Für obdachlose Menschen sind die Wintermonate besonders gefährlich. Städte und Initiativen in Rheinhessen und an der Nahe schaffen für die kalte Jahreszeit deshalb zusätzliche Angebote.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON)

Wenn der Winter kommt

Obdachlosenunterkünfte in Mainz, Bad Kreuznach und Worms bereiten sich vor

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Sibylle Jakobi
Vanessa Siemers
SWR-Redakteurin Vanessa Siemers (Foto: SWR)

Der Herbst ist mittlerweile bei uns angekommen und damit werden auch die Tage und Nächte wieder kühler. Deswegen schaffen Städte und Initiativen in Rheinhessen und an der Nahe zusätzliche Angebote für wohnungslose Menschen.

In Mainz reichen die Übernachtungsplätze erfahrungsgemäß im Winter nicht aus. Deshalb wird die Stadt nach eigenen Angaben auch wieder zusätzliche Notunterkünfte einrichten, wenn es kälter wird. Ob es sich dabei um Container oder andere Unterbringungsmöglichkeiten handelt, dazu hat sich die Stadt noch nicht geäußert.

Unterstützt wird sie von Initiativen, Vereinen und Kirchengemeinden. Der Mainzer Arzt Gerhard Trabert hat mit seinem Verein beispielsweise gerade ein Haus gekauft. Dort sollen ausschließlich wohnungslose Frauen unterkommen. Was allerdings noch fehlt, sind Übernachtungsmöglichkeiten für Menschen mit Hunden. Offiziell dürfen Hunde in die Einrichtungen nicht mitgenommen werden, so Trabert.

"Wir haben auch schon mal eine Decke für den Hund und einen Schlafsack fürs Herrchen ausgegeben."

Neben der neuen Unterkunft für Frauen gibt es in Mainz für Obdachlose auch das Thaddäusheim (Oberstadt), das Heinrich-Egli-Haus (Hartenberg), den Wendepunkt (eine Anlaufstelle für Frauen in Wohnungsnot in der Neustadt) und die Housing-Area (Gonsenheim). Außerdem soll der Kältebus des Vereins Rheinhessen hilft ab dem 1. November wieder eingesetzt werden. Damit versorgen Ehrenamtliche auf der Straße lebende Menschen in Rheinhessen und an der Nahe. Sie bringen ihnen zum Beispiel Essen, warme Getränken oder Kleidung. Bei Bedarf werden Betroffene auch in Notunterkünfte gebracht.

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Zwei neue Wohnwagen für Bad Kreuznacher Bauwagenplatz

Auch in Bad Kreuznach sucht man momentan verstärkt nach zusätzlichen Unterkünften für Wohnungslose. Der Verein Bastgässjer schafft gerade zwei neue Wohnwagen für den Bauwagenplatz an. Dort waren zwei Wohnwagen ausgebrannt. Da mittlerweile einige Tausend Euro an Spenden zusammengekommen seien, könne jetzt Ersatz besorgt werden.

"Die Leute sind alle hilfsbereit", sagt Rolf Lichtenberg vom Bastgässjer-Verein. Neben den Geldspenden würden sie aber auch Lebensmittel und Hundefutter bekommen. Supermärkte, die beispielsweise aufgerissene Säcke nicht mehr verkaufen können, geben diese ab.

Zudem bietet die Stiftung Kreuznacher Diakonie in Bad Kreuznach, Bretzenheim und Idar-Oberstein Notunterkünfte für Obdachlose an. Diese Unterkünfte sind laut Diakonie auch rund um die Uhr erreichbar. Außerdem gibt es in der Stadt noch den Tagesaufenthalt des Cafés Bunt für Frauen. Im Notfall können sie dort auch übernachten.

Warmes Essen für Obdachlose in Ingelheim

In Ingelheim hat die Pladdebuzzer Kaffeestubb wieder geöffnet. Seit bereits 29 Jahren bekommen wohnungslose Menschen dort jeden Freitag ein warmes Mittagessen. "Außerdem können sie hier ihre Wäsche waschen und duschen", sagt Mitbegründerin Ulrike Weitzel.

"Die Leute sind sehr dankbar... Bis zum wohnungslosen Professor waren schon alle da."

Die Pladdebuzzer Kaffeestubb ist für viele seit Jahren ein Treffpunkt. Es kommen aber auch immer wieder neue Menschen. Außerdem schauen hin und wieder auch ehemalige Wohnungslose vorbei, um Ulrike Weitzel und ihrem Team mal wieder "hallo" zu sagen.

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Einige Menschen wollen auf der Straße bleiben

Obdachlose in Worms können in den Wintermonaten in die Wärmestube in der Nichtsesshaftenherberge, die vom DRK betrieben wird. Dort sind nach Angaben der Stadt auch Menschen willkommen, die nicht in der Herberge übernachten.

Trotzdem gebe es nach wie vor einige Menschen, die sich bewusst dafür entscheiden, auf der Straße zu leben. Diese würden in der kalten Jahreszeit durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vollzugsdienstes angesprochen und auf die Unterstützungsmöglichkeiten hingewiesen, so die Stadt.

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