Jungwinzer Kilian Schmitges aus Erden an der Mosel ist sehr gespannt. Und zwar darauf, was Weinexperten aus fast der ganzen Welt bei der internationalen Fachmesse ProWein zu seinem neuen alkoholfreien Riesling sagen werden.
Seit ein paar Monaten ist er auf dem Markt - aber einfach war das nicht. "Mein Vater war zuerst mal dagegen", sagt der Jungwinzer schmunzelnd. "Ich habe viel Überzeugungsarbeit leisten müssen."
Jungwinzer hat sich schon länger für alkoholfreien Wein interessiert
Seit gut zwei Jahren hat sich Kilian Schmitges, der in der siebten Generation im Familienweingut arbeitet, mit alkoholfreiem Wein beschäftigt.
Von einem Kollegen aus dem Rheingau, der schon seit zehn Jahren alkoholfreien Wein macht, hat er sich Tipps und Ratschläge geben lassen.
Dann habe sein Vater gewissermaßen eingewilligt. "Er hat gesagt, es ist in meinen Händen, wenn es erfolgreich ist, ist es gut, wenn nicht, muss ich dafür gerade stehen", sagt Kilian Schmitges.
Alkoholfreier Wein verkauft sich gut
Zunächst hat der Winzer im Oktober vergangenen Jahres mit einer kleinen Menge begonnen - 3.000 Liter. "Die waren relativ schnell ausverkauft", sagt Kilian Schmitges.
Eigentlich sei die Menge für ein ganzes Jahr gedacht gewesen, nach nur drei Monaten sei der Wein schon verkauft gewesen. Damit hätten er und sein Vater zunächst gar nicht gerechnet.
Alle Altersgruppen interessieren sich für "Alkoholfrei"
Viele junge Leute interessierten sich für alkoholfreie Weine, so Schmitges, aber auch ältere Menschen, die - ärztlich verordnet - keinen Alkohol trinken dürften. Außerdem sei es eine gute Alternative für alle, die ein Glas trinken wollten und Autofahren müssen.
"Vor einigen Wochen war ein Ehepaar bei mir, die Frau trinkt keinen Wein und der Mann möchte in der Fastenzeit keinen Alkohol trinken. Die beiden haben direkt mal zwei Kartons Wein mitgenommen", erzählt der Jungwinzer.
Alkoholfreie Weine im Trend Was Sie über alkoholfreien Wein wissen müssen
Alkoholfreier Wein wird immer beliebter. SWR1 Weinexperte Dominik Bartoschek weiß, was hinter den Produkten steckt und woher dieser Trend kommt.
Erster alkoholfreier Wein vor 100 Jahren hergestellt
"Das Verfahren, alkoholfreien Wein herzustellen, gibt es schon lange", sagt Ansgar Schmitz von Moselwein e. V. "Und zwar mehr als 100 Jahre." Carl Jung aus dem Rheingau habe es entwickelt. Dem Wein werde der Alkohol wieder entzogen - auf schonende Art und Weise.
Jungwinzer Kilian Schmitges ergänzt: "Es ist ein fertiger Wein, der entalkoholisiert wird und dann einen Alkoholgehalt von unter 0,5 Volumenprozent hat. Dann wird er mit Traubenmostkonzentrat gesüßt, weil Alkohol ein Geschmacksträger ist."
Weinberater: Alkoholfreier Wein ist "tolle Alternative"
Maximilian Melcher ist Weinberater im Weinbistro im Kloster Machern. Er verkauft dort unter anderem auch alkoholfreien Wein. "Gerade Menschen, die lieber auf Alkohol verzichten, was zur Zeit im Trend ist, greifen gerne zur alkoholfreien Variante", sagt der Weinberater.
Auch er selbst trinkt ab und zu alkoholfreien Wein - seine Bewertung: "Wir haben eine tolle Frucht - es ist natürlich nicht der volle Geschmack wie bei einem konventionellen Wein. Jedoch ist das eine tolle Alternative."
Alkoholverzicht immer mehr im Trend
Noch immer ist der Anteil von alkoholfreiem Wein am Gesamtmarkt relativ gering. Nach Angaben des Deutschen Weininstituts - DWI - liegt der Anteil unter einem Prozent.
"Allerdings ist die Tendenz stark wachsend", sagt DWI Sprecher Ernst Büscher. Selbst unter Jugendlichen sei es inzwischen chic, auf Alkohol zu verzichten. Was auch als Argument für viele Weintrinkerinnen und Weintrinker zähle, sei der Umstand, dass der Alkoholfreie ungefähr zwei Drittel weniger Kalorien habe als der mit Alkohol.
Diesen Trend bestätigt auch Ansgar Schmitz von Moselwein e. V. So gebe es auch an der Mosel immer mehr Winzer, die dies anbieten würden. Genaue Zahlen darüber gebe es zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht.
Jungwinzer präsentiert Riesling ohne Promille auf Messe
Kilian Schmitges hat inzwischen schon die zweite Abfüllung des Alkoholfreien auf den Markt gebracht. Den will er jetzt auf der ProWein in Düsseldorf vorstellen. "Wir schauen mal", sagt er, "wie die Resonanz ist, dann wissen wir, wo das Ganze hingeht." Aber er sei guter Dinge, denn alkoholfrei sei extrem gefragt.