Schülerinnen und Schüler nehmen im Klassenzimmer einer 9. Klasse am Unterricht mit Hilfe von Laptops und Tablets teil: In Schulen der Region Trier fehlt es häufig an Laptops und Beamern für den digitalen Unterricht.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste,  Marijan Murat)

Breitbandausbau im Kreis Trier-Saarburg

Digitaler Unterricht: Zwischen Steinzeit und "Virtual Reality"

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

62 Schulen hat der Kreis Trier-Saarburg an das schnelle Internet angeschlossen. Während die einen digital neue Wege gehen, fehlt es in anderen Schulen an Beamern oder Laptops.

Thomas Pätz muss nur einmal klicken und schon eröffnet sich an der Wand des Klassenraums eine neue Welt. Ein Beamer wirft einen Bienenstock auf die Leinwand. Eine wilde Kamerafahrt durch die Waben beginnt.

Die Schüler der Levana-Förderschule in Schweich (Kreis Trier-Saarburg) sollen spielerisch lernen, wo Honig herkommt. "Sie bleiben auch aufmerksam, anders als wenn sie das in einem Buch nachlesen müssten", sagt Pätz.

Digitale Medien werden in Kell am See und Schweich bereits im Unterricht eingesetzt.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Thomas Pätz ist eine Art Pionier der digitalen Bildung. Der Lehrer hat früher das Medienzentrum in Trier geleitet.

Frösche per App sezieren

Der Lehrer kann mithilfe von Apps auch die Berliner Mauer ins Klassenzimmer zaubern. Oder einen virtuellen Frosch, den die Kinder dann statt eines echten Tiers sezieren können.

Digitale Medien werden in Kell am See und Schweich bereits im Unterricht eingesetzt.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Die App zaubert einen Frosch auf den Tisch. Mit ein paar Klicks können dem virtuellen Tier Organe entnohmen werden.

"Es ist unglaublich, was möglich ist", schwärmt Pätz. Doch die Voraussetzungen dafür gibt es in Schweich erst seit gut einem Jahr. Bevor die Levana-Schule am Breitbandnetz hing und neue Geräte bekam, habe es eine Dreiviertelstunde gedauert, bis die Rechner hochgefahren waren.

62 Schulen in Trier-Saarburg ans Breitbandnetz angeschlossen

Mittlerweile hat der Kreis Trier-Saarburg mit dem Netzbetreiber Westnetz die 62 kommunalen Schulen ans Breitband angeschlossen. Vier Jahre hat es gedauert und 30 Millionen Euro verschlungen, die Glasfaserkabel zu verlegen.

Der Kreis schließt das Breitband-Projekt jetzt am Freitag ab. Doch trotz der Investitionen gibt es an vielen Einrichtungen noch große Lücken bei der Digitalisierung. Das ergab eine Umfrage des SWR bei den Schulen in der Region

Gymnasium Saarburg wartet auf Geräte aus Digitalpakt

Gravierend sind demnach die Probleme im Gymnasium in Saarburg. Nach Angaben des Schulleiters Andreas Schreiner setzt die Internetverbindung oft aus oder bricht ganz ab. Der Grund: die Kabel im Gebäude wurden falsch verlegt. Die Schule warte zudem immer noch auf passende Endgeräte aus dem "Digitalpakt Schule", einem Förderprogramm von Bund und Land.

"Kein einziger Euro ist bislang angekommen. Keine Kabelverbindung wurde erneuert, keine einzige Steckdose gesetzt, kein einziger Beamer aufgehängt. "

Lange Lieferzeiten für Smartboards und Laptops

Dabei habe das Saarburger Gymnasium die Mittel im Sommer 2020 beantragt. Ein Medienkonzept haben sie vorgelegt und die Lage mehrfach beim Kreis und beim Land angesprochen. "Das Arbeiten gestaltet sich aber nicht einfacher als vor 10 Jahren", sagt Schreiner.

"Das erzeugt großen Frust."

Auch die Realschule plus in Kell am See muss sich gedulden. Bis Ende des Jahres soll jeder Klassenraum zwar ein Smartboard - eine Art digitale Tafel - bekommen, sagt Schulleiter Sebastian Straßer. Wie lange es aber dauert, bis die beantragten Laptops und Tablets aus dem Digitalpakt ankommen, könne er nicht sagen.

Digitale Medien werden in Kell am See und Schweich bereits im Unterricht eingesetzt.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Sebastian Straßer nutzt im Musikunterricht gerne das Smartboard. Noch steht nicht in jedem Klassenraum eins.

Schüler sind von digitalen Angeboten begeistert

Dennoch habe sich das Angebot durch den Breitbandausbau verbessert. "Seitdem können wir das Internet zur Recherche nutzen und Lernvideos ruckelfrei anschauen", sagt Straßer. Das kommt auch bei den Schülern in Kell am See gut an. Das mache das Lernen oft auch einfacher, sagen Schüler.

Medienzentrum Trier verleiht Geräte

Doch virtuelle Bienenstöcke erkunden oder Frösche digital sezieren - das bleibt in vielen Schulen im Kreis Trier-Saarburg weiter Zukunftsmusik. Einen Tipp hat Thomas Pätz aus Schweich aber noch für seine Kollegen: Geräte sind auch als Leihgabe vom Medienzentrum Trier zu bekommen.

Dort werden auch Fortbildungen für Lehrer angeboten, die an digitalem Unterricht interessiert sind. Damit lassen sich die Wartezeiten auf die Geräte aus dem Digitalpakt vielleicht besser überbrücken.

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