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Energiewende auf dem Land

Wie ein Hunsrückdorf von fossiler Energie wegkommen will

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Das kleine Gornhausen im Hunsrück will Wärme und Strom künftig selbst produzieren. Es ist ein langer Weg, auf den sich die Gemeinde macht. Und sie ist nicht allein.

Unterhalb des Haardtkopfes im Hunsrück liegt das kleine Dorf Gornhausen. Gerade einmal 220 Menschen leben in dem Ort oberhalb des Moseltals. Ein verschlafenes Nest ist Gornhausen trotzdem nicht. Denn hier tut sich gerade mehr als in so mancher Großstadt.

Seit Jahren drehen sich schon Windräder in dem Hunsrückort. Nun wollen die Gornhausener aber ganz wegkommen von der fossilen Energie und sich selbst mit Wärme und Strom versorgen, sagt Ortsbürgermeister Stefan Wagner.

"Viele Bürger sind natürlich euphorisch und und denken, das könnte jetzt bald losgehen. Aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen."

Interesse der Bürger an erneuerbarer Energie ist groß

Eine erste Einwohnerversammlung ist in Gornhausen auf viel Interesse gestoßen. "Es waren sogar Leute von der Mosel dabei, um sich das anzuhören", sagt Wagner.

Nun will die Gemeinde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um zu schauen, was möglich ist. Anbieten würde sich eine Hackschnitzelheizung. Denn Holz zum Verfeuern gibt es im Hunsrück genug, sagt Wagner: "Wir haben einen eigenen Wald." Aber es werde auch diskutiert, Wärme mithilfe von Windrädern und Solaranlagen zu erzeugen.

Gimbweiler und Landscheid als Vorreiter in der Region Trier

Blaupausen dafür gibt es nur wenige, aber zumindest zwei in der Nähe. Eine Solarthermie-Anlage läuft bereits im Bioenergiedorf Gimbweiler im Hunsrück. In Landscheid in der Eifel werden hunderte Haushalte mit Holz gewärmt.

Derzeit wird in Gornhausen vor allem mit Öl geheizt. Doch die Kosten laufen - wie überall - aus dem Ruder. "Das war für uns auch einer der Gründe, nach Alternativen zu suchen", sagt Wagner. Und da sind die Gornhausener offenbar nicht die einzigen.

Energieagentur: Nachfrage nach Beratung steigt

Nach Angaben der Energieagentur Rheinland-Pfalz sind derzeit "einige Gemeinden" in der Region Trier an Nahwärmenetzen interessiert. Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine und der Energiekrise sei die Nachfrage nach Beratungen gestiegen, sagt der zuständige Referent Stefan Beyer aus dem Trierer Regionalbüro.

Der Preis sei der größte Treiber, aber auch die Sorge um die Umwelt spiele eine Rolle. "Dieser Sommer hat die Herausforderungen des Klimawandels wieder einmal gezeigt." Die langanhaltende Dürre und die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr hätten viele Menschen bewegt, sich mit anderen Energieträgern auseinanderzusetzen.

150 Gemeinden mit großem Potential für Nahwärmenetze

Erneuerbare Energie steht also hoch im Kurs. Doch lässt sich zum Beispiel ein Nahwärmenetz auch in jeder interessierten Gemeinde aufbauen? "Grundsätzlich können Nahwärmenetze überall ausgebaut werden", sagt Stefan Beyer von der Energieagentur. In manchen Orten sind die Voraussetzungen aber besser als in anderen.

Hackschnitzelanlagen etwa lohnen sich eher für Gemeinden, die über Wald verfügen. Für Solarthermie braucht es Freiflächen, die sich für Photovoltaik eignen. Wer Industrieabwärme nutzen will, benötigt ein Gewerbegebiet in der Nähe. Und Biogas gibt es nur in Gemeinden mit Landwirtschaft.

Gornhausener rechnen mit mehr als drei Jahren Planungszeit

Wie groß das Potential in der Region Trier ist, steht in der Wärmestudie Region Eifel und Trier. Die wurde 2015 vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben und kommt zu dem Ergebnis, dass Nahwärmenetze in etwa 150 Gemeinden besonders gut umsetzbar wären.

Eine davon ist Gornhausen. "Wir müssen uns natürlich klar sein, dass das Geld kostet", sagt der Ortsbürgermeister. Und seine Zeit braucht. Denn die Mühlen der deutschen Bürokratie mahlen bekanntlich langsam. "Ich gehe von Minimum drei bis vier Jahren aus", sagt Wagner: "Doch es führt kein Weg daran vorbei. Denn mit fossilen Brennstoffen ist irgendwann Schluss."

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