Christiane Gerhardt, Vorsitzende des Mainzer Seniorenbeirats, vor Sparkassenfiliale auf dem Lerchenberg. (Foto: SWR)

"Bodenlose Unverschämtheit"

Mainzer Senioren kritisieren Schließung von Sparkassen-Filialen

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Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz. (Foto: SWR)

In Mainz soll die Sparkassen-Filiale auf dem Lerchenberg komplett geschlossen werden. Sechs Filialen sollen als SB-Stellen weiter betrieben werden. Der Mainzer Seniorenbeirat sieht das kritisch.

Mindestens einmal pro Woche kommt Christiane Gerhardt in die Sparkasse-Filiale im Mainzer Stadtteil Lerchenberg: Vor allem zum Geld einzahlen oder abheben. Die 75-Jährige wohnt in Marienborn. Mit der Straßenbahn sei die Bankfiliale auf dem Lerchenberg aber gut erreichbar, sagt Gerhardt. Dass die Geschäftsstelle der Rheinhessen Sparkasse in Zukunft geschlossen werden soll, findet die Vorsitzende des Seniorenbeirats eine "bodenlose Unverschämtheit".

Und sie ist nicht alleine: Auch eine 78-jährige Lerchenbergerin findet es "ganz ganz schlimm", dass die Filiale geschlossen werden soll. Sie wohnt direkt nebenan, erzählt sie. Künftig müsse sie jetzt aber in die Stadt fahren, wenn sie zur Bank will.

Außenaufnahme der Sparkassenfiliale in Mainz-Lerchenberg (Foto: SWR)
Noch ist sie geöffnet: Diese Filiale der Rheinhessen Sparkasse auf dem Mainzer Lerchenberg soll demnächst komplett geschlossen werden - wie auch die Filiale in Guntersblum und eine Filiale in Worms.

Neben der Filiale auf dem Lerchenberg, die komplett geschlossen werden soll, werden in Mainz außerdem sechs Filialen zu Selbstbedienungsstellen (SB-Stellen) ohne Beratungspersonal umgewandelt. Gleichzeitig sieht der Plan der Rheinhessen Sparkasse vor, alleine in Mainz acht bereits bestehende SB-Stellen zu schließen.

"Das kann es doch nicht sein", sagt Gerhardt. "Den älteren Leuten bleibt dann nichts anderes übrig als an den Hauptbahnhof zu fahren und sich da in die Schlange zu stellen." Sie selbst nutze zwar auch das Online-Banking. Für viele ältere Menschen sei das aber keine Option, sagt Gerhardt. "Viele Menschen kommen nicht damit klar. Die haben auch kein Smartphone oder keinen Internetzugang." Auch für viele Menschen mit Handicap sei es ein Problem, wenn es keine Sparkassenfiliale mehr in ihrer Nähe gebe. "Das ist ein Schlag ins Gesicht dieser Menschen, die auf ihre Sparkasse vor Ort angewiesen sind."

Sparkasse: Beratungsangebot gerade bei älteren Menschen bekannter machen

Als Grund für die Veränderungen gibt die Sparkasse in ihrem "Zukunftsplan" an, dass Kundinnen und Kunden immer häufiger die Online-Angebote der Bank nutzten. Deshalb werde in Zukunft vermehrt auf größere Beratungscenter sowie digitale und telefonische Angebote gesetzt. In diese Bereiche will die Rheinhessen Sparkasse auch weiter investieren.

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Gerade ältere Menschen wüssten oft nicht, was es für Alternativangebote gibt, sagt Volker Rathay, Sprecher der Rheinhessen Sparkasse, zur Kritik des Mainzer Seniorenbeirats. "Wir müssen deshalb erklären, was heute auch im Internet oder am Telefon möglich ist." Die Sparkasse gehe deshalb regelmäßig unter anderem in Altenwohnheime oder Seniorenbeiräte und erkläre dort, was es für Lösungen gibt.

So gebe es neben den Angeboten im Internet oder am Telefon auch immer noch die Möglichkeit einer persönlichen Beratung in den anderen Beratungsstellen oder Geschäftsstellen. "Bei einer Anlage-Beratung kommen wir auch gerne nach Hause", sagt Rathay. Für Leute mit eingeschränkter Mobilität gebe es zum Beispiel auch ein "Bargeldtaxi" der Sparkasse.

Seniorenbeirat muss wohl Fahrdienst einrichten

Christiane Gerhardt vom Mainzer Seniorenbeirat überzeugt das nicht: Wenn Leute auf sie zukommen und sie fragen, was sie tun sollen, rate sie ihnen die Bank zu wechseln. Sie selbst habe das auch vor, sagt Gerhardt. "Ich dachte an und für sich, die Sparkasse wäre kundenfreundlich. Jetzt muss ich sagen: ist sie nicht." Für alle anderen müsste der Seniorenbeirat dann wohl einen Fahrdienst einrichten, sagt Gerhardt. Damit sie auch weiterhin zu ihrer Bank gehen können.

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