Münzfund von Meckel (Foto: GDKE-Rheinisches Landesmuseum Trier, D. Bach)

Juristisches Nachspiel eines Schatzfundes

Verfahren wegen angeblich verschwundener Münzen endgültig eingestellt

Stand
AUTOR/IN
Frank Scheuer
Marc Steffgen

Können rund 300 römische Münzen aus einem Schatzfund einfach so verschwinden? Die Staatsanwaltschaft Trier hat ermittelt und das Verfahren eingestellt. Es bleiben Fragen offen.

Es muss ein unglaubliches Glücksgefühl für Hermann Weiler gewesen sein, als er im Sommer 2010 auf einen riesigen Münzschatz stößt. Mit seinem Metalldetektor findet er römische Münzen, erst nur ein paar, dann immer mehr. Am Ende sind es fast 7.800 Stück. Silber- und Bronzemünzen aus dem vierten Jahrhundert nach Christus, in einem Keramikgefäß deponiert. Gefunden auf einem Acker in der Nähe des Eifeldorfs Meckel.

Hermann Weiler behält die Münzen nicht für sich. Er bringt sie ins Rheinische Landesmuseum nach Trier, gibt sie dort ab und dort bleiben die Münzen dann auch.

300 Münzen fehlen

Jahre vergehen. Die Münzen werden gereinigt, sortiert, fotografiert und wissenschaftlich aufgearbeitet. Eine Publikation zum Münzschatz von Meckel erscheint im Jahr 2020.

"Als ich im Juni 2020 den Vorabdruck bekam und die Zahl 7.500 las, schrillten bei mir sofort die Alarmglocken. Ich hatte nach meinem Fund 2010 alle Münzen auf meinem Bett ausgebreitet und einzeln gezählt. Da kam ich auf rund 7.800 Stück."

Das Problem aus Sicht von Hermann Weiler: laut der Publikation sind es jetzt nur 7.486 Münzen. Er hatte nach eigenen Angaben aber fast 7.800 gefunden – damals 2010 auf dem Eifeler Acker. Und die will er auch im Museum abgegeben haben. Jetzt ist da eine Differenz von 300 Münzen. Die Antwort auf seine Nachfrage im Museum lässt ihn unzufrieden zurück.

"Ich bin wirklich sehr enttäuscht. Ich wollte ehrlich sein, habe deswegen den Fund komplett abgeben. Als ich um eine einzige Erinnerungsmünze bat, wurde ich abgewiesen. Damit würde man die Sammlung auseinanderreißen. Umso schlimmer finde ich, dass heute dann von meinem Fund 300 Stück nicht mehr da sind."

Anwalt erstattet Anzeige

Weiler lässt das keine Ruhe, er geht schließlich zu  Rechtsanwalt Peter Hofmann in Schweinfurt. Der Anwalt beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Denkmalschutz. Hofmann erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Der Fall landet bei der Trierer Staatsanwaltschaft. Und die stellt das Ermittlungsverfahren am 27. Juli dieses Jahres ein.

In der Begründung an den Anwalt heißt es: "Selbst wenn man davon ausginge, dass tatsächlich die exakte Zahl von 7.790 Münzen von Ihrem Mandanten im Rheinischen Landesmuseum Trier abgegeben wurde, nunmehr aber lediglich noch 7.486 Münzen dort vorhanden sind, lägen keinerlei erfolgversprechende Ermittlungsansätze vor." Das Schreiben der Staatsanwaltschaft an den Rechtsanwalt liegt dem SWR vor.

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Fall könnte verjährt sein

Weiter heißt es darin, dass keinerlei Anhaltspunkte dafür vorlägen, wer für das mögliche Verschwinden der Münzen verantwortlich war. Da sich die Münzen bereits seit zwölf Jahren im Rheinischen Landesmuseum befänden, käme eine Vielzahl von Personen als potentieller Täter in Betracht. Der Museumsmitarbeiter, der zunächst für die Erfassung des Münzschatzes zuständig war, ist inzwischen verstorben. Außerdem weist die Staatsanwaltschaft darauf hin, dass der Fall inzwischen verjährt sein könnte. Dann jedenfalls, wenn man von einem Tatbestand der Unterschlagung ausgeht.

Anwalt ist entsetzt

Anwalt Hofmann nimmt das nicht einfach so hin. Er legt Beschwerde gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens bei der Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz ein. Dort wird entschieden, die Einstellungsverfügung der Trierer Staatsanwaltschaft war korrekt. Die Beschwerde wird als unbegründet zurückgewiesen. Es bleibt bei der Einstellung des Verfahrens, strafrechtlich ist der Fall damit erledigt. Ein weiteres Rechtsmittel gibt es nach Auskunft der Staatsanwaltschaft nicht.

"Ich bin etwas entsetzt über das Vorgehen der Staatsanwaltschaft. Wenn das bei einem privaten Schatzsucher passiert wäre, hätte es längst eine Hausdurchsuchung gegeben. Ich habe kein Verständnis, dass die Staatsanwaltschaft der Sache nicht weiter nachgeht."

Keine Beweise

Und das Rheinische Landesmuseum Trier? Direktor Markus Reuter nimmt eine klare Position ein. Aus seinem Haus heißt es, man könne lediglich bestätigen, dass der damalige Numismatiker verstorben sei und von Seiten des Finders keinerlei Beweise für seine Behauptungen im Museum vorgelegt wurden. Von Seiten des Museums könne zum heutigen Tage kein Fehlverhalten handelnder Personen unterstellt werden.

Am Ende dieses mysteriösen Falls bleibt eine Erkenntnis: Der spannende Münzfund von 2010 hat zwölf Jahre später ein nicht minder spannendes Nachspiel erfahren. Die Frage, wo die angeblich verschwundenen Münzen abgeblieben sein könnten - bleibt unbeantwortet.

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