Wenn Hermann Schell über die katholische Kirche redet, dann merkt man schnell, dass der 59-jährige in dieser Kirche groß geworden ist. Erst Messdiener, später Pfarrgemeinderatsmitglied, Vorbereitung der Grundschüler auf die Kommunion. Das ganze Programm eben. Er weiß, über was er spricht.
Schell ist im Vorstand der Missbrauchsinitiative MissBiT. Sie versucht, die Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche untereinander zu vernetzen. Und sie möchte Druck auf die Kirche bei der Aufklärung der Taten ausüben.
Schell selber ist kein Opfer eines Pfarrer geworden. Er wurde als Kind in einem Krankenhaus missbraucht. "Wenn man solch eine Ohnmachtssituation erlebt hat wie ich und die Folgen kennt, dann hat man auch eine Sensibilität für andere Opfer", sagt er.
SWR überträgt Podiumsdiskussion zur Kirche im Internet
Am kommenden Mittwoch nimmt Hermann Schell teil an der SWR-Podiumsdiskussion zur Zukunft der katholischen Kirche. Dort trifft er auch auf den Trierer Bischof Stephan Ackermann, der vor wenigen Tagen von seinem Amt als Missbrauchsbeauftragter der deutschen Bischofskonferenz zurückgetreten ist.
Für die Opferinitiative Missbit fällt die Bilanz von Bischof Ackermann als Missbrauchbeauftragter mager aus. Auch seine Bitte um Verzeihung für Fehler, die er gemacht habe, kommt bei den Betroffenen nicht an.
Ackermanns Nachfolger Bischof Dieser kommt besser an
Hermann Schell will in den kommenden Monaten genau hinschauen, wie Ackermanns Nachfolger - der Aachener Bischof Helmut Dieser - die Aufklärung sexuellen Missbrauchs vorantreibt. Dessen erste Äußerungen stimmen Schell schon mal positiv: "Er findet immerhin deutlichere Worte als Ackermann für das, was da in der Kirche passiert ist. Er nennt die Dinge endlich beim Namen. Und ich nehme ihm auch ab, wenn er sagt, dass er den Finger in die Wunde legen will."
Entscheidend für den Erfolg Diesers werde sein, wie er sich gegen die konservativen Kreise in der Deutschen Bischofskonferenz durchsetzen könne. Das sei letztlich aber auch das Hauptproblem für seinen Vorgänger Ackermann gewesen.
Und wie hält es Hermann Schell heute mit der Kirche? Er ist vor zehn Jahren ausgetreten. Wegen des Umgangs der Kirche mit den Missbrauchsfällen, wie er sagt. Er könne kein Mitglied einer Organisation sein, die in seinen Augen keinen offenen und ehrlichen Weg gehe bei der Aufarbeitung. Seinen Glauben habe er behalten. Die Institution Kirche brauche er dafür nicht.