Den Anblick von Windrädern sind die Einwohner von Kernscheid gewohnt. Auf der Korlinger Höhe im Landkreis Trier-Saarburg drehen sich bereits Rotoren, die von dem Trierer Höhenstadtteil gut zu sehen sind.
Auch die Kernscheider Höhe würde sich nach Ansicht von Fachleuten für einen Windpark eignen. 2017 hat die Stadt diese Pläne allerdings erst mal in den Aktenschrank geschoben. Einer der Gründe: Die "Vorbelastung" des Ortes durch die Anlagen auf der Korlinger Höhe.
Stadtrat Trier beschließt Windkraftpläne Experte:"Wir brauchen sechsmal mehr Windenergie"
Der Stadtrat Trier hat die Planung für 13 Windräder im Stadtgebiet beschlossen. Henrik te Heesen, Professor am Umwelt-Campus Birkenfeld, begrüßt diese Entscheidung ausdrücklich.
Bund und Land wollen Windkraft vorantreiben
Fünf Jahre später hat die Stadt die Kernscheider Höhen aber wieder in ihre Windkraftplanung aufgenommen. Der Stadtrat hat zugestimmt, Flächen für insgesamt 13 Windräder auszuweisen - darunter auch 32 Hektar in Kernscheid.
Das liegt auch daran, dass Land und Bund wegen der Energiekrise und dem Klimawandel verstärkt Druck beim Ausbau erneuerbarer Energien machen. So wurden unter anderem die Genehmigungsverfahren vereinfacht.
Kernscheider Ortsbeirat stimmt gegen Windkraftpläne
In Kernscheid stößt es allerdings auf Unverständnis, dass die Bedenken von damals heute nichts mehr zählen sollen. "2017 gab es ja Gründe, warum man sich gegen die Kernscheider Höhe entschieden hat", sagt Ortsvorsteher Horst Freischmidt (CDU), "etwa den Umweltschutz".
Der Kernscheider Ortsbeirat hat sich daher mehrheitlich gegen die Windkraftpläne der Stadt gestellt.
Kritik kommt auch aus Herresthal
Doch Widerstand gibt es nicht nur in Kernscheid, sondern auch in Herresthal, auf der anderen Seite der Mosel. Rund um den Ortsteil sollen gleich mehrere Gebiete für Windkraftanlagen ausgewiesen werden. Kritiker wie der Bio-Landwirt Jörg Funk sehen darin aber einen Eingriff in die Natur.
Bislang hat der Ortsbeirat von Euren, der auch Herresthal vertritt, zwar nicht zu den Windkraftplänen abgestimmt. Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz (UBT) rechnet aber mit Diskussionen: "Zu dem Thema gehen die Meinungen auseinander."
Auch Schmitz selbst sei "hin- und hergerissen". Einerseits wolle sein Stadtteil der Energiewende nicht im Wege stehen. Andererseits könne er auch die Bedenken von Jörg Funk verstehen, der ebenfalls im Ortsbeirat sitzt. Schmitz will daher bei der kommenden Sitzung neutral bleiben und die Debatte abwarten.
Drei Stadtteile unterstützen die Pläne
Ausgerechnet in Kernscheid und Euren, wo sich der Widerstand regt, liegen die größten Potentialflächen für Windräder in Trier. Rund 120 von 159 Hektar sollen rund um Herresthal und Kernscheid entstehen.
Anders ist die Stimmung in Ehrang, Tarforst und Zewen: Immerhin diese drei der sechs betroffenen Stadtteile haben den Windkraftplänen zugestimmt. Aus Trier-West gibt es laut Stadtverwaltung bislang noch keine Rückmeldung.
Beschlüsse der Ortsbeiräte nicht bindend
Wie nimmt die Stadtverwaltung die Kritik auf? "In aller Regel nimmt der Stadtrat das Votum der Ortsbeiräte sehr ernst", sagt Pressesprecher Michael Schmitz. Allerdings gelte es, auch "gesamtstädtische Interessen" zu vertreten.
Bindend sind die Beschlüsse der Ortsbeiräte ohnehin nicht. Die Stadtteile müssen lediglich gehört werden, können ein Projekt aber im Zweifel nicht stoppen. Anders sieht es mit Einwendungen von Fachbehörden aus. So manches Windkraftprojekt ist etwa schon am Fund seltener Fledermäuse gescheitert.
Bürger und Behörden können Stellungnahmen abgeben
Ab heute können Behörden, Verbände und Bürger nun ihre Anregungen und Stellungnahmen zu den Windkraftplänen der Stadt Trier abgeben. Die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung läuft am 14. November aus.
Im Anschluss arbeitet die Verwaltung die Anregungen ein, bevor der Stadtrat erneut über die Pläne abstimmt und der Entwurf wieder öffentlich ausgelegt wird.
Bis 2023 könnte es nach Einschätzung der Stadt soweit sein. Erst dann wird klar sein, ob und wie viele Windräder in der Stadt gebaut werden können.