr Präsenz von Polizei oder auch vom Ordnungsamt macht garantiert etwas aus, ja. Die müssten sich dann natürlich untereinander absprechen und Zeiten vereinbaren, wann wer im Park Patrouille geht. Das ist auch Bestandteil der Absprachen, die wir mit der Polizei haben."
Mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt
SWR Aktuell: Ab wann gibt es denn häufigere Kontrollen des Ordnungsamtes im Palastgarten?
Britten: "Ich bin jetzt seit acht Monaten im Amt und wir haben im Mai den Stab "urbane Sicherheit" ins Leben gerufen. Mein persönlicher Wunsch wäre, dass wir mit der Sommerpause oder zum Herbstbeginn ein Konzept stehen haben.
Das bedarf einer klaren Absprache mit der Polizei und dem Ordnungsamt. Dass wir zu festgesetzten Zeiten dort konsequent Patrouille laufen. Dass Leute, die dort Müll hinwerfen oder Pizzapackungen liegen lassen, freundlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie das doch bitte mitnehmen oder in einen Mülleimer werfen. Ich denke schon, dass das auch Wirkung zeigt. Einzelne müssen eben auch die Richtung gezeigt bekommen.
"Es geht ja gar nicht darum, dass da die strenge Staatsgewalt rumläuft, sondern dass ein guter Dialog mit Park-Besuchern stattfindet."

SWR Aktuell: Wären häufigere Platzverweise eine Maßnahme?
Britten: "Ich persönlich bin der Meinung: Wenn es zu dick kommt, ja. Wenn nach der dritten Verwarnung nichts passiert, dann ist das eben die Konsequenz. Sonst meint jeder machen zu können, was er will. Die Kollegen vom Kommunalen Vollzugsdienst erteilen ja auch regelmäßig Platzverweise. Schranken schaffen, wenn es um das Allgemeinwohl geht, das würde ich absolut unterstützen.
Die Kunst wird darin bestehen, individuelle Freiheit gegen die Interessen der Allgemeinheit abzuwägen."
SWR Aktuell: Wann wird dieses Ziel erreicht sein? Wann können die Trierer wieder mit einem guten Gefühl durch den Palastgarten gehen?
Christine Schmitz: "Ich kann Ihnen dazu zwei Extrempositionen nennen. Die eine lautet: Sie können jetzt schon mit einem guten Gefühl durch den Palastgarten gehen. Das andere: Das wird ein dauerhafter Prozess bleiben.
Ich möchte an dem Punkt den Begriff des öffentlichen Raums darstellen: Das sind Plätze, wo Menschen sich begegnen. Da sind immer viele Menschen unterwegs: Mütter und Väter mit ihren kleinen Kindern, Großeltern, Hundebesitzer, Jogger, Freizeitsportler - und dort sind auch Menschen, die wohnungslos sind. All diese Menschen bewegen sich im öffentlichen Raum und wir als Stadt sind für alle da."
Ralf Britten: "Wir hatten zu Beginn des Gesprächs von Statistiken und Zahlen gesprochen, die eigentlich nicht belegen, dass es im Palastgarten gefährlich ist. Das ändert aber nichts an dem subjektiven Gefühl der Bürger, dass es dort gefährlich ist. Es hilft also nichts, einerseits die Statistiken zu belegen, aber die Bürger sagen: 'Ich habe Angst, wenn ich da durchgehe'.
Das ist jetzt die Herausforderung: Eine gute Kommunikation betreiben, beispielsweise über Soziale Netzwerke, um jetzt die subjektive Ebene zu beeinflussen.
Aber es hilft alles nichts: Wir brauchen eine Beleuchtung im Palastgarten. Und die muss zeitnah und unkompliziert kommen."