Harald Raskop öffnet eine unscheinbare Metallklappe im Keller seiner Firma. Dahinter verbirgt sich der "Treibstoff" für seine Heizzentrale: jede Menge zerkleinertes Holz.
Für die Hackschnitzel wurde kein Baum gefällt. Es sind krumme, faule Äste aus der Eifel, die hier in der Kammer landen, von Borkenkäfern und anderen Schädlingen zerfressenes Material.
"Normalerweise würde dieser Abfall sinnlos verfeuert", sagt Harald Raskop. Sein Forstunternehmen in Landscheid (Landkreis Bernkastel-Wittlich) nutzt die Holzabfälle aber, um Häuser und Wohnungen zu heizen - ein in der Eifel einzigartiges Projekt.
Landscheid will Nahwärmenetz ausbauen
140 Landscheider Haushalte hängen bereits am Nahwärmenetz. Und es dürften in den nächsten Jahren noch einige mehr werden. Denn in den vergangenen Monaten sei die Nachfrage gestiegen, sagt Raskop.

"Seit die Energiepreise explodiert sind, ist das Interesse erkennbar größer geworden." Denn wer seine Wärme aus dem modernen Holzofen bezieht, spart rund 40 Prozent im Vergleich zu einer Ölheizung.
Hohe Gas- und Ölpreise führen zum Umdenken
Das war nicht immer so. Und deshalb war auch die Nachfrage nach dem Nahwärmenetz in Landscheid zu Anfang nicht berauschend, wie Raskop sagt: "Als wir 2020 damit gestartet sind, war das Interesse überschaubar."
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Mittlerweile kommt der Forstunternehmer gar nicht mehr hinterher damit, neue Leitungen verlegen zu lassen. Nach Einschätzung von Raskop ist die Nachfrage mittlerweile so groß, dass er schnell bis zu 250 Haushalte anschließen könnte.
Ein Problem sei aber der schleppende Netzausbau. Den Baufirmen fehle es an Personal und Material. Bis 2024 sollen aber alle Interessierten aus Landscheid und dem Ortsteil Burg am Netz sein.
Heizen mit Holz könnte Alternative für weitere Gemeinden sein
Ursprünglich war das Ziel noch ambitionierter. Sechs Gemeinden aus der Verbandsgemeinde Wittlich-Land wollten 2018 "Bioenergiedörfer" werden. Das Ziel war, Energie selbst zu produzieren und einzusparen. Seitdem wurden einige Solarmodule auf die Dächer gepackt und Gebäude gedämmt.
Auch Nahwärmenetze sollten in den Dörfern aufgebaut werden. Was laut Harald Raskop grundsätzlich kein Problem darstellen würde: "Das, was wir hier in Landscheid haben, würde andernorts genauso funktionieren." Schadholz falle auch woanders an.
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Was ist aus Bioenergiedörfern geworden?
Trotzdem gibt es bis heute keine Heizzentralen in Binsfeld, Dreis, Hasborn und Klausen. Geklappt hat es mit dem Nahwärmenetz nur in Landscheid und dem Nachbarort Bergweiler, wo eine sehr viel kleinere Anlage in Betrieb ist.
Warum es in den anderen Orten nichts wurde? Auf Nachfrage des SWR heißt es bei der Verbandsgemeinde Wittlich-Land: Es hätten sich keine Investoren gefunden. Ein Hemmnis sei, das bereits die Planung eines Nahwärmenetzes komplex ist, heißt es bei der Verbandsgemeinde.
Zu wenig Nachfrage in drei Orten
Kosten und Baudauer könnten nur schwer kalkuliert werden und somit auch die Preise für die Bürger. In Binsfeld, Hasborn und Klausen hätten sich daher schon zu Beginn des Projektes nicht genügend Interessenten für einen Anschluss gemeldet.
Ob sich daran nun durch die gestiegenen Energiepreise etwas geändert hat, ist bei der Verwaltung nicht bekannt. Eine höhere Nachfrage könne das Projekt zwar wiederbeleben, allerdings finde aktuell keine Akquise statt, "sodass nur vereinzelt Nachfragen zum Projektstand an uns herangetragen werden."
Nur Dreis und Bergweiler sind noch interessiert
Bergweiler will seine Anlage dennoch erweitern. Der Ort Dreis bleibt ebenfalls dran an den Plänen. Dort könnte sich Harald Raskop auch vorstellen, als Investor einzusteigen: "Überlegungen dazu, in Dreis etwas aufzubauen, gibt es, auch wenn die noch nicht sehr weit fortgeschritten sind."
Zunächst aber will Raskop sich auf Landscheid konzentrieren. Immerhin gibt es auch dort noch einiges zu tun.