Bernhard Stein war von 1967 bis 1981 Bischof von Trier (Foto: SWR)

Neuer Bericht wird heute vorgestellt

Früherer Trierer Bischof Stein soll Missbrauch vertuscht haben

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Nicole Mertes
Nicole Mertes arbeitet als Redakteurin im SWR Studio Trier (Foto: Nicole Mertes)

Der Fachbereich Geschichte der Universität Trier stellt heute seinen Bericht zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Amtszeit von Bischof Stein 1967 bis 1981 vor.

Personalakten des Bistums Trier und Gespräche mit von sexuellem Missbrauch durch Priester betroffene Menschen sind die Grundlage des Berichts.

Trier

Historiker der Universität Trier legen Bericht vor Missbrauchsstudie: Früherer Trierer Bischof Stein war Teil des Systems

Die Universität Trier hat heute ihren Bericht zu sexuellem Missbrauch im Bistum Trier zur Zeit des früheren Bischofs Stein veröffentlicht. Dabei ging es auch um dessen Rolle.

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Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier (UAK) hatte den Bericht und eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben.

Unabhängige Aufklärungskommission stellt Zwischenbericht zu Missbrauch in der Kirche vor (Foto: SWR)
Die Unabhängige Aufarbeitungskommission wurde im Juni 2021 in Trier gegründet. Ihr gehören sieben Mitglieder an, die zunächst auf drei Jahre ernannt wurden. Darunter sind unter anderem eine Psychologin, ein Historiker, der ehemalige rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD), die Direktorin des Trierer Bistumsarchivs und zwei Betroffene.

Er ist Teil eines Projektes des Fachbereichs Geschichte der Universität Trier, das sexuellen Missbrauch im Bistum Trier von 1946 bis 2021 untersucht.

"Das Bistum Trier hat die Situation derjenigen, die Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind, zu wenig beachtet."

Die Kommission hatte Ende August ihren eigenen Zwischenbericht vorgestellt. Darin wurden einige besonders gravierende Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester genannt. Dazu gehört der Fall des Priesters Franz Engelhardt.

Er wurde 1973 vom Landgericht Trier zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war, nachdem Lehrer ihn wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angezeigt hatten. Das Bistum Trier hatte den Priester, der seit 1961 im Bistum Trier im Einsatz war, nicht angezeigt.

"Für die Betroffenen ist das keine Vergangenheit, sondern noch immer allgegenwärtig."

Der Bericht der Kommission macht deutlich, dass es den Verantwortlichen im Bistum Trier vor allem um Geheimhaltung der Missbrauchsfälle ging. Priester, die des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurden, wurden lediglich in eine andere Pfarrei versetzt. Einige entzogen sich der Strafverfolgung durch die Staatsanwaltschaft durch Flucht nach Lateinamerika, so wie Paul Krischer.

Das Bistum hielt laut Kommission Informationen zu seinem Aufenthaltsort gegenüber der Staatsanwaltschaft zurück.

"Uns liegen Akten vor, dass Bischof Stein vertuscht hat."

Vor allem seit 2010 haben sich viele Opfer sexuellen Missbrauchs gemeldet. Viele hatten vorher aus Angst geschwiegen. Viele Betroffene wurden laut MissBit in den späten 1960er Jahren und 1970er Jahren von Priestern missbraucht, der Amtszeit von Bischof Stein. Die Kommission setze sich auch dafür ein, dass von sexuellem Missbrauch Betroffene leichter Einsicht in die Personalakten ihrer Peiniger bekommen.

Diskussion um Umbenennung des Bischof Stein Platzes

2011 wurde der Platz hinter dem Dom nach Bischof Stein benannt. Missbrauchsopfer fordern, den Platz umzubenennen und Stein die Trierer Ehrenbürgerwürde abzuerkennen. Es gab dazu im Stadtrat im Februar eine Expertenanhörung.

Bischof-Stein-Platz in Trier (Foto: SWR)
Im Jahr 2011 wurde der Platz hinter dem Dom zum Bischof-Stein-Platz.

Gehört wurde der Historiker Dr. Thomas Schnitzler, der im Sommer eine Dokumentation zu sexuellem Missbrauch im Bistum Trier veröffentlicht hat. Auch Gerhard Robbers, der Vorsitzende der Kommission sprach im Stadtrat. Im März entschied der Stadtrat, vor einer Entscheidung zu Bischof Stein den Bericht der Universität Trier abzuwarten.

Trier

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